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@Korya wg Amerikanischer Schule

Thema: @Korya wg Amerikanischer Schule

Hallo Korya, Unsere Freunde sind mir der amerikanischen Schule bisher ganz zufrieden, aber die Kinder sind auch erst seit ca. zwei Wochen dort. Allerdings ist es mit den Kosten wohl so, dass sich mit Schulbus, Essen, Fahrten und Zusatzangeboten die Kosten pro Kind wohl doch eher Richtung 50.000 EUR bewegen. Die amerikanischen Botschaftskinder gehen wohl alle dorthin. In meinem letzten Auslandsaufenthalt hatte die Botschaft durchaus die Britische Schule empfohlen, weil die amerikanische Schule eine nicht so guten Ruf hatte. Ich werde in ein paar Wochen wieder berichten. Ich habe aber auch an Dich noch eine private Frage: Meine Tochter möchte ein Austauschjahr in Asien machen, sucht noch ein weiteres Land für die Wunschliste und schwankt zwischen Korea und Japan. Du kennst ja beide Länder gut. Was würdest Du eher empfehlen? Wir Eltern tendieren zu Korea, auch wenn die Schule vielleicht ähnlich wie in China sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, aber wir vermuten mehr Offenheit bei den Koreanern. Meine Tochter spricht Englisch und Chinesisch und hat schon 5 Jahre China hinter sich. Ich würde mich freuen, wenn Du mir da ein paar Denkanstöße geben könntest.

von Astrid18 am 07.09.2020, 08:53



Antwort auf Beitrag von Astrid18

Hallo, danke für die Rückmeldung! Das habe ich mir schon gedacht, aber was ich seither gesehen habe, fürchte ich dass solche Summen bei vielen der Schulen dort zusammen kommen. Leider sind nicht alle transparent, was die Kosten anbelangt, bzw. wollen dass man sie direkt kontaktiert. Bin mal gespannt, wie der Eindruck nach den ersten Monaten ist, insb. das Rahmenprogramm. Wegen Korea/Japan kannst du (oder sie selbst) mir gerne eine pn mit spezifischen Fragen schicken, wenn du magst. Vorab als Warnung: ich bin fürchterlich voreingenommen, weil wir uns in Korea unendlich wohl gefühlt haben. Es gibt dort aber auch viele Schattenseiten, insofern hängt es immer davon ab, wo und wie man lebt. Wir haben in Suji gewohnt, in der "Pampa" (also aus koreanischer Sicht, mit 300,000 Einwohnern galt es als Kleinstadt) und lebten somit mitten in rein koreanischer Nachbarschaft. Teils hatten sie dort noch nie einen Ausländer von nahem gesehen. Nach einer Woche kannte uns also jeder im Umkreis von 20 Meilen... Grundsätzlich finde ich die Koreaner (die "Italiener" Asiens) sehr viel herzlicher und neugieriger, dadurch kommt man schnell ins Gespräch. Auch die Schnelligkeit und Spontaneität haben mich angesprochen. Die Japaner als "Deutsche" Asiens sind deutlich kühler, die Freundlichkeit ist falsch, alles ist seeeehr langsam und kompliziert, und es gibt Tausend Regeln, deren Sinn sich nicht immer erschließt. Die Japaner, gerade die älteren, zeigen dir ihre Ausländerfeindlichkeit oder Verachtung viel offener - die Koreaner sind es teils insgeheim auch, aber sie lassen es einen nicht ständig so spüren. Z.B. dass alle, wenn du im öffentlichen Bad bist, das Becken verlassen, sobald du rein gehst, ist mir nur in Japan passiert, in Korea nie - und da waren wir oft im Jimjilbang. Oft sind die Koreaner auch eher Amerikafeindlich als allgemein xenophob - wenn sie erstmal mit bekommen, dass du kein Amerikaner bist, tauen sie auf. Mit Englisch und Chinesisch kommt sie vermutlich in beiden Ländern nicht so weit. Das Schriftchinenisch wird ihr in Japan ein bisschen helfen, aber die Sprache ist anders - sie wird viel lesen, aber nichts aussprechen können. Dafür haben die Koreaner ein Alphabet, das sich an einem Abend lernen lässt - es ist viel einfacher als unser ABC. Wo war sie in China? Die drei Länder sind schon recht unterschiedlich von der Art, wobei es innerhalb Chinas selbst ja schon Unterschiede wie Tag und Nacht gibt. Aber oberflächlich gesehen ist Korea vielleicht einen Tick näher an den Chinesen - schwer zu sagen. In welcher Region würde sie in Korea bzw. in Japan landen? Oder könnte sie sich die Stadt aussuchen? LG

von Korya am 09.09.2020, 16:53



Antwort auf Beitrag von Korya

Nachtrag - weil jetzt Japan so negativ weg gekommen ist Das Land hat natürlich auch wirklich schöne Seiten. Die meisten Deutschen, die ich kenne, sind total begeistert. Es kommt von der Mentalität her Deutschland in vielem schon sehr nahe. Wenn man hauptsächlich in seiner Expat-Bubble lebt und sich die Rosinen herauspicken kann, ist Japan sicherlich wunderschön. Uns ist es hingegen immer wichtig, anzukommen und lokale Nachbarn zu haben, wir wohnen bewusst nicht in der Nähe von Ausländerclustern. Aber dadurch völlig isoliert. Die meisten Nachbarn grüßen nicht einmal, oder erst, wenn wir betont höflich einen guten Morgen wünschen. Aber meiner Meinung nach sind die Tokyoter (gerade in Downtown Tokyo) in der Mehrzahl NICHT vergleichbar sind mit den Japanern anderswo. Am schlimmsten sind hier die Geschäftsmänner: immer gehetzt, immer genervt und gefrustet, richtige Rüpel, überall am vordrängeln, die Kinder bekommen Ellbögen ins Gesicht, wenn sie nicht rechtzeitig zur Seite springen, junge Mütter mit Kinderwagen werden zur Seite geschoben, damit man selber als erster in den Fahrstuhl kommt etc... Falscher Film. Sobald man hingegen die Innenstadt verlässt und auf andere Familien trifft, sind die ganz anders. Am besten hat uns übrigens Sapporo gefallen - da waren die Leute fast "koreanisch", offen, entspannt, haben in der S-Bahn sogar gelächelt, beim Einkaufen mit uns Smalltalk gehalten, die Kinder mal nett behandelt... geht also auch so. Vielleicht sind wir einfach im der falschen Ecke oder Nachbarschaft gelandet.

von Korya am 09.09.2020, 17:35



Antwort auf Beitrag von Korya

Vielen Dank schon einmal. Ich melde mich mit konkreten Fragen in den nächsten Tagen mit PN bei Dir!

von Astrid18 am 10.09.2020, 09:27