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Kinder mit Behinderung

Thema: Kinder mit Behinderung

Was mich mal interessieren würde: Ist eine zweisprachige Erziehung auch was für Kinder mit einer geistigen Behinderung? Etwa für Kinder mit Down Syndrom? Oder überfordert sie das zu sehr?

von Miminora am 24.08.2020, 09:21



Antwort auf Beitrag von Miminora

Hej! dazu gibt es vermutlich schon Studien, aber wie aussagestark und richtig die wirklich sind, hängt ja sowieso immer vom Kind und vielem anderen ab. Ich weißes nicht. Ich "kenne" nur eine Frau in einem dän. Mehrsprachenfoum, die sogar gegen den Rat von Ärzten und anderen "Fachleuten" (dies nur in "", weil sie eben oft mit Bilingualität wenig zu tun habe nudn sich wenig auskennen) ihre Zwillingsfrühchen,die so einiges einzuholen und aufzuholen hatten, zweisprachig erzog - und die zwar mit deutlicher Verspätung (aber wer sagt, daß sie das aufgrund ihrer Frühchenprobleme nicht eh getan hätten) wesentlich später,aber zweisprachig sprachen. Ich glaube, letztendlich ist das eigentlich wieder so eine theoretische "Fremdpsrachenfrage", weil Du evtl. übersiehst,d aß viele Eltern gar nicht anders KÖNNEN als zwei- oder noch mehrsprachig zu erziehen. Das ist keine Wahl, weil es chic ist oder das Kind es mal "besser in der Schule haben soll", sondern eine natürliche Gegebenheit. man wohnt indem einen Land und spricht die Landessprache gar nicht oder nur rudimentär - würdest Du da zuhause nur diese 3 Brocken Chinesisch oder Polnisch oder Tschechisch sprechen,die du kannst? Auch ich hätte bei der Geburt meiner Kinder zwar genug Dänisch, aber erst doch auf sehr niedrigem Niveau (gemessen an meinen Deutschkenntnissen und Sprachansprüchen) gekonnt, wäre es gut gewesen,wenn ich mich da täglich verbogen hätte, wo es sowieso heißt, man solle die "Herzenssprache" wählen? Und wäre die nicht viel wichtiger gerade bei Kindern mit Down-Syndrom? Es gibt viele Eltenr,die die "andere" Muttersprache gar nicht oder nicht gut genug beherrschen. D.h. Es ist eben keine Wahl, sondern schlicht eine Notwendigkeit, wen nwir hier unsere Kinder mehrsprachig erziehen. Und von daher stellt sich diese Wahl eben auch bei Kindern mit Behinderung nicht so, wie das in Denier Frage anklingen könnte. Man muß sich den Gegebenheiten anpassen, immer - mit gesunden und behinderten Kindern. Ich denke, die Eltern werden abwägen müssen, wie sie das zu Gunsten ihres Kindes machen .Ich glaube aber nicht, daß man per se sagen sollte oder kann, daß es Kinder mit Handicap generell überordert, mehrsprachig aufzuwachsen. , Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 24.08.2020, 10:52



Antwort auf Beitrag von Miminora

Da habe ich überhaupt keine eigenen Erfahrungen und auch keine Fachkenntnisse. Ich kann aber trotzdem Ursel beipflichten - Fachleute würden in so einem Fall sicher raten, sich auf eine Sprache zu konzentrieren. Die Frage ist, inwieweit die Umstände das überhaupt ermöglichen. Und letztlich schaut man ohnehin immer auf die Reaktion des Kindes und reagiert entsprechend. Sicher würde ich bei einem geistig behinderten Kind darauf verzichten eine fremdsprachige Au-pair zu engagieren, um dem Kind mal eben schnell noch eine weitere Sprache "beizubringen". Aber wenn man im Ausland lebt und mit dem Kind eben seine Muttersprache spricht, weil man die Umgebungssprache gar nicht fehlerfrei spricht? Oder die Eltern und Grosseltern eben verschiedene Sprachen sprechen? Schwierig. Da gibt es sicher keine Pauschalantwort, sondern jede Menge Einzelfälle - manche Kinder sprechen gar nicht und reagieren auch nicht adäquat auf das, was um sie herum gesprochen wird, andere kommunizieren nur mit Hilfe von Piktogrammen, auf die sie zeigen. Da braucht man nicht über Mehrsprachigkeit nachzudenken. Andere lernen langsamer Sprechen, aber wer weiss, ob es da eine Rolle spielt ob es eine oder mehrere Sprachen sind? Selbst beim Down-syndrom gibt es ja ganz unterschiedliche "Ausprägungen" - manche sind stark gesundheitlich beeinträchtigt, machen schon in ganz früher Kindheit viele Operationen durch, andere sind einfach "anders", aber durchaus in der Lage ein Hochschulstudium zu absolvieren. Kann man da schon kurz nach der Geburt entscheiden, ob ein Kind mit mehrsprachiger Umgebung überfordert ist? Und ist es nicht essentiell, dass ein Baby und Kleinkind - egal wie "intelligent" - erstmal geborgen und emotional positiv umgeben ist? Also spreche ich meine Muttersprache, denn in der kann ich Emotionen am besten und autentischsten ausdrücken, kenne Kinder- und Wiegenlieder, Reime usw... Dann kann sich das Kind maximal gut entwickeln. Alles andere findet sich nach und nach.

von Kacenka am 24.08.2020, 12:49



Antwort auf Beitrag von Kacenka

Wieso bloß --- gibt es in diesem Forum kein Daumen-hoch? Hier würde ich sofort kommentarlos setzen! Wie gesagt, da würde ich immer auf mein Kind achten und auf mein Bauchgefühl hören --- die sog. Fachleute hatten auch dieser (übrigens amerikan .Mutter in DK) abgeraten, ihre Muttersprache mit den Babys zu sprechen ,daß sie ja in DK die dän. Sprache können sollten und alles andere viel zuviel würde. Das ging aber rein als Herzensangelegenheit bei ihr nicht, was ich gut verstehen kann. Sie hatte durchaus auch ihre Zweifel, es ist auch etliche Jahre her und die Einstellung zur Mehrsprachigkeit ändert sich ja erst in den letzten Jahren, Wir haben da auch viel diskutiert, kann ich mich erinnern,es war ein Stechen ins Blaue, da wir ja eh nichst dazu wußten und die Kinder auch nicht kannten. Aber sie hat es dann rein aus dem Bauch heraus nicht gekonnt, mit ihren Kindern eine Fremdsprache - und das ist Dänisch eben für uns - zu sprechen. Egal wie gut sie darin ist. Und irgendwann kam die gute Nachricht, die kinder hätten deutlich länger mit Sprechen gebraucht, aber sie taten es - in beiden Sprachen. Immerhin haben die Kinder so sicher auch ihre Gefühle durch ihre Sprache vermittelt bekommen - das wäre auf Dänisch = Fremdsprache nie so gut gegangen! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 24.08.2020, 14:10



Antwort auf Beitrag von Miminora

Ich habe schon Downsyndromkinder kennen gelernt, die in der Schule durchaus normal English gelernt haben , in Deutschland . Von daher würde ich ganz normal bilingual erziehen. Da man ja erst im Verlauf des Größerwerdens beim Downsyndrom sieht wie stark die Trisomie ausgeprägt ist würde ich nicht darauf warten , sondern vom Anfang an zweisprachig erziehen. Moment : ich weiss doch von einer Familie , türkisch, deren drittes Kind Trisomie 21 hat ... wie ausgeprägt , kann ich nicht sagen, nur dass sie zu Hause bestimmt nicht die Zweisprachige Erziehung der älteren Kinder ( mind 7 Jahre älter) aufgehört haben . Sie selber sprechen die Sprache ihrer Eltern zu Hause und mit Angehörigen der Familie im In und Ausland , Draußen sprechen sie deutsch- beide sind in D geboren und aufgewachsen.

von reblaus am 24.08.2020, 14:22



Antwort auf Beitrag von reblaus

Es gibt ja genug Kinder mit Problemen, die Eltern mit Migrationshintergrund haben, aber in Deutschland zur Schule / Kindergarten gehen, die verstehen ja auch beide Sprachen, eben je nach ihrer geistigen Aufnahmefähigkeit.

von mutti6 am 24.08.2020, 18:57



Antwort auf Beitrag von Miminora

Ich bin kein Fachmann (und ja, die gibt's ja auch - Tip: mal ein paar Unis anschreiben, die sich wirklich mit solchen Themen befassen, und die Antworten kritisch lesen?). Aber ich schließe mich absolut an: "nach Bauchgefühl loslegen und aufs Kind hören" (sofern Du nicht fundiert (!) etwas anderes erfährst). Ich kannte mal einen jungen Studenten, der als Kind dreisprachig aufgezogen wurde: Muttersprache, Vatersprache, Landessprache. Der Junge sprach jahrelang einfach gar nicht (mindestens 3, vielleicht sogar 5 Jahre, bin nicht mehr sicher). Die Eltern holten sich Rat, sprachen daraufhin nur noch die Landessprache mit ihm, die sie selbst nur so einigermaßen beherrschten - aber sie wollten halt aufs Kind eingehen, das in diesem Fall nach allem Anschein überfordert war. Daraufhin lernte der Junge verspätet die Landessprache... und sehr viel später auch Fremdsprachen (ich glaube, auch eine oder beide elterlichen Sprachen). Ein Sprachgenie wurde er wohl nie, aber vielen Mitmenschen hatte er irgendwann trotzdem sprachlich einiges (!) voraus. Ich bin auch mal einer geistig etwas (!) eingeschränkten Frau begegnet, die fließend und mit sehr guter Aussprache Englisch als Zweitsprache beherrschte - weil sie großer Disneyfan war und sämtliche Filme rauf und runter im Original geschaut hatte. Die Klassenkameraden hatten in der Zeit anderes gemacht und waren sozial geübter, aber hey, sie selbst hatte sich eben so sozialisiert. (Ich weiß zu wenig über ihr Aufwachsen, um zu sagen, ob die Eltern stattdessen soziale Fähigkeiten mehr hätten fördern können... oder das Kind es gewissermaßen "nicht zugelassen hatte".) Will damit sagen: Warum nicht erstmal loslegen - und wenn's nicht klappt, aber auch den Mut und die Offenheit haben, von eigenen Wünschen Abschied zu nehmen. Das einzige, was ich (nur Bauchgefühl!) einem intellektuell eingeschränkten Kind vermitteln würde, wäre anfangs eine einzige dominante Sprache (plus Zweitsprache!), also keine komplette Gleichwertigkeit mehrerer Sprachen, weil die im Zweifelsfall anspruchsvoller sein könnte. Und: Wenn's dann "schiefläuft", gibt es auch eine Sprache, die ausgebaut werden kann.

von Anna-Fine am 13.09.2020, 12:39