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Ich mache mir Sorgen ob Deutsch-türkisch Mix meinen Sohn verwirrt.....

Thema: Ich mache mir Sorgen ob Deutsch-türkisch Mix meinen Sohn verwirrt.....

Hallo ihr Lieben, einige von euch können mir ggf helfen oder einfach noch Tipps geben ;) Ich habe einen kleinen Sohn von über 19 Monaten.... Ich weiss dass er natürlich noch sehr klein ist und Druck oder Stress möchte ich ihm und mir sowieso nicht machen. Dennoch ist es so dass er bis heute kein einziges Wort spricht. Ich spreche den gesamten Tag deutsch mit ihm. Die Familie meines Ehemanns kommt aus der Türkei, er spricht deutsch und türkisch fehlerfrei. Türkisch kann er sprechen aber nicht mehr perfekt schreiben. Da fehlt ihm die Grammatik etc. Texte übersetzen kann er aber. Wir haben entscheiden dass mein Mann mit dem Kleinen türkisch spricht. De facto ist das aber nur abends von gefühlt 19.00 bis 20.00 Uhr- nach der Arbeit. Da ich den Tag mit ihm verbringe schätze ich mal dass er 95% deutsch hört und nur leider ca 5% türkisch. Kann ihn das verwirren? Mein Mann hatte als Kind große Sprachprobleme und hat wie sein Bruder und Vatet gestottert. Mit Therapie und Training geht es heute, in seltenen Situationen hört man es aber noch. Bis heute lese ich widersprüchliches ob es vererbbar ist.... gut aber das ist nun was anderes.... Ich frage mich ob wir den richtigen Weg gehen. Ich beschreibe ihm immer alles und versuche viel mit ihm zu sprechen aber es kommt einfach kein Ton bei ihm. Mal ein " Bu" oder "Ma".... Aber auch zwei silben hintereinander kommen da nicht. Da wir sehr viel Möhren essen und morgens Müsli versuche ich immer ihm diese Worte zu entlocken - ich sehe dann dass er sich richtig anstrengt und lange die Lippen aufeinander presst bis dann ein "Mü" oder "Mö" kommt. Dann tut er mir schon fast leid weil es ihm anscheinend so schwer fällt zu " sprechen".... Meine Mama ist pensionierte Lehrerin ( Grundschule) und sagt ich solle bald mal zu einem Logopäden.... Ich denke das ist übertrieben... oder? Ich möchte meinen einzigartigen Sohn gar nicht vergleichen sehe aber schon dass gleichaltrige Kinder oft schon an die 50 Wörter können..... wenn man halt mit bekannten unterwegs ist wo die Kids gleich alt sind.... Wie seht ihr das? Ab wann muss ein Kind eigentlich sprechen? Und ab wann würdet ihr das weiter abklären lassen? Danke für die Antworten. Lea

von _LeA_ am 31.01.2018, 20:27



Antwort auf Beitrag von _LeA_

Hej Lea! Willkommen hier, schön, daß es gerade in diesen letzten tagen so viele neue mehrsprachige Eltern gibt, die das Forum neu beleben! Zuerst einmal finde ich absolut nicht, daß Dein Kind spät dran ist - meine 2. Tochter hat erst mit 3 Jahren gesprochen (im Vergleich war ihre große Schwester gut 1 Jahr eher dran mit Wörtern und auch mit Sätzen). Wann ein Kind anfängt zu sprechen hängt weniger mit dr Anzahl der Sprachen, sondern vielmehr mit dem Typ Kind zusammen - meine Jüngste spricht gut und fehlerfrei, aber immer noch deutlich weniger als die große Schwester - sie hat ihre Prioritäten woanders . Und gerade männliche Wesen zeichnen sich ja generell nicht gerade als Quasselstrippen aus -Also - da erstmal ruhig Blut. Verwirren kann ein Kind Mehrsdprachigkeit nicht, solange Ihr weitgehend bei Euren Sprachen bleibt. Natürlich wäre es wünschenswert, daß Dein Mann mehr zeit für die türkische Sprache hätte,. aber Ihr habt wohl das familiäre türkische Umfeld, das auch unterstützen kann. Es gelten wie immer hauptsächlich 2 regeln: Je mehr zeit man für eine Sprache (oder etwas anderes) aufbringt, umso besser lernt man sie (es). Und: Je besser und natürlicher die Mehrsprachigkeit in Eure Familie und Euren Alltag paßt, umso natürlicher ist es für das Kind. es merkt, wenn Ihr Zweifel habt, wenn Ihr denkt: Das wird ja eh nichts, wenn ihr selbst Fragezeichen an den Erfolg setzt. Kinder sehr sensibel Seismographen für solche Stimmungen. Also Authentizität und Überzeugung ausstrahlen - fühlen, dann klappt es leichter. Vor allem: Je natürlicher Ihr es in den Alltag einbingt, umso leichter haltet Ihr es ja auch durch - umso authentischer seid Ihr eben auch. Also - solange Du merkst, Dein Kind hört gut, versteht Deine Sätze (die Kleine verstand mit der zeit durchaus auch kompliziertere Sätze in beiden Sprachen aber sie sprach eben erstmal nicht ) - solange brauchst Du eben Geduld. Kinder haben ihr eigene Zeit, und es geht nicht besser, wenn sie Erwartungsdruck spüren, den sie u.U. enttäuschen. Alles GUte - erzähl mal, wann und wie dann irgendwann "brabbelt". Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 31.01.2018, 21:04



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Mit 1,5 irgendwelches Sprechen zu entlocken und mit Logopäden zu drohen ist nicht ganz Kindgerecht. Hier konnten die Kinder bis zum zweiten Geburtstag nur einzelne Silben. Kurz nach dem zweiten Geburtstag kamen die ersten wörter und fast sofort ganze Sätze "Anken Eis Mama"="Danke für das Eis, Mama". Mit 4 haben beide gelesen, mit 5 geschrieben und lernen jetzt beide Sprachen in Wort und Schrift ohne große Probleme (wenn auch mit Akzent in der nicht-Umgebungs-Sprache). Hier haben wie auch vererbte Stotterei. Mein Papa stottert in Stresssituationen immer noch, obwohl mit dem jahrelangen Training es viel besser ist. Ich selber habe bis zur Pubertät gestottert. Meine große hat um den 3te Geburtstag massiv gestottert. Darauf gab es (mit Nachdruck erreichtes) Logo-Rezept. Ab Session 6 und nach einer Osteopathie-Einrenkung war der Spuck vorbei. Die letzten Termine war reine Sprachförderunf, und meine Große hat die Besuche bei Spieldoktor sehr gemocht. Sie fand es weitere 4 Jahre sehr schade, nicht mehr hingehen zu dürfen. Dein Kleiner wird reden, ganz bestimmt. Gib ihm Zeit fürs reifen, das braucht er mehr als Versuch, die Worte zu trainieren.

von lubasha am 31.01.2018, 22:12



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Also sehr schön, kompetent und unaufgeregt finde ich bei solchen Fragen ja immer das Buch von Remo Largo, Babyjahre. Largo ist Kinderarzt und beschreibt, wie sich die Kinder in den ersten Kahren ihres Lebens entwickeln - also mit Blick auf Sprache, aber auch Schlafen, Ernährung etc. Grundtenor ist dabei immer, dass es eine sehr sehr große Bandbreite gibt, manche Kinder fangen halt früh an, andere spät. Ich weiß leider ncht mehr genau, wann meine Tochter angefangen hat mit den ersten Wörtern. Sie ist sehr lange bei den einzelnen Wörtern geblieben. Ziemlich genau am zweiten Geburtstag sagte sie ihren ersten Zweiwortsatz. Ich weiß das noch genau, weil bei der Vorsorgeuntersuchung am nächsten Tag genau diese Frage kam und ich erleichtert antworten konnte, ja, sie sagt schon Zweiwortsätze :) Generell wurde bei der U7 bei uns zum ersten Mal die Sprache "abgeprüft". Forcieren würde ich das Sprechen nicht, also nicht vorsprechen und dann warten, bis das Kind nachspricht. Da hätte ich die Befürchtung, dass es Sprache mit Zwang assoziiert. Aber wenn Du wirklich in Sorge bist, frag doch einfach mal den Kinderarzt.

von Joaninha am 01.02.2018, 10:28



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Hej nochmal! Super Hinweis, daß Kinder eben verschiedene Tempi haben - aber eben auch den Fokus unterschiedlich. So spät meine Jüngste mit Sprechen anfing (Zweiwort-Sätze erst mit 3, auch ich weiß das recht genau, weil die Große es eben sehr früh tat und man unwillkürlich auch vergleicht, auch wenn ich nicht beunruhigt war - mich erstaunte nur die Verschiedenheit zu Anfang). - so spät sie also eigentlich sprach, so gut war sie motorisch drauf - da war meine Älteste, allein schon vom Temperament her, weitaus zurückhaltender. Menschen sind verschieden - und entwickeln sich verschieden und oft ganz anders, als wir Eltern bewußt oder auch oft unbewußt erwarten oder gar voraussetzen. Der Tip mit dem Kinderarzt ist gut, wenn es ums Hören geht, obwohl ich finde, man merkt auch, ob ein Kind einen versteht, ob es längere Sätze langsam auch versteht etcx. Aber leider sind Kinderärzte und sogar Logopäden und andere Fachleute oftmals recht unbewandert in Sachen Mehrsprachigkeit und glauben,die beste Lösung für ein "Problem" sei dan neben, mit der einen Sprache aufzuhören - was in den inzwischen doch langsam vielen Fällen,d ie ich aus Foren wie diesen, aber aus dem Bekanntenkreis kenne, absoluter Blödsinn ist, zumal die Probleme oftmals ja auch bei Einsprachigen auftreten: Welche Therapie hat man da bereit, da Wegfall der 2. Sprache ja nicht empfohlen werden kann, weil es keine 2. Sprache gibt. Wie gesagt halte ich das Alter noch für absolut normal, zudem ist es ein Junge, denen man zumindest nachsagt, später anzufangen mit dem Sprechen (und wie erwähnt sind männliche Wesen ja auch selten berühmt dafür, daß sie Quasselstrippen sind). Ruhig Blut - besser als vom Kind Nachplappern oder Antworten verlangen ist: Vollquatschen - soviel wie möglich, denn der Zeitfaktor ist gerade für die Nichtumgebungssprache wichtig. Gru ßUrsel, DK

von DK-Ursel am 01.02.2018, 11:20



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ich danke euch für die Antworten. Ich denke auch er ist noch so klein und dafür kann er anderes eben schon. So ist das mit den Mäusen eben.... Meine Sorge war dass er vielleicht eine Art Blockade oder so hat denn auch dieses "Brabeln" hatte er nie. Man bekommt ja oft so Elternbriefe oder so und da stand mal vor Monaten schon drin, dass die Kleinen nun brabbeln wie "bububu" oder "babababa"...also aneinander reihen. Und selbst das macht er eben nicht und da hatte ich dann angefangen das zu beobachten. Ja bei der U 7 kommt wohl das Thema "Sprache" auf den Tisch. Bis dahin ist ja noch was. Ich danke euch und halte gerne auf dem Laufenden! LeA

von _LeA_ am 01.02.2018, 12:03



Antwort auf Beitrag von _LeA_

Also verwirren kann ihn das so, wie Du es beschreibst nicht. Ihr praktiziert das klassische zweisprachige Modell: Eine Sprache - eine Person, so wachsen Millionen Kinder auf und packen das. (Die Mehrheit der Weltbevölkerung ist mehrsprachig von klein auf, schau Dir Länder wie Indien an!) Dein Sohn hat definitiv noch Zeit, er ist ja noch nicht mal anderthalb! Wichtig ist, dass er Euch versteht, auf Ansagen reagiert usw. Schau, ob er gut hört (hat er z. B. Interesse, wenn Du ein Glöckchen bimmeln lässt, wenn Du Tiere oder Fahrzeuge nachahmst usw.). Uns sprecht mit ihm weiter wie bisher. Singt zusammen Kinderlieder macht Reime. Mein Grosser hat erst um seinen 2. Geburtstag die ersten Wörter gesagt, dann ging es ganz schnell. Ich kenn auch Kinder, die erst mit 3 richtig angefangen haben zu sprechen. Alles ganz normal entwickelte (teilweise eher überdurchschnittlich intelligente) Kinder. Für Logopädie ist Dein Sohn glaube ich zu klein. Du kannst ja beim Kinderarzt fragen.... Alles Gute Euch! K

von Kacenka am 02.02.2018, 07:46