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Ecole Maternelle

Thema: Ecole Maternelle

Hallo alle zusammen! Habe hier noch nie geschrieben. Unsere Tochter wird im Juni 2 Jahre alt und wir wohnen seit sie 8 Wochen alt ist in Frankreich. Wollte mal fragen wer noch so aus Frankreich kommt und/oder wer mir etwas über die Ecole Maternelle, in die die Kinder mit 3 Jahren kommen, erzählen kann. Soll ja bisschen anders sein als der Kindergarten in Deutschland. Freue mich über Antworten! Schöne Grüße aus Frankreich Jeanne

von Jeanne85 am 14.05.2012, 20:23



Antwort auf Beitrag von Jeanne85

Hallo Jeanne, Wenn Deine Tochter erst 2 Jahre alt wird, hast Du ja noch ein Jahr Zeit, Dich mit dem französischen System und der Maternelle vertraut zu machen. Grundsätzlich kann man sagen, dass die französische Maternelle deutlich verschulter und strenger als ein Kindergarten ist - die Integration in die Gemeinschaft ist das oberste Ziel des ersten Maternelle-Jahres (im Gegensatz zum deutschen Bildungssystem bei dem in diesem Alter eher die individuelle Entfaltung und Entwicklung im Vordergrund steht). Die Kinder lernen in den Maternelle-Jahren mehr (schulisch gesehen) als in den meisten deutschen Kindergärten. Wo lebst Du? Arbeitest Du oder bist Du zuhause? Meine älteren Kinder sind im ersten Maternelle-Jahr jeweils nur Vormittags zur Schule gegangen - Nachmittags ist nämlich dann "nur" Mittagsschlaf und etwas Spiel angesagt, und beide waren froh, dann zuhause zu sein. Vielleicht ist das für Euch auch eine Möglichkeit. Falls Du noch konkretere Fragen hast, nur her damit ;) Viele Grüße Camille

von camille75 am 15.05.2012, 14:28



Antwort auf Beitrag von camille75

Hallo! Ich habe in Frankreich eine Familie kennen gelernt, deren Kinder in einem Waldorfkindergarten (und später Waldorfschule) waren. Der Kindergarten dort ähnelt wohl eher dem deutschen Kindergarten (heißt auch Jardin d'Enfants). Vielleicht gibt es das ja auch in deiner Gegend und wäre was für euch? Viele Grüsse BiBi

von BiBi82 am 15.05.2012, 19:11



Antwort auf Beitrag von Jeanne85

Danke für eure Antworten! Wir wohnen ca 10 km südlich von Straßburg und hätten auch die Möglichkeit unsere Kleine in einen deutschen Kindergarten zu bringen, würde es aber schöner finden wenn sie auch französisch lernt (sie soll es ja mal besser können wie ihre Mama ) @Camille: dürfen die Kinder in der Maternelle auch spielen und basteln etc oder ist das eher wie in Deutschland in der ersten Klasse, Buchstaben schreiben lernen usw.? Wo wohnst du? Hab jetzt nachgeschaut, in Straßburg gibt es auch so einen Jardin d'enfants. Da werde ich mich mal informieren! Liebe Grüße Jeanne

von Jeanne85 am 15.05.2012, 19:40



Antwort auf Beitrag von Jeanne85

Hallo, ich bin Französin und lebe seit 14 Jahren in Deutschland und ich kann es auch so wie Camille 75 bestätigen. La Maternelle hat wenig mit dem deutschen Kindergarten zu tun !! Es ist eine Art "Vorschule" und die Kinder lernen dort sehr viel, sogar kurz vor der Einschulung, das Lesen, schreiben und zählen. Sie spielen aber natürlich auch !! La maternelle geht von 8.30 bis 16.30 Uhr mit natürlich Pausen, Mittagessen und Mittagschalf bzw. Mittagsruhe. Gruss

von Jojo am 15.05.2012, 20:56



Antwort auf Beitrag von Jojo

Sorry fuer die Einmischung, interessiert mich halt. Ich finde es ein wenig lang fuer so ein kleines Kind. Diese Einrichtung ist doch gewiss keine Pflicht, oder?

von Cata am 15.05.2012, 21:27



Antwort auf Beitrag von Cata

Natuerlich ist das keine Pflicht. Das ist ein Angebot, welches oftmals liebend gerne angenommen wird, u.a. weil die Eltern berufstaetig sind und ihr Kind gut untergebracht wissen. Lang? Das sind doch ganz normale day care Zeiten.

von Pamo am 15.05.2012, 21:30



Antwort auf Beitrag von Jeanne85

Hallo Jeanne, Wir leben weiter in Frankreich drin, westlich von Paris. Im ersten Maternelle-Jahr ist es weder wie in der ersten Klasse, noch wie im Kindergarten. Natürlich wird gerade im ersten Jahr auch gespielt und es wird gemalt und gebastelt. Allerdings sind das keine freien Angebote, sondern alle Kinder müssen dies zum vorgegebenen Zeitpunkt machen. Es ist anders, nicht besser oder schlechter, sicherlich sehr ungewohnt und anders für Deutsche. Meine Kinder sind immer gerne gegangen bzw. Gehen gerne. Sind sowohl dein Mann als auch Du Deutsch? Bleibt Ihr dauerhaft in Frankreich? Spricht dein Kind schon etwas Französisch? All das wurde ich in die Entscheidungsfindung einfließen lassen.

von camille75 am 16.05.2012, 07:00



Antwort auf Beitrag von Cata

Nein, Pflicht ist es nicht, aber über 99% der Kinder gehen in die Ecole maternelle. Sie ist abgesehen vom Mittagessen, welches einkommensabhängig berechnet wird, kostenfrei. "Schule" ist von 8h30 bis 11h30 (auch da gibt es Pausen), dann bis 13h30 Mittagessen und Pause, dann geht es weiter bis 16 h 30. Im ersten Jahr gehen viele Kinder nur vormittags, nachmittags wird in der Schule 1 1/2 Std. Mittagsschlaf gemacht.

von camille75 am 16.05.2012, 07:06



Antwort auf Beitrag von camille75

Wo wohnst Du denn? Bei uns kostet das Kantinenessen für alle gleich viel und mir sind 4,50 Euro pro Mahlzeit und pro Kind echt zu teuer. Deshalb hole ich meine Kinder Mittags ab und wir essen zu Hause. Ist zwar billiger, aber schon auch stressiger.

von Lillipups am 16.05.2012, 09:55



Antwort auf Beitrag von camille75

Ja wir sind beide Deutsch und werden zur Einschulung (in 4 Jahren), wieder nach Deutschland ziehen. Mein Mann ist hier stationiert, aber eben nur noch 4 Jahre. Ne unsere Kleine spricht nicht französisch, außer bonjour und au revoir !

von Jeanne85 am 16.05.2012, 12:49



Antwort auf Beitrag von Lillipups

Hallo Lillipups, Wir sind im Westen von Paris, Eure et Loire. Bei uns kostet das Essen zum Vollpreis 4,90 Euro pro Mahlzeit. Meine Kinder essen auch zuhause, allerdings weniger aus Kostengründen. Ich finde die Tage einfach lang und da wir es uns erlauben können, kommen die Kinder zum Essen nach Hause - so haben sie zum einen eine kurze Ruhepause, zum anderen kann ich sehen, dass und was sie essen. Viele Grüsse Camille

von camille75 am 17.05.2012, 08:34



Antwort auf Beitrag von Jeanne85

Hi! Ich wohne seit 2005 in Frankreich (Picardie) und meine Kinder sind hier geboren. Anfangs habe ich meinen großen Sohn immer mittags abgeholt und ihn dann nachmittags zu Hause behalten, weil mir das zu lange war bis 16.30h. Er ist jetzt 5 und geht seit September den ganzen Tag. Mein kleiner Sohn wird bald 3 und geht ab September auch den ganzen Tag, aber da mir das Mittagessen aus der Kantine zu teuer ist, hole ich sie mittags immer ab und wir essen zu Hause. Falls ich dann merke, dass er zu Hause bleiben will, kann er das. Er ist ja noch klein. Sonst ist es ähnlich wie Vorschule. Die Kinder lernen Lieder, Fingerspiele, lernen der eigenen Namen zu schreiben, spielen auch und malen und basteln und machen Ausflüge wie in Deutschland. Ich hatte anfangs echt Bedenken, aber meinem Sohn gefällt es total und dann bin ich auch zufrieden. Wo wohnst Du denn? LG Lillipups

von Lillipups am 16.05.2012, 09:49



Antwort auf Beitrag von Lillipups

Wir wohnen ca 10 km südlich von Straßburg. Ja ich mach mir da auch gerade sehr viele Gedanken. Denke aber dadurch, dass wir ein sehr offenes Kind haben, die für ihre 23 Monate schon sehr viel spricht, muss ich mir keine Sorgen machen, egal wie wir uns entscheiden. Wie war das mit der Eingewöhnung in der Maternelle?

von Jeanne85 am 16.05.2012, 12:54



Antwort auf Beitrag von Jeanne85

Der 1. Tag war für mich grausig. Mein Sohn war da, sah das Spielzeug und die anderen Kinder und war weg. Kein Kussi, kein Tschüß, nichts. Andere Kinder haben etwas geweint, aber bei uns war alles gut. Mittags beim Abholen fragte er direkt wann er da wieder hin darf ! Wir hatten da nie Probleme. Auch nicht nach den Ferien, die ja im Sommer 2 Monate lang sind. Ich hatte auch anfangs extreme Bedenken, da er fast nur deutsch geprochen hat. (Mein Mann ist Franzose und spricht ausschliesslich französisch mit den Kindern, auch wenn wir zu Besuch in Deutschland sind.) Mein Sohn hat zwar alles auf französisch verstanden, aber nur auf deutsch geantwortet. Das Problem mit der Sprache hatte eigentlich nur die Lehererin, da sie nichts verstand. Mittlerweile spricht mein Sohn mehr französisch als deutsch, da er ja den ganzen Tag in der Schule ist. Aber nach den Sommerferien ist das auch immer umgekehrt. Mach Dir nicht so viele Sorgen. Ich glaube, dass es den Eltern schwer fällt sich auf so Neue und ungewohnte Sachen einzulassen. Ich selbst bin zudem auch noch Erzieherin und habe in Kitas gearbeitet und konnte das System hier nicht ganz nachvollziehen. Aber es den Kindern gut geht und es ihnen gefällt ist für mich alles in Ordnung.

von Lillipups am 17.05.2012, 15:37



Antwort auf Beitrag von Jeanne85

Unsere Kinder sind in einer ecole maternelle in Belgien (ist im Prinzip wie in Frankreich). Ich schließe mich den anderen an: Es ist strenger, verschulter (es gibt "Aufgaben", die schon bei 4jährigen "bewertet" werden mit Stempeln und Kommentaren, die 5jährigen bekommen schon so eine Art Zeugnis!). Der "Unterricht" findet ganztags (bei uns von 8.30-16 Uhr außer Mi, dann 8.30-12 Uhr) statt. Es gibt altershomogene Klassen (also nicht 3-6 Jahre wie im deutschen Kindergarten, sondern eine Gruppe 2,5/3 Jahre, eine 3/4 Jahre, eine 4/5 Jahre, eine 5/6 Jahre...). Es gibt weniger Erzieher, also einen ganz anderen Betreuungsschlüssel. Eine "Lehrerin" hat allein eine "Klasse (also Gruppe)" (bei uns mit 15-25 Kindern!). Was es auch nicht gab, war eine Eingewöhnung. Kind wird ab dem ersten Tag ganztags ohne Eltern in den Kiga gesteckt, fertig. Keine Zeit mit den Eltern, kein langsames "Eingewöhnen". Das hat aber auch damit zu tun, dass fast alle Kinder vorher schon seit Babyalter in Fremdbetreuung waren und diese Situation kennen. Trotz der "Lernzeiten" haben die Kinder aber auch genug Zeit zum Spielen, Malen, Basteln, da muss man sich keine Sorgen machen - sie sitzen nicht von morgens bis abends starr in den Bänken! Auch sonst gibt es Gemeinsamkeiten - gemeinsames Singen, Ausflüge, Projekte.... Manche Dinge erscheinen mir aus deutscher Perspektive bizarr bis "menschenfeindlich", andere finde ich an dem System sehr gut und besser als in Deutschland. Man muss sich darauf einlassen wollen und manchmal seine kulturelle Prägung runterschlucken, würde ich sagen. Im Raum Straßburg müsste es doch viele bilinguale Kindergärten (in denen auch beide "Kindergartenkulturen" vertreten sind) geben - wäre das vielleicht etwas für Euch?

Mitglied inaktiv - 22.05.2012, 17:23



Antwort auf Beitrag von Jeanne85

Hallo Jeanne, wohnt ihr nicht zufällig in Plobsheim oder Eschau? Da gibt es nämlich auch eine zweisprachige école maternelle. Wir ziehen da im August hin, meine Kinder werden aber schon von Geburt an, zweisprachig erzogen, da mein Mann französisch ist und ich deutsch. Kannst mich ja kontaktieren, wenn du noch Fragen hast, LG, Simone noch aus Deutschland

von sclae80 am 27.05.2012, 22:48