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Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit und Kindern auf dem autistischen Spektrum?

Thema: Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit und Kindern auf dem autistischen Spektrum?

Hallo in die Runde- Ich habe diese Frage auch schon im NAchabrforum fuer kranke und behinderte Kinder gestellt, aber vielleicht gibt es ja hier jemanden der Erfahrungen hat? Mich wuerde interssieren, ob es jemanden gibt der Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit bei Kindern die auf dem autistischen Spektrum diagnostiziert wurden. Ich arbeite gerade mit einer Familie bei deren 3jaehirger Sohn vor Kurzem eine milde autistische Stoerung festgestellt wurde. Ich habe die Familie bisher ermutigt ihn weiterhin zweisprachig zu erziehen, da ich keine Studien kenne die anderes belegen. Habt ihr schon mal etwas anderes gehoert? Oder andere Erfahrungen gemacht? Vielen Dank fuer eure Antworten - LG aus Neuseeland

Mitglied inaktiv - 11.01.2010, 00:40



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Hej! Ich weiß nur von einer Familie mit Asperger -- da ist das Kind (inzwischen jugendlich) fließend zweisprachig. ADHS kenne ich auch, auch keine sprachlichen Probleme. Und eine Familie mit einem Kind das auch eine spezielle Behandlung bekommt, könnte eine Form von Autismus sein, was das Kind hat (ich weiß die Diagnose jetzt nicht so genau, es geht auch viel um Heilpädagogik, Berührungstherapien u.ä.) --- auf jeden Fall ist mir auch da kein sprachliches Problem bekannt, trotz Mehrsprachigkeit, läcel. Ich würde in so einem Fall sicher auch meine Kinder weiter zweisprachig erziehen, ich könnte ja gar nicht anders! Ist nicht gerade für solche Kinder die emotionale Sprache wichtig? Und meine Muttersprache ist für ich eben die Sprache, in der alle Emotionen am besten rüberkommen! Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 11.01.2010, 08:30



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Hallo - wir haben so einen Fall. Mein Sohn ist fast 6, autistisch, und waechst dreisprachig auf. Unsere Hauptsprache ist Englisch (wir wohnen in den USA), was er am besten kann (aber trotzdem schlecht, er ist sprachlich ungefaehr hoechstens auf dem Stand eines 3-jaehrigen). Die zweite Sprache hier ist Spanisch (mein Mann, Oma, und ueberhaupt fast die gesamte Bevoelkerung hier), was er versteht, aber kaum spricht. Ich spreche als einzige Person Deutsch, und das kann er meiner Meinung nach gar nicht. Ich muss dazu sagen, dass er wirklich erhebliche Defizite in Sprache und Kommunikation hat - er kann bis heute kaum grammatikalisch richtige Saetze bilden, oder auf Fragen vernuenftig antworten. Ich habe mich vor kurzem dazu entschieden, mit ihm hauptsaechlich Englisch zu sprechen, damit er wenigstens das besser lernt. Momentan ist mir das eher wichtiger, denn er geht momentan auf eine normale Schule, und ich hoffe, dass er dort auch bleiben kann (was sehr fraglich ist). Wenn du noch andere Fragen hast, kannst du mir gerne eine PN schicken. Mich wuerde es auch interessieren, wie es anderen in dieser Situation ergeht, denn ich kenne niemanden mit der gleichen Konstellation. Gruss aus Texas, Sabine

Mitglied inaktiv - 11.01.2010, 17:33



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Hallo, ich kann nur aus zweiter Hand berichten, aber eine befreundete Familie aus England wohnte sehr lang (15 Jahre) in Norwegen und alle drei Kinder wuchsen zweisprachig auf. Der juengster Sohn ist autistisch und hat erst sehr spaet angefangen zu sprechen, allerdings dann auch gleich in zwei Sprachen. Ihm hat geholfen eine konsequent eingesetzte Handzeichensprache als Ergaenzung, die von den Eltern sowie den (ausgezeichneten) Erziehern verwendet wurde. Das "Kind" ist jetzt etwa 17 oder 18 und hat super Fortschritte gemacht, redet gut, ist vielseitig interessiert und auch - auf seiner Weise - sehr sozial und kontaktfreudig. LG Untamed

Mitglied inaktiv - 14.01.2010, 16:02



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Ja, wir haben Erfahrung! Mein Mann ist Brite/Niederländer , also zweisprachig, ich bin Deutsche. Unser 5jähriger Sohn hat eine Störung im autistischen Spektrum, geht in NL zu einer speziellen Schule (für Sprach- und Kommunikationsstörungen), die Niederlande haben einfach ein tolles Schulsystem - schwärm -! Mein Mann und ich, wir haben uns immer schon in einem englisch/deutschen Mischmasch unterhalten, auch als wir vor 8 Jahren nach NL gezogen sind. Als unser Sohn geboren wurde und er nach geraumer Zeit immer noch nicht gesprochen hat (damals wußten wir noch nichts vom Autismus), haben wir uns entschlossen, zumindest mit IHM nur noch nl zu sprechen. Ärzte und sogenannte Experten konnten uns nämlich nicht wirklich einen Rat geben, jeder sagte da etwas anderes. Und siehe da, es hat dann mit dem Sprechen gleich etwas besser geklappt. Heute plappert er uns die Taschen voll, nur in nl, aber er versteht auch deutsch, da wir uns eben auch immer schon viel in Deutschland aufgehalten haben (Grenzgebiet). Er spricht auch z.B. mit meiner Familie deutsch, ganz süß, mit nl-Akzent. Jetzt beginnt er sich auch für englisch zu interessieren, da wir fast nur englischsprachiges TV gucken, er englische Musik mag und es natürlich auch vom Papa hört! Man könnte meiner Meinung nach auch bei autistischen Kindern die OPOL-Methode anwenden, nur ich persönlich hätte das einfach nicht praktisch gefunden, da wir aufgrund dreisprachiger Familie (Schwiegervater englisch, Schwiegermutter holländisch, meine Familie deutsch, D/NL/GB-Freundeskreis sowieso ständig zwischen verschiedenen Sprachen hin- und her schwenken. Das ist für uns so selbstverständlich daß es uns gar nicht mehr auffällt. ABER, wie gesagt, unseren Sohn nur noch in NL anzusprechen, Kinderbücher nur noch in NL zu lesen, das hat meiner Meinung nach schon geholfen. Die beiden anderen Sprachen hat er sich halt so nach und nach selbst angeeignet. Welche Probleme hat der Sohn der Familie denn genau? Hat er selbst Sprachprobleme (spricht kaum?)? Wenn Du oder jemand anders noch Fragen hat, ich bin sehr an einem Austausch interessiert! LG Kerstin

Mitglied inaktiv - 15.01.2010, 14:32



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Vielen, vielen Dank für eure vielfältigen Beiträge. Das ist sehr, sehr hilfreich und gibt mir viele Denkanstösse! Die Familie stammt ursprünglich aus Bhurma, redet also als Familiensprache Burmesisch. Der Junge geht vollzeit in einen Kindergarten (in dem natürlich englisch gesprochen wird). Er spricht allgemein sehr wenig, eigentlich nur wenn es um Tiere geht. Er reagiert auch kaum auf verbale Instruktionen, allerdings gut auf Gestik. Ich habe die Familie bisher auch erst einmal gesehen. In 2 Wochen haben sie wieder einen Termin - und wir werden sehen wie es weitergeht. Nochmals vielen Dank und ich werde gerne berichten wie es weitergeht! LG aus Neuseeland!

Mitglied inaktiv - 15.01.2010, 20:14