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Erfahrung mit Dialekt?

Thema: Erfahrung mit Dialekt?

Ich wohne mit meinem Mann und meinen zwei Kindern inzwischen in Bayern auf dem Land (Allgäu). Meine Tochter wird im Mai 2 Jahre alt. In der Familie von meinem Mann wird starker Allgäuer Dialekt gesprochen. Ich selbst komme gebürtig aus dem Norden und kann kein Allgäuerisch. Bevor wir aufs Land gezogen sind, hat meine Tochter nur Hochdeutsch gesprochen. Jetzt spricht sie immer mehr Dialekt-Wörter und vermischt auch oft Hochdeutsch und Dialekt. In gewissem Sinne ist ein Dialekt ja auch so etwas wie eine zweite Sprache. Mir wäre wichtig, dass sie Hochdeutsch nicht verlernt. Also dass sie Hochdeutsch und Dialekt sprechen kann. Aber wie soll ich ihr das beibrigen, diese zwei Sprachen zu trennen? Soll ich sie verbessern, wenn sie die beiden Sprachen miteinander vermischt? Ist doch auch komisch, oder?

von Frankalu am 20.04.2020, 08:29



Antwort auf Beitrag von Frankalu

Hallo! Eins vorweg: dein Kind ist noch nicht mal 2 Jahre alt! Da ist die Sprachentwicklung noch längst nicht abgeschlossen, es ändert und entwickelt sich ständig weiter. Es kommen noch Unmengen an Wörter dazu, wohl in beiden Mundarten. Sind die Dialekt-Wörter neues Vokabular (für das sie früher im Hochdeutsch kein Wort hatte bzw. sprach) oder ersetzt das Dialekt-Wort das Hochdeutsch-Wort? Im ersten Fall würde ich (wie ich es jetzt mit meinen beiden Kindern mache) das Hochdeutsch-Wort liefern, möglichst in einem kurzen Text, wo das Wort 3-4 Mal vorkommt. So kann sie das neue Wort gut hören und auch merken, wie man es anwenden kann. Ansonsten würde ich an deiner Stelle viel mit dem Kind Hochdeutsch reden, damit es nicht nur Dialekt hört. Am besten sprichst du nur Hochdeutsch, und kein Dialekt, nicht mal im Gespräch mit deinem Mann oder der Verwandtschaft (wenn es möglich ist).

von Ivdazo am 20.04.2020, 09:40



Antwort auf Beitrag von Frankalu

Hej und willkommen hier! Hatten wir nicht mal eine ähnliche frage oder verwechsele ich jeztt das forum? Aber generel lwürde ich Dialekt auch ähnlich behandlen wie eine 2. Sprache, und die Gegebenheiten sind doch prima bei Euch: Du sprichst Hochdeutsch, die anderen Dialekt - und so wird Den Kind auch lernen,wan nes was zu sprechen hat (um verstanden zu werden ). Korrigieren solltest Du nicht, da hat meine Vorrednerin absolut Recht - schließlich geben wir nicht in dem Sinne Sprachunterricht wie in der Schule. Aber daß Dein Kind mischt, ist normal ,das tun sie auch mit "richtigen" Sprachen - eigentlich ist das mehr ein Zeichen für Cleverness, denn sie "leihen" sich eben aus jeder Sprache,das was sie bereits kennen. Auch da hilft es , daß Du eben trennst, indem DU Hochdeutsch sprichst. Dialekt wirst Du ja eh kaum gelernt haben, das stelle ich mir oft schwerer als eine Fremdspra che vor. Aber wie meine Vorrednerin auch schreibt: Liefer ihr die fehlenden Wörter so wie wir. Wir machen das, in dem wir einen Satz quasi wiederholen, in unserer Sprache, und dann eben die nötigen Wörter mitliefern. Men dän.-dt. Kind sagt z.B.: "Heute war Oskar nicht im børnehave". Und ich sage dann NICHT belehrend: Das heißt Kindergarten. Sondern ich könnte vorgehen: Ach, Oskar war heute nicht im Kindergarten? Hoffentlich ist er nicht krank. Mit wem hast denn dann gespielt? Dann könnte das kind sagen: "Ich habe mit Lea gespielt. sie ist auch min ven." Und ich könnte wiederholen: Ach mit Lea, das ist aber nett. Ich wußte gar nicht, daß die auch Deine Freundin ist." usw. Mit 2 Jahren ist das alles erst SEHR am Anfang - also erwarte nichts und gib vor, steck rein in den kleinen Kopf - dann kommt irgendwann auch viel zurück! Viel Spaß dabei - Ursel, DK

von DK-Ursel am 20.04.2020, 10:49



Antwort auf Beitrag von Frankalu

Dieses "Problem" haben ja eigentlich alle, die in Gegenden wohnen, in denen Dialekt gesprochen wird, oder nicht? Und wo in Dtld. wird nicht Dialekt gesprochen... Du sprichst Hochdeutsch und auch in der Schule wird Hochdeutsch gesprochen werden, also sehe ich keine Gefahr, dass deine Tochter das verlernt. Ich bin selbst mit Dialekt aufgewachsen und hatte nie Probleme mit Hochdeutsch. Außer natürlich einem gewissen Akzent, aber auch das ist in Dtld. ja eigentlich normal.

von Salkinila am 21.04.2020, 10:46



Antwort auf Beitrag von Frankalu

Mit 3 konnte meine Große schwäbische Fasnet Lieder singen und mir ins Hochdeutsche übersetzen, dann sind wir nach Bayern, nach Hessen und nach USA gezogen. Sprachlich hat sie sich immer gut angepasst. Wir hatten nie Schwierigkeiten mit Rechtschreibung oder Grammatik, und auch das Englische ging wie von selber. Kinder stellen sich total schnell auf ihre Umgebung ein (die meisten zumindest, meine Kleine nicht ). Ich glaube, du musst dir keine Sorgen machen. Hauptsache sie wird verstanden und weiß, wie man schreibt. Selbst Sächsisch kann man sich später noch abgewöhnen.

von Cata am 22.04.2020, 12:33



Antwort auf Beitrag von Cata

Vielen Dank euch für eure Einschätzungen und Erfahrungen!

von Frankalu am 23.04.2020, 11:28