Mehrsprachig aufwachsen

Forum Mehrsprachig aufwachsen

dreisprachigkeit - experte gesucht

Thema: dreisprachigkeit - experte gesucht

Hallo zusammen, meine Mädels (3 und 4 1/2) wachsen dreisprachig (türkisch, spanisch, deutsch) auf. Bisher hat immer alles gut geklappt, die beiden wussten, mit wem sie auf welche Sprache sprechen mussten und es auch getan. Nun, seit eigener Zeit, extrem seit auch die Kleine im Kiga ist, sprechen beide nur noch deutsch; untereinander, mit uns, und überhaupt....Wenn wir sie auffordern, mit uns in der jeweiligen Sprache zu sprechen, kommt dann ein Satz beispielsweise auf spanisch, dann wieder deutsch. Das Problem ist auch, dass sie zwischen den Sprachen switchen, d.h. die mischen in einem Satz die Sprachen (mama, meine garganta tut weh...). Ich weiss gerade nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich weiss nicht ob es richtig ist, sie aufzufordern, in den Muttersprachen zu sprechen oder nicht. Ich habe Angst, dass sie diese bald verlernen... Kennt ihr einen Experten für Mehrsprachigkeit, an dem ich mich mit meinem Problem wenden kann? Danke und liebe grüße aus dem Multi-kulti-haushalt

Mitglied inaktiv - 23.09.2009, 12:53



Antwort auf diesen Beitrag

Hallo, ich kenne zwar keine Experten, vielleicht kann ich Dir aber aufgrund unserer eigenen Erfahrungen mi Dreisprachigkeit und unserem Sohn (6 1/2; D/E/F) etwas weiterhelfen. Du hast nicht geschrieben, wie bei Euch die Sprachen verteilt sind, daher vermute ich jetzt einmal, dass Dein Mann und Du muttersprachlich spanisch bzw. tuerkisch sprecht und in Deutschland lebt. Es waere interessant zu erfahren, was Du mit Deinem Mann sprichst, bzw. was Eure Familiensprache ist, da dies wichtig fuer den Spracherwerb ist. Mein Grunddogma ist, dass ein Kind erfahren muss, dass eine Sprache relevant ist, um sie lernen zu wollen. Daher denke ich, Du solltest nicht versuchen, Deine Kinder aufzufordern, Deine/Eure Sprache zu sprechen, sonst wird die Sprache zum Machtspiel, dass Du nicht gewinnen kannst. Viel besser klappt es meiner Meinung nach, in den "schwaecheren" Sprachen, und nur in ihnen, besondere Angebote anzubieten. Am besten sind natuerlich gleichaltrige Freunde, die auch tuerkisch/spanisch sprechen, aber z.B. Fernsehfilme oder schoene CDs nur auf tuerkisch oder spanisch, ins Kino gehen, Urlaubsparks etc. helfen auch, die Sprachen positiv zu besetzen und den Anreiz, sie zu lernen, zu erhoehen. Urlaube in Spanien und der Tuerkei tun ein uebriges. Was Du allerdings machen kannst, ist auch auf deutsche Fragen oder Kommentare Deiner Kinder konsequent in Deiner Sprache oder Eurer Familiensprache zu antworten. So lernen Deine Kinder zunaechst einmal passiv die Sprache, zudem merken sie auch, dass mit Dir die Kommunikation eben in Deiner Sprache laeuft. Allerdings solltest Du Dich darauf einstellen, dass, wenn Eure Umgebungssprache deutsch ist, es nicht ausbleiben wird, dass Deine Kinder untereinander deutsch sprechen. Das haben wir in unserem Bekanntenkreis auch oefters erlebt. Die Umgebungssprache ist einfach die maechtigste und relevanteste Sprache im Leben Deiner Kinder und es ist am einfachsten, darin zu bleiben, weil Deine Kinder im Kindergarten oder wo auch immer, gemeinsam auf deutsch den Tag erleben. Wir haben bei uns (bei einer etwas anderen Konstellation) die Trennung ganz konsequent und personenbezogen: Familiensprache deutsch, Kindermaedchen und der groessere Teil seiner Freunde und Schule englisch, Umgebung und ein anderer Teil seiner Freunde und Schule franzoesisch. Bisher klappt es ganz hervorragend, unser Sohn (6 1/2) hat verinnerlicht, welche Sprache fuer welchen Lebensraum anwendbar ist, und ist z.B. gar nicht begeistert, wenn ich mit ihm Englisch spreche, da ich vielleicht gerade vorher noch mit einem Englaender gesprochen habe. Also, viel Glueck! FM

Mitglied inaktiv - 23.09.2009, 15:10



Antwort auf diesen Beitrag

Hallo foreignmother und danke für deine Antwort. Du hast schon ganz richtig vermutet, wie unsere Konstellation ist: Ich, die mama, bin spanierin und mein Mann ist Türke. Wir beide unterhalten uns auf deutsch und mit den Kindern in der jeweiligen Muttersprache. Deine Erfahrungen haben mir sehr geholfen, und bestätigen meine Befürchtung, dass es nicht richtig ist, den Kindern aufzufordern in der Muttersprache zu sprechen.... Überwiegend läuft es schon so, dass die Kinder mich etwas auf deutsch fragen und ich einfach auf spanisch antworte. Die ständige aufforderung ist mir zu müßig.... Also ALLES machen wir wohl doch nicht falsch.... Ich finde es ganz schön schwierig, alle Sprachen gerecht zu werden. Zumal auch noch der Umfeld mit kritischen Augen auf uns schaut und zweifelt, ob das alles so klappt (einsprachige Familien). Wir versuchen immer selbstbewusst zu bleiben, aber manchmal kommen dann eben doch Zweifel auf..... Liebe Grüße, conchi

Mitglied inaktiv - 23.09.2009, 15:59



Antwort auf diesen Beitrag

Dein Problem ist keins der Dreisprachigkeit sondern auch Eltern bekannt, die ihre Kinder "nur" zweisprachig erziehen, insbesondere wenn die Umgebungssprache auch Familiensprache ist. Die Kinder hoeren und sprechen am meisten die Umgebungssprache. Sie ist einfach sehr maechtig und da ist es leichter (aus "Faulheit") diese auch mit der Mutter zu sprechen. Die Kinder wissen ja genau, dass du sie verstehst. Ich denke aber nicht, dass du das so akzeptieren musst. Wehret den Anfaengen sag ich da, wenn diese Tendenz erst kuerzlich begonnen hat. Du kannst schon drauf bestehen, dass sie MIT DIR in deiner Muttersprache reden. Bei manchen Kindern klappt das dann - bei meinen hat es nicht funktioniert und ich hab es dann schliesslich aufgegeben. Meine Kinder sprechen nur in der Umgebungssprache mit mir, nie in meiner Muttersprache. Aber ich kenne andere Familien, wo die Konsequenz schon gewirkt hat. Haengt schon ein wenig von den Kindern ab. Gruss aus Calgary, Canada Beatrix

Mitglied inaktiv - 23.09.2009, 16:48



Antwort auf diesen Beitrag

Hallo Conchi, ALLES macht man ja ohnehin nur ganz selten falsch ;-). Ich denke, Du solltest einfach auf Dein Gefuehl hoeren und soviel wie moeglich spanisch mit Deinen Kinder sprechen. Was haengen bleibt, bleibt haengen, und das ist in jedem Fall mehr als wenn Du nur deutsch mit ihnen spraechest. Dasselbe gilt natuerlich auch fuer Deinen Mann und das Tuerkische. Die Blicke des Umfeldes muss man zu ignorieren lernen. Die meisten sind neidisch, weil sie ihren Kindern keine Mehrsprachigkeit bieten koennen oder wollen und freuen sich daher ueber jede Gelegenheit, ihre "Ansicht" bestaetigt zu wissen. Das ist einfach so. Ich muss mir hier in der Schweiz oft anhoeren, dass ich ja arbeite und mein Kind vernachlaessige. Das ist dasselbe in gruen. Da hilft nur, die Ohren auf Durchzug zu stellen. Ich sage mir, dass ich meine Fehler gerne selber machen will, und stehe dazu, dass ich arbeite. Falls mein Sohn deshalb einmal auffaellig werden sollte (was sich derzeit nicht abzeichnet), werde ich etwas aendern muessen, Wie man's macht, macht man es sowieso falsch, dann kann ich es auch auf meine Art tun! Alles Gute und viel Glueck und Spass bei Eurer Mehrsprachigkeit! Gruss FM

Mitglied inaktiv - 23.09.2009, 21:50



Antwort auf diesen Beitrag

Ist es in der Schweiz nicht üblich, daß Mütter arbeiten? Reicht denn dort das Gehalt des Vaters, um eine Familie zu ernähren?

Mitglied inaktiv - 28.09.2009, 17:55



Antwort auf diesen Beitrag

Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass die Umgebungssprache absolut übermächtig ist. Sobald die Kinder in den Kindergarten gehen, leidet die Minoritätssprache. Auch bei anderen Familien in unserem Umfeld ist es ähnlich. Die Minoritätssprache wird zwar verstanden und auch einigermaßen gesprochen, sie ist aber bei weitem schwächer als die Umgebungssprache. Wenn Du Dich damit zufrieden geben kannst, dass Deine Kinder Eure Muttersprachen erst einmal mehr oder weniger nur passiv beherrschen, würde ich auf Machtkämpfe verzichten. Gerade bei drei Sprachen und wenn die Familiensprache eh Deutsch ist, ist es natürlich recht schwierig, Eure Muttersprachen durchzusetzen. Ich würde halt konsequent mit den Kindern in Deiner Muttersprache sprechen, damit sie sie wenigstens passiv beherrschen. Ansonsten viel Bücher in der Minoritätssprache vorlesen, DVDs, Kinderlieder, Kontakte mit anderen Kindern und Verwandtenbesuche. Silvia D/E in D mit 2 Töchtern

Mitglied inaktiv - 23.09.2009, 17:20



Antwort auf diesen Beitrag

Hola auch wir sind ein multikulti-dreisprachiger haushalt in D (span/d/nl). und auch wir kennen die "probleme" bzw. sachen, die du schilderst. ich kann meinen vorschreiberinnen nur zustimmen: konsequent sein - oder es lockerer angehen (wir machen letzteres, d.h. aber auch, dass deutsch bei uns schon sehr übermächtig ist und die kinder kaum aktiv spanisch oder nl sprechen; ist uns aber recht), euren weg finden, die ignorante umgebung ignorieren und das machen, was für EUCH passt. ich denke, dass man da keine pauschalen rezepte anwenden kann, sondern eben sehen muss, was für einen selbst passt. es gibt hier im forum ganz unterschiedliche modelle mit ganz unterschiedlichen ergebnissen. im übrigen finde ich das buch "mit zwei sprachen große werden" von elke montanari ganz gut. sie behandelt darin auch familien mit mehr als zwei sprachen, gibt viele lebendige und humorvolle beispiele, ist sehr anschaulich und vor allem sehr undogmatisch. http://www.elke-montanari.de/ lg, saludos, groetjes paula

Mitglied inaktiv - 23.09.2009, 22:01



Antwort auf diesen Beitrag

mein sohn waechst auch dreisprachig auf. ich bin in wien aufgewachsen....lebe mit meinem mann in south dakota auf der rosebud sioux indian reservation. ich spreche nur deutsch mit ihm...alle anderen in englisch. seine omas reden lakota mit ihm. freddy hat da keine probleme mit....manchmal spricht er danglisch d.h. er mixt deutsch und englisch. dann sag ich ihms in deutsch.

Mitglied inaktiv - 23.09.2009, 23:04