Mehrsprachig aufwachsen

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dreisprachig aufwachsen?

Thema: dreisprachig aufwachsen?

Mir ist es wichtig, dass meine Kleine mehrere Sprachen lernt. Sie ist jetzt 13 Monate alt. In der Kita spricht sie natürlich deutsch. Ich selber spreche Spanisch und habe spanische Verwandte. Meine Mutter (Oma) spricht mit der Kleinen nur Spanisch. Ich versuche auch weitestgehend mit ihr Spanisch zu sprechen. Ich spreche fließend Spanisch, aber es ist nicht meine Muttersprache. Wenn ich mit beispielsweise bei einigen Sätzen nicht so sicher auf Spanisch bin, dann sage ich sie halt auf Deutsch. Meine Frage: kann es das Kind verwirren wenn ich mal deutsch und mal Spanisch mit ihr spreche?!? Ich bin übrigens alleinerziehend. Mein Partner lebt in Schweden und wir sehen uns-trotz Corona. Er spricht mit der Kleinen schwedisch. Mir ist es wichtig, dass sie auch Schwedisch lernt da ich mir vorstellen kann in ein paar Jahren dort hinzuziehen. Sind so viele Sprachen vielleicht eine Überforderung für die Kleine? Was empfiehlt ihr?

von blue624 am 22.11.2020, 10:41



Antwort auf Beitrag von blue624

Noch keine direkten Erfahrungen, da unser Kind erst im Dezember kommt aber ich hab mich mit dem Thema auch schon auseinandergesetzt, da er auch zwei bzw dreisprachig aufwachsen wird. Kinder sind grundsätzlich nicht damit überfordert mehrere Sprachen zu lernen, im Gegenteil sogar. Aber man sollte wohl vermeiden zwischen den Sprachen ständig zu wechseln. Also eine Sprache, eine feste Bezugsperson die diese nur spricht. Ich werde nur Deutsch sprechen, mein Partner nur seine Muttersprache und als Eltern untereinander sprechen wir Englisch - wird das Kind somit mitbekommen aber wir werden es nicht direkt so ansprechen (dafür sind unsere Englisch Kenntnisse nicht ganz so optimal bzw. perfekt um diese wie ein Muttersprachler weiterzugeben). Wie oft ist denn deine Mutter da und sieht deine Kleine denn? Wenn sie mehrmals in der Woche da ist dann würde ich ihr Spanisch überlassen, du nur Deutsch und dein Partner nur Schwedisch. Oder wenn deine Mutter nicht so oft da ist, dann könntest du auch nur Spanisch mit ihr sprechen (kein Deutsch) wenn ihr alleine seid. Deutsch hätte sie ja als Umgebungssprache bzw wenn ihr unterwegs seid, in der Kita, beim Einkaufen, wenn ihr Freunde trefft etc...da könnte sie es vielleicht besser einordnen Ist jetzt nur so meine Idee dazu - aber ich denke auch es wäre sicherlich auch kein Problem wenn du es wie bisher weiter machst. Wird evtl nur etwas länger brauchen um die Sprachen dann auseinander zu halten aber ich denke bis sie zur Schule geht würde sich es dann auch legen

von 12Mami am 22.11.2020, 14:32



Antwort auf Beitrag von 12Mami

Danke für Deine Nachricht. Ich habe das auch so mal gehört, dass eine Person nur eine Sprache mit dem Kind sprechen soll. Mein Spanisch ist nicht gut genug, dass ich komplett mit ihr spanisch sprechen kann. Ich versuche es aber oft. Ich zeige ihr auf YouTube Kinder-Videos auf Spanisch und plane auch eine Spanisch-sprechende Babysitterin zu suchen. Wegen Corona sehen wir nur selten meine Mutter (Oma) bzw. telefonieren und skypen eher.

von blue624 am 22.11.2020, 14:37



Antwort auf Beitrag von blue624

Schwierig... aber da sie in Deutschland eh in die Kita geht, und Schweden noch nicht fest planbar ist, würde ich in so einer Situation tsächlich erstmal das Spanische festigen, also soviel wie möglich Spanisch sprechen und das Deutsch ganz der Kita überlassen. Sollte es sich dann irgendwie ergeben, dass du nach Schweden ziehst, kannst du es ja nochmal überdenken. Aber nur aufgrund einer groben "wäre später mal nett" Idee deine Sprachen zu sortieren, finde ich riskant. Vielleicht triffst du morgen den Traummann deines Lebens in Deutschland und bleibst, oder deine Mutter verstirbt oder kann nicht mehr sprachlich vermitteln. Dann bräche dein Spanisch auf einen Schlag weg. Wenn du wert legst, dass sie wirklich solide Spanisch lernt, lege so auch den Fokuss. Und nein - drei Sprachen oder mehr sind für Millarden von Menschen völlig normal, das überfordert kein sonst gesundes Kind. Kulturgeschichtlich ist Einsprachigkeit eher ungewöhnlich, soll aber wohl, der Intuition widersprechend, nicht weiter schaden

von Korya am 22.11.2020, 16:00



Antwort auf Beitrag von blue624

also an sich sind 3 Sprachen kein Problem - wir haben auch drei. Wobei aber eine auf jeden Fall "schwächer" ist, weil sie halt im Alltag oft zu kurz kommt - trotz regelmäßigem Kontakt zu Oma und Tante und trotz Urlauben im entsprechenden Land - die Mama- und die Papasprache sind auf jeden Fall "sicherer". Die Kinder sind jetzt 6 und 10. Ich persönlich finde das aber nicht schlimm, sondern nehme es eben so als Folge des Fakts, dass sie nun mal da aufwachsen, wo wir uns niedergelassen haben als Eltern :-) Deine Situation ist ein bisschen anders - was ich nicht gemacht habe: in dem Alter habe ich die Sprachen nicht gewechselt, wenn ich mit den Kindern gesprochen habe - obwohl ich selbst zweisprachig bin. Später dann schon, aber das war zu einem Zeitpunkt, wo sie schon selber deutlich gemacht haben, dass sie sehr wohl zwischen den Sprachen unterscheiden können - und auch selbst "übersetzt" haben - einzelne Wörter z. B. nach dem Muster. Oma sagt xx, Mama sagt yy, Papa sagt ZZ... Das konnten sie schon sehr früh - selber die Sprachen gewechselt im Gespräch mit den Kindern - habe ich frühestens, als sie ca. 3 Jahre waren - und auch da noch nicht oft. Das mit dem Schwedisch würde ich erst mal nicht so forcieren - wenn sie in die Situation kommt, dass sie es braucht, wird sie es auch lernen. Solange - in dem Alter - kein nennenswerter Kontakt mit der Sprache präsent ist in ihrem Umfeld, spielt die Sprache auch keine Rolle für sie. Will sagen: wenn Kinder so klein sind, lernen sie Sprache eben über sozialen Kontakt - in der direkten Interaktion mit ihren Bezugspersonen und immer Kontext-gebunden. Selbst über Skype ist das bei so kleinen Kindern manchmal noch schwierig - mein Grosser z. B. hat erst mit 2, 3 Jahren so richtig angefangen mit den Grosseltern über den Bildschirm und das Telefon zu kommunizieren. Waren sie dagegen direkt da, haben mit ihm gesprochen, ihm vorgelesen, mit ihm gespielt, hat er natürlich auch sprachlich davon profitiert... Auch Videos haben bei uns erst ab 2 Jahren, eher so mit 4 Jahren so richtig eine Rolle gespielt, was Sprache angeht - ich muss aber sagen, dass wir auch versucht haben, sie bis 2, 3 Jahren möglichst gar nicht vor dem Bildschirm sitzen zu lassen -und auch dann möglichst wenig. Aber ja - Filme aus der Sendung mit der Maus oder dergleichen haben schon auch sprachlich etwas beigetragen zum Wortschatz... nur viel später - in einer ganz anderen Entwicklungsphase. Aber mit 13 Monaten? Spricht Deine Tochter denn schon? Sie hat jetzt das Alter, wo sich die Konzepte für Begriffe bilden: ist das ein Hund - oder doch eher eine Katze? Esse ich mit dem Löffel, oder ist es eine Gabel? Was machen wir jetzt - essen, schlafen, anziehen, spielen - ist das jetzt möhre oder apfel, was ich in der Schüssel habe, Milch oder Tee... usw. sie wird- falls sie schon selbst spricht - wahrscheinlich Dinge zeigen und benennen - und bestätigt haben wollen, dass sie richtig liegt, oder eben nicht. Vielleicht bildet sie auch schon zweiwortverbindungen, mehr wäre sehr ungewöhnlich. Und auch das geschieht in erster Linie in Interaktion mit der Mama - wichtig ist, dass Du reagierst, wiederholst - im ganzen Satz - was sie sagt oder zeigt, kommentierst, was Du tust oder was ihr gemeinsam macht. Mütter machen das ganz intuitiv (falls sie nicht fortwährend auf ihr Handy schauen) und so lernen die Kinder zu ordnen und gleichzeitig zu benennen, was um sie herum geschieht und ist. Es ist super, wenn Du das auf Spanisch packst - wenn Du unsicher bist, solltest Du die Sachen nachschlagen oder nachfragen - z. B. bei der Oma und "mitlernen", damit Du bei Spanisch bleiben kannst. Und wenn ihr mit Oma skypt merkt sie ja, dass Du nicht die einzige bist, die so spricht. Im Kindergarten lernt sie dann deutsch... Wie machst Du das, wenn Du ihr vorsingst, kennst Du Kinderreime, -lieder, Fingerspiele auf Spanisch? Sowas würde ich versuchen von Oma in Erfahrung zu bringen... Ich bin sonst eher auf der Schiene - man sollte mit Kindern in seiner Muttersprache sprechen. Aber hier finde ich, da Du den Bezug und den Hintergrund hast, macht es durchaus Sinn - so kann sie auch zu Oma in Spanien einen Bezug haben, wenn Ihr dann mal hinfahrt. Ich glaube auch nicht, dass mehrsprachige Entwicklung nicht unbedingt heissen muss, dass man die Sprachen 100-prozentig parallel lernt - das ist eher im Gegenteil eigentlich selten möglich. Und man kann eine Sprache auch später noch anfangen zu lernen - in jedem Alter eigentlich, nur lernt man dann eben anders, je nach Situation. Der Mensch ist ja überhaupt sehr anpassungsfähig, was Sprache und Kommunikation angeht :-) Alles Gute! K

von Kacenka am 24.11.2020, 19:46



Antwort auf Beitrag von blue624

Es sind ja viele Faktoren, die bei so einer Fragestellung eine Rolle spielen. Wie weit geht deine "Unsicherheit", heißt, ist deine Aussprache bzw. Grammatik gut (= so gut wie bei einer Muttersprachlerin), und du bist nur beim Wortschatz etwas unsicher, dann schlage die (einzelnen) Wörter nach, bevor du sie (falsch) aussprichst. Könntest du dein Spanisch evtl. verbessern, wäre es dann möglich für dich, nur auf Spanisch zu reden? Weshalb willst du denn gerne deine Nicht-Muttersprache mit deinem Kind reden? Nur, damit es mehrsprachig ist, würde ICH es MIR nicht antun, eine (für mich) Fremdsprache zu sprechen, egal, wie gut ich es kann. Ich kann Deutsch auch besser als meine Muttersprache Russisch (da ich als Kind nach D gekommen bin), trotzdem mag ich es nach wie vor nicht, das zu Hause zu benutzen. Deshalb spreche ich von Anfang an Russisch mit den Kindern, aber ja, mein Russisch ist dazu gottseidank doch gut genug. Ich muss auch sagen, ich erlebe gerade jetzt, wie leicht Kinder sich mit einer weiteren Sprache tun. Meine beiden (knapp 3 und 5) haben jetzt seit 3 Monaten eine dritte Sprache (Polnisch), die sie täglich hören, bei fester Bezugsperson, und sie können diese dritte Sprache jetzt 1. (sehr?) gut verstehen 2. perfekt zwischen den 3 Sprachen unterscheiden 3. sich etwas auf Polnisch ausdrücken. < - Wobei sie sie nicht aktiv benutzen müssen, da die Bezugsperson Russisch versteht. Trotzdem höre ich so oft, wie die Kinder auch untereinander alle 3 Sprachen benutzen. Insofern sehe ich da weder beim Schwedisch (das deine Kleine ja immer wieder hört), noch beim Spanischen (das deine Kleine von der Oma doch immer wieder mitkriegt) ein schwerwiegendes Problem, wenn es ein bisschen wartet. Ich würde das Spanisch wohl ganz der Oma überlassen (trotz Corona), und selbst mit meinem Kind in meiner Muttersprache reden, zumindest, bis ich mein Spanisch so verbessert hätte, um darin sicher zu sein. Was ich in der Zwischenzeit machen würde: spanische und schwedische Hörbücher und Musik-CDs besorgen, die Hörbücher evtl. mit passendem Bilderbuch, wo sie blättern kann, damit sie die Geschichte auch mitverfolgen kann. Spanische Babysitter/Freunde/... wären natürlich auch toll.

von Ivdazo am 26.11.2020, 04:39