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Deutsche Schule in London

Thema: Deutsche Schule in London

Hallo zusammen, wir wohnen in London, mein Großer wird bald 2 und ich fange nun an mich mit dem Thema Schule zu beschäftigen, oh Schreck! Wir sind am überlegen, ob wir ihn in der Deutschen Schule in Richmond anmelden sollten. Leider finde ich es schwierig, neben den Lobliedern, die die Schule auf sich selber singt, noch andere Meinungen zu finden. Ich kenne einige Leute in meinem Alter (Anfang 30), welche die Schule besucht haben und muss sagen, dass die mich eher abgeschreckt haben. Allerdings liegt deren Schulzeit ja nun schon lange zurück und in der Zwischenzeit kann sich vieles geändert haben. Hat hier jemand aktuellere Erfahrungen? Ich frage mich in erster Linie, ob die Einschulung da nicht zur Folge hat, dass man sich in so einer Art "deutschem Ghetto" bewegt und überhaupt keinen Kontakt mehr zu anderen hat. Vielen Dank!

von xlatia06 am 17.09.2013, 15:16



Antwort auf Beitrag von xlatia06

Wir hatten uns dagegen entschieden, aus mehreren Gründen: v.a. Kosten & "deutsches Ghetto" da keine Begegnungsschule...

von Kaka_b am 18.09.2013, 00:13



Antwort auf Beitrag von xlatia06

Ich bin auf die Deutsche Schule in Brüssel gegangen und damals war dort wirklich ein Ghetto-Effekt. Falls ihr die Familiensprache Deutsch habt, wäre es doch sprachlich sogar wünschenswert, wenn das Kind eine englische Schule besucht?

von Pamo am 18.09.2013, 09:45



Antwort auf Beitrag von Pamo

Pamo, auch mit deutsch als Familiensprache wird die Umgebungssprache schnell uebermaechtig. Vor allem wenn ein spaeterer Umzug nach D angedacht ist, kann die Deutsche Schule wichtig sein, um Anpassungsprobleme zu minimieren. Ueber die deutsche Schule in London an sich kann ich nichts beitragen. Gruss Beatrix

von Beatrix in Canada am 18.09.2013, 15:50



Antwort auf Beitrag von Beatrix in Canada

Ich denke das kommt drauf an. Wir haben es sehr gut hinbekommen, dass das Kind im englischsprachigen Ausland deutsch auf überdurchschnittlichem Niveau sprach. Auf einer deutschen Schule hätte sie da kaum mehr Englisch gesprochen, gerade in dem Alter zieht man ja noch nicht alleine los. Da ist es wohl von Fall zu Fall unterschiedlich und die AP muss das nochmal durchdenken.

von Pamo am 18.09.2013, 18:53



Antwort auf Beitrag von xlatia06

Hallo, ich kennen die deutsche schule, da meine Tante dort Lehrerin war und alle drei Kinder dort waren. Ich finde, sie ist wunderschön gelegen, es wirkt dort nicht soo städtisch. Was ich mitbekommen habe ist das AG Angebot groß gefächert. Ich meine sogar, es ist ei n kiga dort angeschlossen, zumindest war die kleinste damals erst fünf als sie dorthinkamen und war gleich im System integriert. Man lernt dort sehr viel englisch und ich weiß, meine Cousinen hatten sehr viele englischsprachige Freunde. wenn du noch etwas wissen willst, kannst du auch gerne eine pn.schreiben lg

von Mijumi am 18.09.2013, 21:05



Antwort auf Beitrag von xlatia06

Ich kann nicht für die DSL sprechen, da ich sie nicht persönlich kenne, habe aber 2 Kinder in einer Deutschen Schule und 2 Kinder in einer lokalen und den Unterschied dadurch täglich vor Augen. Es sind einfach 2 Welten, zumal sich das hiesige Kindergarten- und Schulsystem auch noch sehr vom deutschen System unterscheidet. Meiner Meinung nach bringen Deutsche Auslandsschulen mit vielen deutschen Schülern (in Südamerika ist es z.B. anders, da sind fast alle Schüler einheimisch) den Ghettoeffekt fast zwangsläufig mit sich, da nun einmal viele nur kurze Zeit im Land sind und da oft nicht die Zeit und Energie mitbringen, sich in das Land zu integrieren, sondern eine möglichst gute Kontinuität für die Kinder trotz vieler Umzüge schaffen wollen. Das gleiche gilt ja auch oft für andere internationale Schulen. Es kommt einfach darauf an, was einem besonders wichtig ist: möchte man das Kind an die deutsche Kultur und Sprache binden (im positiven Sinn), möchte man, dass es einen deutschen Abschluss erwirbt, zieht man oft um und will Kindern viele Wechsel ersparen oder geht man bald zurück und will Kindern den Doppelschock (einmal beim Umzug in ein neues Land, dann beim Umzug zurück) ersparen, finde ich Deutsche Schulen eine wirklich gute Einrichtung. Wenn es einem wichtiger ist, dass das Kind sich vor Ort gut verständigen kann und in die Nachbarschaft und Landeskultur eingebunden ist, sich auf der Strasse gut verständigen kann und kann man damit leben, dass das Kind bei einem langen Aufenthalt dann später eine andere "Heimat" hat als man selbst, dann bietet sich eine lokale Schule an. Im Alter Eures Kindes stehen da wirklich alle Wege offen, ich habe die Erfahrung gemacht, dass es für kleine Kinder oft noch relativ leicht ist, sich im Lokalsystem zu integrieren, je älter sie sind, desto schwieriger wird es. Und dann hat man ja diverse Möglichkeiten, zu mischen. Gerade aus London habe ich jetzt öfter gehört, dass Eltern die Kinder in den englischen Kindergarten und die Grundschule gehen lassen, und dann zur weiterführenden Schule ins deutsche System wechseln (oder Kiga englisch, Grundschule schon deutsch). Dann ist das Kind schon in England integriert, hat englische Freunde und kann sich problemlos in Sportvereinen und Co. verständigen, hat aber trotzdem auch noch einen engen Bezug zu Deutschland. Hier an der Schule gibt es auch Langzeit-im-Land-Eltern, die vom Kindergarten an das deutsche System wählen, aber über die Freizeit und Ferienprogramme Anknüpfungspunkte zur Lokalkultur herstellen. Umgekehrt kenne ich auch deutsche Eltern, die ihre Kinder im lokalen Schulsystem haben, aber das ganze Freizeitprogramm "deutsch" organisieren. Ich denke, es gibt da keinen "richtigen" Weg, zumal auch die Kinder unterschiedlich sind und manche sich ohne Probleme ins lokale Systeme integrieren, andere darunter aber enorm leiden und sich vollkommen einkapseln. Ich würde mir einfach überlegen, was für Euch wichtig ist und dann entscheiden. Falls es nicht läuft wie erhofft, kann man ja auch später noch wechseln.

Mitglied inaktiv - 19.09.2013, 13:29



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auch ich habe keine Kinder an der DS London, aber vier Kinder an einer deutschen Expertenschule im gleichen Regionalbereich, sprich, die die gleichen Vergleichs/ und Abiturareiten schreiben. Du musst einfach eine Vorstellung entwicklen, wo Dein Kind langfristig zu Hause sein soll, im deutschen Sprachraum oder nicht. Das ist die grosse Frage. Wir sind Deutsche und immer nur auf ein paar Jahre im Ausland. Auf unserem letzten Posten waren die Kinder in Kanada auf einer lokalen Schule. Was klasse war fuer den Spracherwerb, den Kontakt mit Leuten ausserhalb der deutschen Gemeinschaft und ueberhaupt. Auf der anderen Seite war die Rueckkehr nach Deutschland bitter. Die grossen Jungen hatten nach drei Jahren Kanada einen Rueckstand von 1,5 Jahren in Mathe, auch in Naturwissenschaften wurde wesentlich weniger Stoff gemacht. Straight A war Standardnote, meine Kinder kannten nur bestnoten. Dann in Deutschland, die Riesenklassen, die Ausschoepfung der Notenskala, das andere Lernklima. unglaublich. In Kanada ewig freundlich und positiv versaterkende Lehrer, alles awesome, natuerlich viel Einzelunterricht in der Privatschule und dann Berlin, 32 Kinder und oft ein out-geburnter Lehrer. Fuer mich jedenfalls war der Schock des Wechsels zurueck so gross, dass ich mich diesmal fuer eine deutsche Schule entschlossen habe. Unterschied zu GB ist allerdings auch, dass die Landessprache keine Weltsprache ist und meine Kinder in den Klassen 4-12, da wechselt man die Sprache nicht mehr (ok, bei vier schon noch). Internationale Schulen hatte ich ueberlegt. ABER mein Arbeitegeber zahlt mir nur die deutsche oder gleichviel und aufgrund des komplett anders aufgebauten Auslndsschulwesens sind hier am Ort die britische und amerikanische viel teurer. Eine Kollegin hatte ihre Kinder im britischen Szstem, hier auch, elftausend Euro MEHR Schulgebuehren pro Kind und dann kam das boese Ende. Das Kind hatte sein IB, aber keine Zulassung zum Studium in deutschland. Weil es ein schwaches IB ist, ein Internatioanles IB wird in Deutschland nur anerkannt, wenn man bestimmen Erfordernisse in den Naturwissenschaften erfuellt. Jetzt studiert der Junge in England und das ist schweineteuer. Im Gegensatz zu seiner Mutter beyweifle ich aber auch, dass er an einer deutschen Uni gleucklic wuerde denn obwohl beide Eltern Deutsche sind wurde er schriftlich im englischen sozialisiert. Angefangen irgendwo in Afrika, wo es eben nur die britische Schule und keine deutsche gab, und dann immer weiter. Sprechen ja, aber ordentlich schreiben/ niemals. Und die richtige internationale Schule hat x nationen wie eine deutsche Brennpunktschule, Unterschioed ist nur, dass die Eltern der Kinder geld haben. Boese vereinfacht gesagt. Sprich, da gehen die hin, die auf der frz., dt. engl. amerikanischen nicht zurechtkommen bzw die beiden letzten nicht bezahlen koennen. Von daher, schreib doch mal, wie lange Ihr dort bleibt und wo Euer Junge mal seinen Lebensmittelpunkt haben soll. Das Auslandsschulwesen gehoert zu meinen Lieblingsthemen. Benedikte

von Benedikte am 20.09.2013, 17:01



Antwort auf Beitrag von xlatia06

Clara Winter und Benedikte haben schon viel Richtiges gesagt. Ich würde mir an Eurer Stelle überlegen, einen lokalen Kindergarten auszusuchen, in den auch Kinder aus der Nachbarschaft gehen. Dann können die Freundschaften auch nach der Einschulung bestehen bleiben. Deutsche Schule bedeutet schon auch deutsches Ghetto, wenn es keine Begegnungsschule ist. Aber es wird auch die deutsche Kultur transportiert, was ich bei einem langen Auslandsaufenthalt wichtig finde. Für mich ist es auch wichtig, dass ein Deutscher seine Muttersprache in Wort und Schrift gut beherrscht. Wir haben deshalb nicht lange überlegt und unsere Große zur Einschulung an einer Deutschen Auslandsschule angemeldet, die anderen dann auch für den Kiga, weil das einfach sinnvoll ist, alle in der gleichen Institution zu haben, wobei ich bei der Kleinen doch geschwankt hatte, die beiden Großen waren vorher in einem lokalen Kindergarten... Ist also alles nicht so eindeutig.

von Astrid18 am 21.09.2013, 10:59



Antwort auf Beitrag von xlatia06

Vielen Dank für die zahlreichen differenzierten Antworten! Da sind tatsächlich einige Punkte angesprochen wurden, über dich ich vorher noch gar nicht nachgedacht hatte! Ich bin von Beruf Übersetzerin und alleine deshalb schon sehr darauf bedacht, meinen Kindern sowohl schriftlich als auch mündlich korrektes Deutsch zu vermitteln. Die Frage, wie lange wir noch in GB bleiben, haben wir noch nicht abschließend beantwortet, da es uns nicht aus beruflichen Gründen, sondern schlicht aus Lust am Neuen hierher verschlagen hat, wir also theoretisch jederzeit wieder gehen könnten. Da müssen wir eindeutig mal drüber nachdenken, dann klärt sich die Schulfrage möglicherweise ganz von selbst. Der größte Vorteil der DS war bisher für mich, dass die Kinder erst mit 7 eingeschult werden. Ich finde den Schulbeginn mit 5 Jahren einfach furchtbar früh. Allerdings ist das zu kurzfristig gedacht, da hätte ich auch eher drauf kommen können...

von xlatia06 am 23.09.2013, 13:59