Mehrsprachig aufwachsen

Forum Mehrsprachig aufwachsen

Adventskalender

Thema: Adventskalender

Hej allesammen! Nicht nur in dieses Forum paßt doch der folgende Beitrag besonders gut - wer es aus dem Internet schon kennt, klickt bitte schnell das kreuzchen: Der Adventskalender - von Sanaa Baghdadi Biank Beinahe hätte ich geheult, als Helmut mich fragte: "Sag mal, was hast du mir geschenkt? ist das eine Opiumpfeife?" Ich fühlte mich so tief gekränkt. Da hatte ich meine Leute in Ägypten angerufen und sie darum gebeten, mir diesen Talisman zu besorgen, der Helmut in seinem neuen Lebensjahr Glück bringen sollte. Es hatte mich schon Nerven gekostet, bis diese Frauenfigur, die einen Wasserkrug auf dem Kopf trägt und in meiner Heimat als Symbol des Glücks gilt, endlich in meinen Händen war, und dann kam die Frage: "Ist das eine Opiumpfeife?" Da habe ich mir geschworen: Nie wieder mache ich einem Deutschen ein Geschenk. Was denken sie eigentlich? Halten sie uns alle für Rauschgiftsüchtige oder Händler? Ach, ich war so enttäuscht! Am liebsten hätte ich mit keinem Deutschen mehr gesprochen. Aber das ging nätürlich nicht, wie sollte ich das vermeiden? Und außerdem mag ich eine Reihe von Deutschen, und unter denen habe ich eine Menge Freunde. So bemühte ich mich, den Zwischenfall zu vergessen. Aber ganz aus dem Kopf kam mir die Bemerkung meines damals besten Freunde nicht. Und dann kam es wieder zu einem Missverständnis, wenn auch ganz anderer Art. Es war am Nikolaustag. Als ich nach Hause kam, fand ich an meiner Türklinke viele kleine eingewickelte Dinge, mit farbigen Bändchen umbunden. Ich ahnte, wer mir diese Überraschung machen wollte und freute mich sehr über die kleinen süßen Dinge, die mit Liebe und Geduld eingepackt waren. Das konnte nur Meli gewesen sein, meine beste Freundin. Ich wickelte neugierig die kleinen Geschenke aus und dachte mir:"Melie hat aber Geduld; ich möchte gern wissen, wie lange sie gebraucht hat, um all diese winzigen Dinge einzupacken." In den Päckchen waren Schokolade und eine Nikolausfigur. Als ich das Papier wegräumen wollte, klingelte das Telefon. Es war Melie, die mich fröhlich begrüßte und fragte:" Na, hast du den Kalender bekommen?" "Welchen Kalender?" fragte ich erstaunt zurück. "Den Adventskalender!" "Nein, einen Adventskalender habe ich nicht bekommen, aber viele kleine Päckchen - sag mal, wie lange hast du gebraucht, um die alle einzupacken?" "Hast du sie etwa alle ausgepackt?" Ich spürte Melies Enttäuschung, als ich ihre Frage bejahte. Ich merkte, dass ich was Falsches gemacht hatte. Ich wusste nicht, dass es ein Adventskalender sein sollte; in meiner Heimat kannte ich sowas nicht. Ich versuchte, mich bei Melie zu entschuldigen, aber es war zu spät. Und als ich den Hörer auflegte, dachte ich an meine Reaktion damals, als ich Helmut etwas schenkte. Also das sind die Missverständnisse, die im Grunde nur auf den fremden Kulturkreis zurück zu führen sind, uns aber einander nicht näher kommen lassen, dachte ich. Gerne weiterleiten - Gruß Ursel, Dk, die gerade massive Mißverständnisse im Gospelchor hatte, der seit Sommer von einem Afro-Amerikaner geleitet wird und die weitgehend auf Kulturunterschieden beruhten, die nicht so leicht aufzuspüren sind wie Ehrenmord oder Sharia....wir kennen sie wohl alle...(und leiden trotzdem manchmal drunter!)

von DK-Ursel am 02.12.2010, 11:14



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Sehr schoenes Beispiel...lg Kati

von Canaren am 03.12.2010, 10:54