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3 sprachig?

Thema: 3 sprachig?

Hallo, ich möchte gerne eure Erfahrung und Meinung und evtl. sogar wissenschaftliche Erkenntnisse zu unserer "Spracherziehungsweise" bekommen. Und zwar sprechen mein Mann und ich jeweils in unserer Muttersprache (deutsch und norwegisch) mit unserem 3 Monate alten Sohn. Untereinander sprechen mein Mann und ich seit eh und je englisch. Was ist daran gut, was ist daran schlecht für's Baby und seine Sprachentwicklung?

von Mamisprinz am 07.08.2011, 09:25



Antwort auf Beitrag von Mamisprinz

Hallo! Das ist ja toll für euer Kind! Gleich drei Sprachen! Die Gefahr ist dabei nur, dass das Kind möglicherweise keine der drei Sprachen richtig lernt. Deshalb ist es wichtig immer ein Auge auf die Sprachentwicklung zu haben und jede Sprache gezielt zu fördern. Grundsätzlich steht einer gesunden Sprachentwicklung nichts im Wege, so lange ihr die Sprachen trennt, d.h. dass du wenn du mit deinem Kind alleine bist wirklich auch nur deutsch bzw norwegisch sprichst und dein Mann konsequent seine Sprache. Als Familiensprache bietet es sich natürlich an Englisch auch weiterhin zu wählen. Das Kind wird mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit eine Zeit lang die Sprachen mischen. Das sollte aber nicht beunruhigen. Mehrsprachige Kinder sind sich der unterschiedlichen Sprachen bewusst, setzen nur hie und da Wörter ein, die die Sache dann präzisieren. Es ist daher wichtig, dem Kind Freiraum für Sprachexperimente zu geben und es nicht dazu zu zwingen bei einer bestimmten Sprache zu bleiben, so lange du verstehst was es sagt. Es ist außerdem wichtig intensive Wortschatzarbeit zu betreiben, z.B. sollten in jeder Sprache Geschichten vorgelesen werden damit der Wortschatz in jeder Sprache nicht zu einseitig wird und die jeweiligen grammatischen Strukturen aufgebaut werden können. Englisch und Deutsch sind in grammatischer Hinsicht sehr ähnlich und das Kind wird hier relativ leicht parallele Strukturen erkennen können. Im norwegischen sollten Bokmål genauso wie Nynorsk dem Kind nahe gebracht werden. Möglicherweise könnte euer Kind ja ab Grundschulalter norwegischen Nachmittagsunterricht besuchen (1-2x pro Woche). Außerdem ist glaub ich wichtig zu wissen, dass Kinder die in mehrsprachigen Haushälten aufwachsen später mit dem Sprechen anfangen. Lass dich davon nicht beunruhigen. Es ist eine ziemlich große Leistung, die das Gehirn da bringen muss! Mach dir also keine Sorgen, wenn die Gleichaltrigen schon drauf los plappern und deines nicht. :-) Man spricht hier auch oft von einer "Sprachentwicklungsverzögerung", was eigentlich irreführend ist, da sich das Verständnis für sprachliche Zusammenhänge sehr wohl entwickelt und nur mehr Zeit benötigt wird für die doppelte bzw. dreifache Leistung. Insgesamt finde ich es eine tolle Idee, wenn die Voraussetzungen so toll wie bei euch gegeben sind, dem Kind drei Sprache zu schenken. Ich wünsche euch mit dem Projekt viel Erfolg!

Mitglied inaktiv - 08.08.2011, 11:01



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ich kann mich meiner vorrednerin überhaupt nicht anschliessen, es wimmelt nur so von aussagen, die ich überhaupt nicht so gemacht habe. mein tipp? LEBT ganz einfach normal OHNE sprachpädagogischen hintergrund. jeder spricht mit dem kind seine sprache. und wenn eure "miteinander-sprache" noch eine dritte ist, dann kommt sie halt noch dazu. das passiert auf vielen orten dieser welt, es gibt kulturen, wo mehrsprachlichkeit ab geburt alltag ist. ich habe es schon ein paar mal geschrieben, es ist wie bei den hobbies. machen wir es mal ganz stereotypisch. du bist die mutter und kreierst viele kuchen mit dem kind. nach einiger zeit kann es das prima alleine. der vater ist begeisterter modellflugzeug-bastler. bald wird das kind schon selber besser ein modellflugzeug basteln können als ich je jemals könnte. bestimmt wird eines nichts passieren: das kind wird nicht verwirrt durch diese zwei hobbies und es wird auch nicht die rezepte mit dem bastelbogen vermischen. es gibt übrigens keine einfachen und schwierigen sprachen. unser hirn ist für sämtliche sprachen dieser welt "ausgerüstet". wenn wir (als erwachsene) eine sprache als schwierig empfinden, dann kommt das daher, dass diese sprache vom einst erlernten grundmuster unserer erstsprache stark abweicht. aus diesem grund kannst du dein kind nicht überfordern, wobei überfordern sowieso der falsche begriff ist. kein kind ist überfordert, wenn sich vater und mutter liebevoll und ausgiebig mit ihm beschäftigen, die sprache ist nur der wunderschöne schlüssel dazu. dein kind (und meins auch) hat mehr schlüssel als andere. chatilia

von Chatilia am 08.08.2011, 16:22



Antwort auf Beitrag von Mamisprinz

Ich denke nicht, dass du etwas "falsch" machen kannst. Allerdings gibt es verpasste Gelegenheiten, wenn das Kind nicht mehrsprachig erzogen wird. Spaetes Sprechen durch Mehrsprachigkeit mag es geben, genauso wie fruehes Sprechen durch Mehrsprachigkeit. Ich stimme meiner Vorrednerin zu, die vorschlaegt dass ihr einfach "LEBT" und das Kind die damit verbundenen Sprachen lernt. Dass das Kind "keine Sprache richtig lernt" ist m.E. nur dann eine Gefahr wenn das Sprachniveau extrem niedrig ist, doch dann besteht diese Gefahr genauso bei Einsprachigkeit. Also: Es liegt an euch.

von Pamo am 08.08.2011, 16:47



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Hej allesammen! Na, dann senfe ich auch noch mal mit. Auf den ersten beitrag wollte ich nicht gern schreiben,denn auch mir sind ienige Aussagen sehr aufgestoßen. Wenn überhaupt, kannst Du die nur als KANN-Option widergeben - z.B. daß spätes Sprechen typisch sei etc. Bei solchen Stereotypen stellen sich bei mir nicht nur die Nackenhaare hoch, sondern auch die Frage, vor welchem Hintergrund sowas gesagt wird. Spricht da jemand mit wirklich mehrsprachiger Erfahrung?????? Und die Tips wie Vorlesen, viel redenm etc. - naja, das soltlen Eltern wohl auch dann machen,w en nein Kind nur 1 Sprache lernt und sprechen soll, den je weniger Sprache geübt und praktiziert wird, umso geringer sind Wortschatz und Grammatikkenntnisse. Die beiden anderen haben ja schon ganz genau gesagt, woaruf es ankommt. Mehrsprachige Erziehung ist eben anders als Fremdsprachenvermittlung: Man lebt in den einzelnen Sperachen, mit ihnen, und zwar so natürlich, daß es gar keine Fragezeichen gibt. Es kann durchaus passieren, daß die 3 Sprachen unterschiedlich gut beherrscht werden; es kommt eben darauf an, weiviel Zeit (sprichÜbung, Praxis) für jede Sprache übrigbleibt im Alltag. Meistens spielt die Umgebungssprache die vorherrschendeRolle, dem kann und muß man dann gegensteuern und ausgleichen, in dem man zuhause die anderenSprachen (auch) fördert. Was ich übrigens auch interessant fand - und vielleicht wäre das besserals eigen Thema mal zur Diskussion zu stellen: Die unterschiedliche Beurteilung, welche Sprachen als schwierig eingezustufen sind. Ich höre z.B. öfter sogar von Dänen, abera uch Auswanderern hierher, Dänisch sei ja schwierig - und das finde ich nun gar nicht. Sicher, die Aussprache ist gewöhnungsbedrüftig, es gibt viele "Teekesselchen" (auch das wird oft alsArgument angeführt - aber ob z.B. "rene" in Bedeutung von "regnen" oder "rechnen" gemeint ist, habe ich doch im Zusammenhang sofort raus, oder??? Oft erklären eben gerade auch Menschen, die ansonsten so gut wie keine Fremdspachenkenntnisse haben,daß dies eine schwere Sprache sei --- sie haben eben wenig theoretisch mit einer Sprache gearbeitet, deutsch einfach als Muttersprache gesprochen und sind somit eher mit den grammatikalischen Erklärungen als der Grammatik selbst überfordert. genauso geht es übrigens Dänen - jedenfalls in der (supersprachlichen, so heißt der Zweig (Versuchsprojekt neben "sprachlichem" meiner meiner Tochter!) Klasse. Die hat nämlich beobachtet,daß ihren ansonsten recht gewieften Kameradinnen eindeutig das verständnis für Grammatik fehlt - Kunststück: Es gib tja kaum eine Konjugation, geschweige denn - sichtbare - Deklination! Da ist man dann nicht erst bei der Introduktion des lateinischen Ablativs nicht nur erstaunt, sondern fast überfordert. Fazit: Es kommt eben auch auf den Hintergrund dessen an ,der eine Sprache als schwierig einstuft. Denn wie schon von der Vorrednerin geschrieben: Alle Kinder lernen ihre Muttersprachen ja --- ohne großes Pauken, egal ob das Japanisch, deutsch oder sonstwas ist. Eine Einschränkung allerdings: Vor kurzem ging ein wissenschaftliches Studienergebnis durch die Presse, wonach Dänisch in derTat eine schwere sein solle, so daß dänische Kinder generell später soviel redetenwie gleichaltrige Kinder in anderen Ländern. Ich muß - allerdings ganz ohne Studie - aber gestehen, daß ich meine Zweifel an den gründen habe und denke, daß auch soziale und andere Dinge mitreinspielen, wenn das Ergebnis überhaupt so stehen bleiben kann. Das ist aber eine sehr unqualifizierte Meinung, gebe ich zu. Und trotzdemschaffen es ja auch dänische Kleinkinder, ihre Sprache beherrschen zu lernen. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 08.08.2011, 18:36



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Ich kann dir nicht wirklich weiterhelfen, aber eine Freundin meiner Tochter wächst auch 3-sprachig auf. Ihre Eltern sprechen mit ihr Deutsch und Russisch und sie besucht einen internationalen Kindergarten, jetzt bald die Schule. Dort wird nur Englisch gesprochen. Sie versteht alle drei Sprachen. Spricht Deutsch und Englisch fließend und Russisch spricht sie eigentlich auch fließend, aber sie mag die Sprache nicht so :) Sie ist jetzt 6, hat aber ebend relativ spät Sätze gesprochen und die Sprachen erst untereinander gemischt, aber das kommt mit der Zeit.

von Anne_R am 09.08.2011, 08:26



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Hallo! Wir versuchen auch das Dreisprachenprojekt. Ich spreche Deutsch, mein Mann Bengali und miteinander sprechen wir Englisch. Unser Kleiner wird aber noch einige Zeit brauchen, bis er zu sprechen anfaengt. Er ist erst 3 Monate alt. Momentan sind wir in Indien, d.h. eigentlich alle hier sprechen Bengali. Ich hoffe, mein Deutsch geht dabei nicht unter. Aber ich verbringe ja auch die meiste Zeit mit ihm. Haette nur eigetnlich gern, dass er auch "anderes" Deutsch mitkriegt, also so wie andere Deutsch sprechen. Lese ihm daher immer was vor. Von Kinderbuechern, ueber Elternzeitschriften zu Schiller :)

von MamaIndi am 11.08.2011, 19:50



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Hallo, wir erziehen dreisprachig (zuhause Deutsch, Schule franzoesisch und englisch, Nanny englisch, Freunde franzoesisch und englisch und Umwelt franzoesisch). Es geht gut, allerdings kann ich mich meinen "optimistischeren" Vorrednerinnen insofern nicht anschliessen, als es in der Tat die Gefahr geben KANN, dass keine der Sprachen richtig gelernt wird. Ich habe das bereits in unserem Umfeld erlebt. Ausserdem finde ich, damit ein Kind nicht nur Sprachen spricht, sondern auch "literate" (im englischen Sinne) in drei Sprachen wird, muss man auch als Umfeld sehr viel mehr Aufwand betreiben als bei ein- oder zweisprachigen Kindern. Unser Konzept scheint bisher (unser Sohn ist 8) sehr gut aufzugehen, aber ohne als Eltern dahinter zu stehen und ein Auge darauf zu haben, dass z.B. in allen Sprachen ausreichend gelesen und geschrieben wird, wird man nicht alle drei Sprachen auf gleich hohem Niveau beherrschen. Gruss FM

von Foreignmother am 15.08.2011, 00:22



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Ihr Lieben ich freue mich sehr über die Resonanz und all eure Beiträge. Jeder für sich ist aufschlussreich. Schlussendlich muss ich mir mein eigenes Bild davon machen. Es hat mir wirklich sehr geholfen und ich bin erfreut, dass es noch viele andere Eltern gibt, die ihr Kind 3sprachig aufwachsen lassen möchten. Ich wünsche uns allen viel Erfolg dabei! LG Daniela

von Mamisprinz am 15.08.2011, 11:29