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3 Sprachen

Thema: 3 Sprachen

Hallo ihr lieben, ich gebäre im Februar mein erstes Kind und mein Partner ist Türkisch / Rumänisch aufgewachsen, eigentlich besitzt er nur die Rumänische Nationalität aber seine Familie spricht trotzdem noch sehr oft Türkisch, ist für mich nicht das Problem allerdings mache ich mir Gedanken bezüglich meines Kindes. Ich bin in Deutschland geboren und spreche nur deutsch (ein wenig Rumänisch mittlerweile) - kann auch ein bisschen auf Türkisch sagen oder verstehen. Ich weiß tatsächlich nicht ob es für ein Kind viel zu schwer und kompliziert werden könnte, alle 3 Sprachen zu lernen und dann eventuell keine Sprachstörung zu entwickeln. Meine Frage ist eigentlich, sollte ich mich auf zwei sprachen festsetzen (diese wären dann Rumänisch und Deutsch) Oder soll ich es einfach auf mich zukommen lassen und 3 Sprachen akzeptieren? Ich kann nun mal keine dieser Sprachen komplett flüssig sprechen und deshalb mache ich mir auch Gedanken das ich einiges einfach nicht verstehen werde. Soll ich seine Familie einfach darum beten nur Rumänisch zu sprechen mit unserem Kind? Ich hoffe ihr könnt mich verstehen. Liebe Grüße

Mitglied inaktiv - 02.10.2020, 09:24



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Hej und willkommen hier! Deine Sorgen wegen Sprachverwirrung teilen viele Eltern (und erst recht andere! ), aber ZU UNRECHT! Kinder können sehr gut unterscheiden, wer wann was spricht, auch bei 3 Sprachen. Daß Du dann einiges nich verstehst - nun ja, das ergeht vielen Menschen in bilingualen Beziehungen so - dann fragt man halt nach, wo ist das Problem? Letztendlich lernst Du ja auch einiges noch mit dem Kind und den zunächst einfach Gesprächen mit, denke ich. Ihr lebt in Dtld. und Du sprichst fließend Deutsch, das ist dann mind .die Sprache zwischen Dir und Deinem Kind. Dein Partner ist für mind. 1 der anderen Sprachen zuständig - da muß er selbst schauen ,was ihm wie und wann liegt. Er könnte z.B. seine Herzenssprache (Rumänisch?) für die normalen Gespräche im Alltag verwenden und ind er anderen (Türkisch?) vorlesen? Es liest sich ja nicht so ,als ob Ihr eine seiner Sprachen zur Familiensprache machen könntet. Oder Ihgr wählt n der Tat eine der beiden Sprachen ab - dann bleibt mehr Zeit für die 2. Muttersprache - manchmal ein Vorteil, vor allem wenn der Vater sie spricht und die Familiensprache = die Umgebungssprache ist. denn da wird Deutsch viel Zeit und Raum einnehmen und somit sehr stark werden,wen nken ausreichenderAusgleich erfolgt. Das eine ist also der Zeitfaktor, der bei 3 Sprachen für jede Sprache ja kleiner ist als bei 2 Sprachen. Das andere ist aber auch,w ie gut ihr mit Eurer Lösung leben könnt, und da bewährt sich Pragmatismus vor Prinzipien. Also laß es evtl. auf Dich zukommen,denn DU hast eh keine Wahl, welche Sprache Du sprichst. Dein Partner muß sich entscheiden, wie er es macht, was ihm wichtig ist denn für die anderen Sprachen ist ER zuständig, und das ist ER dann auch, das kann er schlecht auf jemanden delegieren, der die Sprachen nicht (gut genug) kann. Alles Gute für die nächste Zeit - udn das mit den Sprachen kommt fast automatisch, wenn man nur am Ball bleibt! Erzähl dann mal ,wie Ihr Euch "entschieden" habt... Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 02.10.2020, 15:22



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ja, ich kann Dich total gut verstehen! Du kennst keine mehrsprachige Familiensituation und Dein Partner ist im Gegenteil damit aufgewachsen, für ihn ist es das normalste der Welt. Das ist erst mal eine schwierige Situation. Andererseits weiss Dein Partner aber auch, "wie es geht", er kennt das aus eigener Erfahrung. Schwierig ist nur, dass er zwei Sprachen mitbringt und Du die Umgebungssprache - genau in der Situation bin ich auch. Du bist also für die Umgebungssprache verantwortlich - Dein Partner für die anderen beiden - nur kann er nicht von Beginn an zwei Sprachen gleichzeitig sprechen. Ich habe es so gemacht, dass ich die "schwächere" meiner beiden Sprachen mit den Kindern gesprochen habe, die andere hat meine Mutter bzw. meine Schwester "übernommen". So hatten die Kinder Input in allen drei Sprachen und wir konnten trotzdem beim Prinzip "eine Person- eine Sprache" bleiben - das ist nämlich die Situation, wie man die "Verwirrung" bei Kleinkindern eben gerade am einfachsten vermeiden kann. Kinder ordnen die Sprachen recht zuverlässig den jeweiligen Personen zu, in denen sie von ihnen angesprochen werden. Natürlich war und ist die Sprachentwicklung dann nicht in allen drei Sprachen gleich - am stärksten ist die Umgebungssprache, meine ist "fast" genauso stark, die meiner Mutter naturgemäss - trotz bewusster Förderung (Urlaube im jeweiligen Land, Videos für Kinder in dieser Sprache, Vorlesen und mittlerweile auch selber Lesen in dieser Sprache) am "schwächsten". Das ist mir aber nicht so wichtig, denn ich weiss, sie können auf den Grundstock, den sie jetzt in allen drei Sprachen haben, jederzeit aufbauen - auch in der schwächsten Sprache, denn sie können sich auch in dieser gut verständigen - obwohl der Wortschatz kleiner ist und hin und wieder Grammatikfehler auftreten. DAS kann man aber immer "nachlernen" - so wie man Fremdsprachen ja auch später lernen kann und ziemlich gut sogar (ich zum Beispiel die hiesige Landessprache). Eine Schwierigkeit, die wir so nicht hatten, ist das Verständigungsproblem Deinerseits: Mein Mann spricht alle drei Sprachen (und ich auch) - wenn auch natürlich meine beiden als Fremdsprache - fliessend. Er versteht also alles, was meine Mutter und ich mit den Kindern sprechen. Auch meine Schwiegermutter versteht das meiste, meine Mutter ist in der hiesigen Umgebungssprache etwas schwächer (aber die Kinder übersetzen dann auch mal für sie, wenn sie wollen, dass sie ihnen ein Eis kauft :-)) Es ist also schon wichtig, dass Du "mitlernst" - erst mal die Sprache, für die sich Dein Partner entscheidet, dass er sie mit den Kindern sprechen möchte - einfach, damit Du in etwa mitbekommst, was sie so reden und er auch in Deiner Gegenwart mit ihnen so sprechen kann - denn sonst hat er verdammt wenig Gelegenheit, die Sprache ans Kind zu bringen (ich nehme an, erst mal bleibst Du zu Hause?). Also was ich sagen will: Deine Sorgen sind berechtigt - aber nicht so sehr, weil es "zu viele" Sprachen sind (das geht durchaus, jedes normale Kind "kann" das meistern, wenn es die Gelegenheit dazu bekommt), sondern weil Ihr es nicht einfach haben werdet, die Bedingungen möglichst reibungslos und konfliktfrei so "hinzubiegen", dass die Kinder regelmässig alle drei Sprachen zu hören bekommen. Ich rate hier und überhaupt - immer am liebsten zur "bewussten" Intuition: Also Mehrsprachigkeit unbedingt JA, nur über das WIE müsst Ihr ganz individuell und letztlich auch spontan immer wieder neu entscheiden. Vieles ergibt sich im Laufe der kindlichen Entwicklung. Aber etwas bewusstes Steuern: "ich spreche jetzt bewusst mit dem Baby/Kleinkind erst mal nur die Nichtumgebungssprache" gehört auff jeden Fall - vor allem für Deinen Partner - auch dazu. Und Du ziehst halt erst mal so gut es geht mit, indem Du Dir von ihm möglichst viele Wörter und Wendungen beibringen lässt - gern auch vorm Kind, das merkt so, dass Du die Sprache ernst nimmst und akzeptiert sie eher. So schafft Ihr eine gute Basis, auf die Euer Kind dann - positiv gestimmt - reagieren kann und es lernt dabei, dass die Welt bunt und vielseitig ist, dass man Dinge verschieden bezeichnen kann (mama sagt x, papa sagt y, oma sagt z) und dass man Dinge unterschiedlich anpacken kann, dass es kulturelle Gepflogenheiten gibt, die hier gelten und da nicht und noch viel mehr. DAS ist der wichtigste Gewinn - neben dem Spracherwerb, der letztlich noch nicht mal UNBEDINGT für alle Sprachen perfekt sein muss (wenn eine dominiert ist das nicht schlimm!). Und vor allem: sprecht mit euern Kindern! Singt vor, sagt Reime, Fingerspiele usw. Schaut nicht dauernd auf den Bildschirm, sondern schaut Euer Kind an. Schaut, wo es hinsieht und benennt diese Dinge, reagiert wenn es selber die ersten Wörter sagt. Früher ging dieses wie von selbst, kaum ein Erwachsener hat dieses nicht so gemacht. Heute sehe ich die Mütter mit dem Handy in der Hand - egal ob das Kind etwas sagt oder tut, sie reagieren oft gar nicht. DAS ist viel gefährlicher für die Entwicklung. Alles gute für Euch!

von Kacenka am 18.10.2020, 12:50