Mehrsprachig aufwachsen

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2-sprachig aufwachsen

Thema: 2-sprachig aufwachsen

Hallo zusammen, ich bin neu hier und bin sehr gespannt auf eure Meinungen Mein Mann und ich wollen unsere Töchter (die große 2,5 die kleine 11 Monate) zweisprachig Deutsch-polnisch aufziehen. Mein Mann ist in Oberschlesien geboren und ist mit 4 Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland gezogen. Er hat somit von klein auf polnisch/schlesisch gelernt und kann sich auch ganz gut verständigen. Für Behörden gänge reicht es aber dann leider nicht aus, da er nur "alltagspolnisch"spricht... Ich bin Deutschland geboren, hab aber zu einem Teil philippinische Wurzeln, aber leider nicht die Chance gehabt die Sprache je zu erlernen. Was ich im Nachhinein sehr schade finde....polnisch selber kann ich leider nicht wirklich, bin aber immer wieder stets bemüht Nun möchte ich meinen Kindern natürlich die Möglichkeit geben, polnisch zu erlernen, da ja auch gerade meine Schwiegereltern hier in der Nähe leben und zu Hause ausschließlich polnisch/schlesisch sprechen. Außerdem gibt es noch Verwandtschaft in Polen mit mäßig großen Kontakt und besuchen... Das weitergeben der polnischen Sprache gestaltet sich aber aktuell relativ schwierig. Mein Mann und ich sprechen zu Hause Deutsch miteinander. Mit den Kindern spricht er polnisch und ich deutsch. Nun passiert es ihm manchmal, dass ihm bestimmte Worte nicht auf polnisch einfallen und er diese mit deutschen Wörtern füllt oder sogar ganz auf deutsch wechselt. Bei meinen Schwiegereltern ist das ähnlich nur nicht ganz so extrem. Aber wie man es mit vielen Muttersprachen macht, verdeutscht man sich diese nach einer gewissen Zeit eh immer ein wenig. .. Ich merks ja selber, wenn meine Mama mit anderen philippinas spricht Was ich letztendlich damit sagen und fragen will und komm damit mal so langsam auf den Punkt Wenn unsere Kinder zwar die Möglichkeit haben polnisch zu erlernen, das aber eher doch (was ich absolut!!! Nicht abwertend meine) so ne Art Kauderwelsch ist... Ist es dann überhaupt sinnvoll das alles so weiterzuführen wie bisher oder ist das alles letztendlich doch nur Perlen für die Säue? Ich möchte meine Kindern unbedingt diese Chance geben, da mir diese leider selber verwehrt wurde und dies eine wundervolle gabe sein kann. Aber auch nicht um jeden Preis! So jetzt bin ich endlich fertig und freue mich sehr auf eure anregungen und vielleicht sogar eigene Erfahrungen Ganz liebe Grüße Die majanju

von Majanju am 25.05.2020, 01:00



Antwort auf Beitrag von Majanju

Hej Majanju! Willkommen hier - wir freuen uns über jeden Neuen, der eni bißchen frischen Wind in die gruppe bringt! Ich finde, Ihr macht das schon sehr gut, jeder spricht seine Muttersprache mit den Kindern, so viel und so oft wie möglich. Und damit lernen die kindetr ja schon mal Grammatik, den Aufbau der Sprache. Das ist gut. Genauso wie die Aussprache,die ja doch einiges anders als die deutsche ist. Super! Problem bei Euch ist also nur, daß die eine Muttersprache schon sehr "zersetzt" ist - und da muß Dein Mann eben noch mal "nacharbeiten" : Wie ist es mit Büchern - Vorlesen kommt jetzt ja auch für die Kinder schon dran, aber auch wenn er selbst polnische Bücher liest, erweitert er seinen Wortschatz enorm. Das hat mir beim Dänischlernen sehr geholfen. Krimis, Thriller - was er eben mag - da ist viel Alltagssprache drin. Hörbücher gehen, wenn er Sport treibt oder je nachdem, was er arbeitet. Lieder - Kinderlieder ,polnische Hitparade - alles hilft, gerade beim Wortschatz!!! Könnt Ihr andere Polen treffen, mit denen er sich polnisch unterhalten kann? Manchmal helfen Anzeigen im Internet, beim Kaufmann etc. Er ist m.E. schon etwas in der Pflicht, sein Polnisch auf dem Laufenden zu halten (aber eben auch ein gutes Beispiel dafür, daß Sprache in Bewegung, in Übung, immer wieder benutzt werden muß - sonst rostet sie ein). Wörter, die er immer wieder mit deutschen "auffüllt", würde ich an seiner Stelle nachschlagen - und anwenden - die Übung ist wichtig. Macht weiter - das kommt sicher auch für Deinen Mann wieder und wird umso natürlicher, je mehr es praktiziert. Erzähl bei Gelegenheit gern, wie es weitergeht - Ursel, DK

von DK-Ursel am 25.05.2020, 10:05



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Hallo DK-Ursel, Vielen Dank für die nette Aufnahme und die hilfreichen Tipps und Anregungen! Wir werden auf bestimmt einige Sachen davon umsetzen und wissen jetzt wo unsere Schwächen liegen und wie wir besser daran arbeiten können Zur Frage ob noch polnische Freunde bei uns in der Nähe leben... Ja haben wir, sogar mit Kindern und die sprechen glücklicherweise auch alle polnisch, aber mischen natürlich auch zwischenzeitlich... Ich werde auf jedenfall berichten, wie sich alles entwickelt! Lg Die Majanju

von Majanju am 25.05.2020, 21:23



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Hallo Majanju, also ich würde auch erst mal bei der Strategie bleiben - und schauen, wie es sich entwickelt. Eure Situation ist schon speziell, aber auch total spannend und ein bisschen ein Kleinod - gebt ganz bestimmt nicht auf, was Ihr schon so gut angefangen habt! Die Idee, fehlende Wörter bei Gelegenheit nachzuschlagen, finde ich nicht verkehrt - es soll jetzt nicht ausarten, dass Dein Mann nicht mehr ohne Wörterbuch die Wohnung verlässt, aber an sich ist ja auch das Nachschauen von Wissen recht natürlich. Als unser Grosser so 3 war, hatte er grosses Interesse für Pflanzen und Tiere, viele Blumen wussten wir natürlich auch nicht immer gleich zu benennen, das haben wir dann auch nachgeschlagen (manchmal auch vergessen nachzuschlagen). Also ein Stück weit bildet man sich als Eltern ja sowieso immer weiter, wenn man mit Kinderfragen konfrontiert ist. Und man muss ja auch nicht immer so tun, als wüsste man alles schon - stimmt ja sowieso nicht :-) Ist in (Mehr-)Sprachenfragen nicht anders als in anderen Wissensbereichen. Und was das Kauderwelsch angeht - ein Stück weit ist das in mehrsprachigen Familien einfach unvermeidlich. Manche Begriffe (z. B. Matschhose) übersetzen sich eh schlecht, also es gibt schon ein Äquivalent, aber das wirkt irgendwie unpraktisch. So Sachen wie "tatütata" gibts zwar in anderen Sprachen auch anders, aber meist setzt sich da eine Variante durch. Dann gibt es noch Wörter, die von den Kindern selber geprägt und von den begeistern Erwachsenen um sie herum aufgenommen werden - und so entsteht mit der Zeit eine Familiensprache mit ein paar Eigenheiten, die Kinder aber nach und nach auch lernen zu unterscheiden, wenn sich ihr Radius an Kontakten erweitert und sie feststellen, dass manche Leute das dann eben nicht verstehen. Also Sprech-ökonomie und kindliche Sprachkreativität treiben eben in so einer kunterbunten Situation auch manchmal seltsame Blüten. Das schadet aber der Entwicklung des Kindes gar nicht, solange niemand das oberlehrerhaft kommentiert oder wertet. Ich glaube, warum sich viele Eltern Sorgen machen, ist so eine Vorstellung, dass die Kinder bis zu einem gewissen Alter die Sprache erlernen und dann alles so bleibt - und weh dem Kind, das bis dahin (wann eigentlich?) nicht alles "richtig" gelernt hat. So funktioniert es aber meiner Erfahrung nach gar nicht. Sprache lernt man zwar als (Klein-)Kind am intensivsten, aber im Grunde ein Leben lang. Fehlendes wird laufend ergänzt, auch bei Erwachsenen. On-line-banking und googeln hast Du ja bestimmt auch nicht schon als Kind gelernt - in keiner Sprache, oder? trotzdem benutzt Du es. Und - scheinbar im Kontrast zum eben gesagten - der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Mit wem ich gewohnt bin, in einer Sprache zu sprechen, ändere ich das ungern. Deswegen ist es immer am besten von Anfang an mehrsprachig zu fahren - das ist emotional für die Kinder am "einfachsten" zu meistern.Nur sollte man nicht erwarten, dass die kinder auf eine bestimmte Art sprechen werden - etwa mit dem einen so und dem anderen so. Jedes Kind hat da ein bisschen seine eigene Strategie und seinen Weg. Nimmt man das, wie es ist und reagiert darauf intuitiv mit positiven Sprachimpulsen, hat man die besten Chancen, dass das Kind maximal profitieren wird. Klar, bis zur Einschulung sollten bestimmte Dinge gut sitzen in der Schulsprache, sonst gibt es dann doch Schwierigkeiten. Aber das ist eine halbe Ewigkeit für ein Kind, da passiert wirklich noch total viel! Und um Eure Kinder da gut vorzubereiten, könnt Ihr das tun, was sowieso allen Eltern immer wieder empfohlen wird: viel mit dem Kind sprechen, kinderreime, Lieder, Bücher vorlesen und wieder darüber sprechen... - am besten in beiden Sprachen :-) Viel Spass dabei und alles Gute! K

von Kacenka am 25.05.2020, 11:29



Antwort auf Beitrag von Majanju

Hallo Mit meinen Kindern kann ich zwar noch keine Erfahrungen nachweisen, die kommen erst im August zur Welt , aber ich bin selbst zweisprachig aufgewachsen und deshalb möchte ich das auf jeden Fall bei unseren Kindern auch so machen. Finde das so eine einfache Art eine Sprache zu lernen und bin meinen Eltern wirklich dankbar dafür. Meine Schwester und ich können uns beide gut auf italienisch verständigen ohne großartigen Aufwand. Ich war zwar ein paar Jahre noch im Unterricht, um das Schreiben zu lernen, aber denke, dass es auch ohne geklappt hätte. Man kann ja auch vieles ableiten. Denke auch ihr solltet weitermachen. Die Kinder haben später auf jeden Fall was davon

von Lua388 am 26.05.2020, 16:17



Antwort auf Beitrag von Majanju

Ich würde auf jeden Fall dran bleiben! Wenn deinem Mann die Wörter nicht mehr einfallen können er und deine Töchte ja gemeinsam nachsehen und zusammen lernen. Und wenn sie später richtig polnisch lernen wollen, haben sie auf jeden Fall schon einen guten Ausgangspunkt :)

von Maraike88 am 28.08.2020, 17:33



Antwort auf Beitrag von Majanju

Hallo! Meine Schwester (ihre Muttersprachen sind Finnisch und Deutsch) hatte einen polnischen Mann geheiratet. Sie haben ihre Tochter Elisa Deutsch-Polnisch aufgezogen. Finnisch haben sie ihr nicht beigebracht, was ich sehr schade finde. Jedenfalls hat er mit Elisa polnisch und sie deutsch gesprochen. Sie hat beides super gelernt und besucht gerade die 4. Klasse einer gewöhnlichen Grundschule. Sie hat allerdings von der 1. bis zur 3. Klasse einen Polnischunterrichtkurs besucht. Polnisch klingt für Deutsche vielleicht komisch (für mich zum Beispiel) aber es bringt einen in Geschichte sehr weiter, weil einige Wörter ähnlich zu leiteinischen sind. Außerdem kann man sich leichter verständigen und besser reisen. Sie besuchen auch gelegentlich seine Eltern (Ecke Danzig) und verbringen die Sommerferien dort, da es am Meer liegt. Mein Mann und Ich haben meiner großen Deutsch und Schwedisch beigebracht, das war kein Fehler!! Ich finde, es ist super, den Kindern deutsch und polnisch beizubringen! Ganz liebe Grüße zurück Fidalina

von Fidalina am 26.05.2022, 12:33