Hallo, ich habe Anpassungsstörungen mit depressiver Symptomatik und Zwangsgedanken seit der Schwangerschaft. Ich habe bis jetzt keine Medikamente bekommen. Erst seit 1 Woche nehme ich nun täglich 2 mg Tavor ein und seit fast einer Woche wurde es runterdosiert auf 1,5 mg täglich gegen die innere Unruhe und Ängste. Tavor werde ich vermutlich noch einige Wochen bekommen weil es anders nicht geht. Gibt es dabei irgendwelche Risiken für das Baby? Was passiert wenn ich das Medikament bis kurz vor der Geburt nehmen muss? Wären Antidepressiva besser fürs Baby? Diese habe ich nicht verschrieben bekommen da hier wohl mehr Risiken bestehen sollen laut den Ärzten. Was ist besser, bzw. was ist Ihre Einschätzung? Vielen Dank für Ihre Antwort.
Mitglied inaktiv - 08.10.2010, 21:23
Antwort auf:
regelmäßig Tavor in der Spätschwangerschaft
Benzodiazepine werden als Tranquilizer, Schlafmittel und Antikonvulsiva eingesetzt. Im Laufe der letzten 20 Jahre wurden von der Muttersubstanz Diazepam zahlreiche Derivate (z. B. Lorazepam) entwickelt. Bei Einnahme in höheren Dosen über längere Zeiträume bis zur Geburt muss man mit einer Atemdepression beim Neugeborenen rechnen. Im Rahmen einer Entzugssymptomatik werden Unruhe, Zittern, Muskelhypertonie, Erbrechen, Durchfall und zerebrale Krampfanfälle beim Neugeborenen beschrieben. Ein weiteres Problem stellt die als „Floppy-infant-Syndrom“ bekannte Symptomatik dar, die mit Muskelhypotonie, Lethargie, Temperaturregulationsstörungen und Trinkschwäche über Wochen anhalten kann.
Gegen eine sporadische Anwendung von Lorazepam bestehen keine Einwände, eine tägliche Anwendung bis zur Geburt kann jedoch zu Gewöhnung und anschließenden Entzugssymptomen beim Neugeborenen führen.
Warum die Anwendung von Antidepressiva wie z. B. Sertralin in der Spätschwangerschaft demgegenüber gefährlicher sein soll, kann ich nicht ganz nachvollziehen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 12.10.2010