Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Johanniskraut in stillzeit

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Johanniskraut in stillzeit

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sehr geehrter dr.paulus, ich nehme seit der 30 SSW. Johanniskraut ein, da ich eine depression entwickelt habe. Genau das gleiche habe ich in der ersten schwangerschaft auch gehabt, deshalb wollte ich nicht warten bis sich eine schwere depression entwickelt, nun geht es mir besser mit dem Johanniskrautpräparat. Bald ist mein Entbindungstermin. Ich würde gerne stillen, nun darf man auch kein Johanniskraut in der Stillzeit einnehmen. Viele Frauen, die in der Schwangerschaft depressionen hatten, hatten 8 wochen nach der entbindung keine depression mehr. In meiner ersten schwangerschaft war das auch so, dass die Depressionen nach der entbindung verschwanden. Meine bedenken sind jedoch, dass wenn ich das Präparat nach der geburt sofort absetze es mir gleich schlecht gehen wird, was würden sie mir raten? Ich habe gelsen, dass in Amerika und England gefährdete Frauen prophylaktisch natürlisches Progesteron zur Vorbeugung von Depressionen nach der Geburt erhalten, gilt das auch hier in Deutschland? Darf man mit Progesteronpräparaten stillen? Vielen dank in Voraus


Dr. Wolfgang Paulus

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Johanniskrautpräparate sind bei leichteren Formen von Depressionen sehr beliebt, da sie wegen ihrer pflanzlichen Herkunft als „natürliche“ Produkte gelten und ohne Rezept erhältlich sind. Allerdings ist die Datenlage zum Übergang in die Muttermilch bzw. auf den Säugling bei Behandlung einer Wochenbettdepression sehr begrenzt. Im Tierversuch akkumuliert Hypericin in der Muttermilch und kann ein mehrfaches der mütterlichen Plasmakonzentration erreichen. Ein Fallbericht beschreibt die dreimal tägliche Anwendung eines Johanniskrautpräparates in der Stillzeit (Jarsin 300, Lichtwer Pharma AG, Berlin). Nach achtwöchiger Einnahme wurden über einen Zeitraum von 18 Stunden die Konzentrationen von Hypericin und Hyperforin in Muttermilch und kindlichem Plasma gemessen. Hyperforin konnte lediglich in niedriger Konzentration in der Muttermilch registriert werden, im kindlichen Plasma waren weder Hyperforin noch Hypericin nachweisbar. Mögliche sonstige Wirkstoffe wurden bei den Analysen nicht berücksichtigt. Langzeitstudien in der Stillzeit fehlen leider bislang (Klier et al 2002). Obwohl die mit der Milch aufgenommene Wirkstoffmenge aufgrund des breiten Sicherheitsabstandes für das Kind keine Gefahr darstellen dürfte, muss darauf hingewiesen werden, dass für die Stillzeit keine umfangreichen Studien vorliegen (Fachinfo Jarsin 1999). Progesteron kann in der Stillzeit grundsätzlich verabreicht werden. Ob dies allerdings einen effektiven Schutz vor Depressionen bietet, ist fraglich. Nach einer aktuellen Metaanalyse treten keine relevanten Serumspiegel beim Säugling unter therapeutischen Dosen von Nortriptylin, Paroxetin und Sertralin auf (Weissman et al 2004). Diese Antidepressiva wären mit dem Stillen (und der Spätschschwangerschaft) vereinbar.


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