Generationskonflikte

Wenn Kinder Eltern werden, ändert sich die gesamte Familienstruktur. Die junge Familie rückt in den Mittelpunkt des Geschehens, verdrängt die Älteren von ihrem bisherigen Platz.

Jetzt sind die Kinder endgültig erwachsen geworden und nehmen das Ruder in die Hand. Besonders für aktive, engagierte Menschen ist ihre neue Großelternrolle nicht immer leicht zu verkraften. Während umgekehrt die jungen Eltern oft Probleme mit ungefragt aufgetischten Ratschlägen haben. Eines der Hauptprobleme zwischen den Generationen ist, wenn sich die Großeltern ständig in die Erziehung einmischen.

Junge unabhängige Großeltern

Heute ist es aber auch oft genau andersherum: Die neu gebackenen Großeltern haben keineswegs die Absicht, sich ganz in den Dienst ihrer Enkel zu stellen. Denn obwohl sie ihre Enkel lieben, haben ältere Menschen heute oft viele Pläne und Projekte. Sport, Reisen, Hobbys oder ehrenamtliche Tätigkeiten sorgen für einen vollen Wochenplan. Natürlich übernehmen auch diese aktiven Omas und Opas gerne mal die Kinder - nach rechtzeitiger Terminabsprache. Aber in erster Linie leben sie ihr eigenes Leben. Das müsst ihr als Eltern akzeptieren. Dafür genießt ihr das Privileg, euch (vorerst) nicht darum kümmern zu müssen, dass es euren älter werdenden Eltern gut geht.

"Wir haben das früher ganz anders gemacht!"

Mit der Erkenntnis "Wir bekommen ein Baby" beginnt für die meisten werdenden Eltern eine Zeit der intensiven Vorbereitung. Sie saugen begierig alle Informationen auf, die sie bekommen können. Dabei verkennen sie manchmal, dass das Leben mit einem Baby kaum planbar ist.

Wenn dann das Kleine schon wieder eine dreiviertel Stunde an der Brust nuckelt oder partout nicht einschlafen will, können Omas gutgemeinte Tipps das Fass endgültig zum Überlaufen bringen. Manchmal spitzt sich die Situation so zu, dass es zwischen Eltern und Großeltern wirklich ernstlich kriselt. Das kannst du tun, um dir ein gutes Verhältnis zu deinen Eltern zu bewahren:

• Miteinander reden

Fresse nichts in dich hinein, sondern sprich Probleme frühzeitig an, auch wenn sie dir vielleicht als Lappalien erscheinen. Haben sich die Unstimmigkeiten bereits zu einem Berg angehäuft, sind sie viel mühsamer aus der Welt zu schaffen.

• Streitkultur entwickeln

Auch wenn es nicht immer einfach ist, versuche sachlich zu bleiben und deine Mutter/deinen Vater nicht mit Vorwürfen zu überschütten. Sage lieber, wie du dich fühlst und bitte um Verständnis, etwa: "Ich weiß, dass du Julia oft sehen möchtest. Aber sag doch bitte Bescheid, bevor du kommst. Ich fühle mich sonst überfahren!" Weitere Tipps zum Umgang mit Eltern und Schwiegereltern findest du auf unserer Seite "Meine Eltern, deine Eltern".

• Absprachen treffen

Und zwar so klar wie möglich. Das ist die beste Lösung, wenn deine Vorstellungen und die deiner Eltern auseinander gehen: Wenn du z.B. bewusst ohne Fernseher lebst, der bei deinen Eltern dagegen fast den ganzen Tag über läuft. Eine für beide Seiten akzeptable Regelung sollte auf Vertrauen beruhen. Wichtig ist auch, dass du deine Wünsche formulierst. Scheue dich nicht, vermeintliche Nebensächlichkeiten aufs Tapet zu bringen. Wenn dir z.B. die Farbe Rosa einfach ein Gräuel ist, kannst du deiner Mutter dies ruhig sagen. Am besten, bevor deine Tochter in einer rosa-farbigen Wolke versinkt.

• Kompromisse eingehen

Sie sind in allen Beziehungen manchmal unumgänglich - und beileibe keine billige Mauschelei. Nach dem Motto "Kommst du mir hier entgegen, bin ich bereit, dafür anderweitig nachzugeben", lassen sich viele Konflikte entschärfen. Warum soll dein Vater nicht etwas zum ersten Fahrrad deines Kindes beisteuern? Vorausgesetzt, er bespricht die Anschaffung vorher mit dir und stellt dir das Rad nicht einfach vor die Haustür.

• Konkurrenzkämpfe vermeiden

Vielleicht haben deine Eltern mehr Zeit und Geld als du, und können die Kleinen so richtig verwöhnen. Deshalb Wettkämpfe um deren Liebe zu veranstalten, ist unsinnig. Du kannst dich absolut darauf verlassen: Den Spitzenplatz im Herzen deiner Kinder wirst immer du einnehmen.

• Verständnis zeigen

Bei allem, was in einer Generation anders geworden ist, eines ist gleich geblieben: Du hast ein Kind/Kinder und deine Eltern ebenso. Natürlich haben sich die Lebensumstände oft entscheidend gewandelt, besonders für Mütter. Für dich ist es selbstverständlich, auch mit Baby deinen Beruf auszuüben? Nun, für deine Mutter vielleicht genauso selbstverständlich, wegen der Kinder darauf zu verzichten. Andererseits wird dir möglicherweise jetzt, da du selber Mutter/Vater bist, klar, was das Verhalten deiner Eltern in manchen Dingen geprägt hat und was sie alles geschafft haben. Sage ihnen das ruhig mal: "Ich sehe heute, was du geleistet hast!". Oder, "Ich kann jetzt verstehen, warum du immer wolltest, dass wir..."

Nimm also auch mal einen Ratschlag an. Du musst nicht unbedingt alles anders machen als deine Eltern. Auch du hattest als Baby vermutlich mal einen wunden Po und Koliken. Eventuell kennt deine Mutter sogar ein paar erprobte Hausmittel, die dir weiterhelfen.

• Danke sagen

Auch wenn deine Eltern begeisterte Großeltern sind, gerne ihre Zeit investieren und viel von den Enkelkindern profitieren: Signalisieren Sie ihnen, dass du froh über jede Unterstützung bist. Bedanke dich und zeige dich ruhig hin und wieder erkenntlich.

Mitunter muss ein wenig Abstand sein

Manche Konflikte lassen sich nur durch Distanz entschärfen. Nein, du musst nicht gleich 400 Kilometer weit wegziehen. Oft genügt es schon, innerlich etwas abzurücken. Oder dich mal eine Zeitlang nicht mehr/weniger zu sehen. Brich aber nicht von heute auf morgen den Kontakt ab, sondern erkläre dein Vorhaben: "Ich muss meine Gedanken mal sortieren und zur Ruhe kommen. Ich glaube, das klappt am besten, wenn wir uns ein paar Tage/eine Woche nicht sehen."

Professionelle Hilfe kann gut tun

Wie bei Problemen mit den Schwiegereltern gilt: Ist die Situation sehr verfahren oder zu einer unerträglichen Belastung geworden, wende dich am besten an eine Beratungsstelle.