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Streckbetrieb Atomkraftwerke

Thema: Streckbetrieb Atomkraftwerke

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/laengere-laufzeiten-deutlich-niedrigere-preise-18371058.html "Der Beitrag der Atomreaktoren zu einem höheren Stromangebot ist gering, aber keine andere Erzeugungsart drückt die Tarife stärker – obwohl Robert Habeck etwas anderes sagt. Der grüne Teil der Bundesregierung ist nicht nur wegen der Strahlungsrisiken gegen eine echte Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken, sondern auch, weil der Weiterbetrieb die Energiekrise nicht wirklich lindere. Nach Ansicht von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) tragen die Reaktoren weder in nennenswertem Umfang zur Versorgungssicherheit bei, noch drückten sie die Strompreise in größerem Maße. Tatsächlich legen die kostenintensivsten der zur Deckung der Stromnachfrage gerade noch benötigten Kraftwerke den Tarif für alle anderen fest. Das sind derzeit die teuren Gasverstromungsanlagen. An deren Preisdominanz würde auch die Kernkraft nicht viel ändern, argumentieren Habeck und andere." Ich finde die Haltung von Habeck extrem ärgerlich. Vielen Leuten wird einfach das Geld ausgehen, das darf man als Wirtschaftsminister ruhig ernst nehmen. Söder und Merz sind leider nicht die einzigen, die Unsinn erzählen.

von tonib am 07.10.2022, 21:53



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Jein. Wenn du magst, lege ich dir mal diesen Beitrag von Dirk Specht ans Herz, der das super aufdröselt: https://dirkspecht.de/2022/10/energiewende-versachlicht/ Es ist in der aktuellen Lage tatsächlich - und als Grünen-Wählerin und von Atomkraft überhaupt nicht begeisterte Bürgerin muss ich sagen, leider - letztendlich doch sinnvoll, Atomkraft weiterhin zu nutzen, aber die Auswirkungen auf den Strompreis sind wegen des Merit-Order-Prinzips a) nicht so groß und b) besteht die reale Gefahr, sich auf der Atomkraft genauso auszuruhen wie auf dem praktischen (nicht billigen, das macht Dirk Specht auch deutlich) Gasbezug aus Russland und den notwendigen Ausbau erneuerbarer Energien, für den es eben auch große Investitionen braucht, weiter zu blockieren. Da sehe ich auch das Hauptkonfliktpotenzial in der derzeitigen Regierung, weil die Grünen das wollen, die SPD und die FDP es aber immer noch blocken. Der wichtigste Ansatzpunkt für die Verbraucherpreise wird sein müssen, sich EU-weit abzustimmen, keine Irrsinnspreise im Gaseinkauf zu zahlen und das Merit-Order-Prinzip zu überdenken.

von Dots am 09.10.2022, 11:33



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Naja, aber da stand doch, wie der Einfluss auf den Strompreis ist. Nachdem man jetzt allenthalben von Vorbereitungen für Stromausfälle liest, kann ich nicht fassen, dass Habeck so unvernünftig handelt, um ein paar alte Fundis nicht zu erzürnen. Wenn wir dann Stromausfälle haben, waren es wohl die Grünen - sie haben viel Mist geerbt, aber dies ist eine falsche Entscheidung, die sie selbst treffen.

von tonib am 09.10.2022, 18:48



Antwort auf Beitrag von tonib

Entschuldige, ich habe dir auch den verkehrten Text verlinkt. Es sollte eigentlich dieser werden: https://dirkspecht.de/2022/10/die-energieoekonomie-ist-wissenschaftlich-medial-noch-problematischer-als-die-virologie/. Er ist lang, aber das lesen lohnt sich. Den polemischen Stil bitte überlesen, die ganzen Charts kannst du dir auch klemmen, aber die Aussage der Kurzstudie ist eine vollkommen andere als das, worauf sie in den Medien heruntergedampft wurde. Ich will Habeck damit nicht in Schutz nehmen, aber ein bisschen relativieren, wie diese Atomkraftdebatte in den Medien ausgewalzt wird, obwohl sie kaum eine Rolle spielt. Abgesehen davon wird meines Wissens bereits darüber nachgedacht, die Strategie anzupassen. Was hier passiert ist, ist dass eine Zusicherung, die sich die Koalitionsparteien gegenseitig im Koalitionsvertrag gegeben haben (Festhalten am Atomausstieg) von Habeck länger verteidigt wurde, während die anderen sie schneller kippen wollten (weil es eine Bedingung war, die den Grünen besonders wichtig war). Es passiert hier gerade ein ähnliches politisches Manöver wie in puncto Schuldenbremse, wobei Lindner irgendwie geschickter darin ist, seinen Wählern Schulden, die gerade gemacht werden, als "Nicht-Schulden" zu verkaufen, deren Kosten sich auf magische Weise selbst aufzulösen scheinen.

von Dots am 09.10.2022, 20:23



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Hmm, die meisten Leute finden schon, dass es ein wichtiges Thema ist. Dem Vernehmen nach setzt sich auch Greta T. für einen Streckbetrieb ein. Der FDP nehme ich den nächsten Sonderfonds ziemlich übel. Ich glaube, die Klage gegen den vorletzten laufen noch. Da kann man sich gerne auch ehrlich machen und zugeben, dass man das Geld leider, leider braucht, und zwar nicht für Investitionen, sondern für den Konsum. Ist dann eben eine politische Entscheidung. Ich werde das Geld jedenfalls spenden, und zwar nicht an die FDP.

von tonib am 11.10.2022, 18:44



Antwort auf Beitrag von tonib

Die finanzielle Belastung durch die Energiepreise ist natürlich für alle ein Riesenthema, das meinte ich nicht. Die Atomkraft als Lösung für dieses Problem ist aber künstlich gepusht, weil Atomkraftwerke keine Gaskraftwerke ersetzen, sondern Kohlekraftwerke. Auch das ist aktuell sinnvoll, weil es kaum schmutziger und klimaschädlicher geht als Kohle. Aber am Strompreis ändern die Atomkraftwerke deshalb nichts, weil der Strompreis sich wegen Merit Order nach dem Gaspreis richtet, weil Strom aus Gas der letzte Baustein in der Stromversorgungskette ist und damit den Strompreis bestimmt. Die Bundesregierung macht es im Prinzip wie alle anderen europäischen Regierungen auch: Sie setzt an der Preisbelastung für den Verbraucher an und legt dafür riesige Sondervermögen auf. Im Prinzip ist das für alle nicht darbenden Energiekonzerne eine riesige Finanzspritze auf Steuerzahlers Kosten, die keine Sparanreize setzt, keinen Einfluss auf den Einkaufspreis nimmt und ein Riesenloch in unsere Kassen reißt, das über Steuern wieder gestopft werden muss. Die FDP vermasselt das gerade nicht alleine, man fragt sich eher, was daran so unmöglich sein soll, die Einkaufspreise für Gas zu deckeln und sich innerhalb der EU diesbezüglich abzusprechen. Die abgenommenen Mengen dürften dann ja groß genug sein, dass man eine Marktmacht ausüben kann. So hat man das Gefühl, dass sich die Preise verselbständigen und jede EU-Regierung nur tapfer schluckend hinterhertapert und versucht, die Folgen der Preisexplosion für ihre Verbraucher abzufedern, indem sie das Steuersystem mit Schulden belasten. Mir ist nicht ganz klar, weshalb man da nicht an den Ursachen ansetzen kann...

von Dots am 12.10.2022, 00:00



Antwort auf Beitrag von tonib

Noch mal im Detail, es geht um diese Abschnitte hier in dem verlinkten Artikel - auch für andere Interessierte - ich habe Redundantes sowie die Verweise auf Bilder und Grafiken, die hier nicht darstellbar sind, herausgelöscht: "Damit nun zum Inhalt dieser Kurzstudie, die in diesen Medienbeiträgen (u. a. dem von dir zitierten aus der FaZ) inklusive der kräftigen Mitwirkung von (Veronika) Grimm (Mitautorin der Studie und Vorsitzende der Gas-Experten-Kommission, die die Gaspreisbremse ausgestalten soll) selbst als wissenschaftliche Aufforderung zu lesen ist, durch mehr Kernkraftwerke wäre eine Preissenkung erreichbar. Nur kurz will ich darauf hinweisen, dass dieses Thema in vielen Social Media Foren genau so immer extremer gespielt wird. Das führt zu Thesen wie einer bevorstehenden De-Industrialisierung durch den Verzicht auf Kernkraftwerke in Verbindung mit dem typischen Bashing von Erneuerbaren Energien und den Grünen. (...) Grimm wird in solchen Foren natürlich gefeiert, sie gibt dem den wissenschaftlichen Stempel, denn sie ist schließlich Wirtschaftsweise und nun sogar Vorsitzende einer Beratungskommission für die Vergabe von vielen Milliarden unseres Geldes. (...) Betrachtet man hingegen (...) die eigene Zusammenfassung der Studie von Grimm et al., so kann man sich nur die Augen reiben. Hier steht nämlich etwas von einer europäischen Situation und bereits im zweiten Satz wird der Fokus der Studie gänzlich anders beschrieben: „Zunächst rückt die Notwendigkeit, die Erneuerbaren Energien schnell und ambitioniert auszubauen noch stärker in den Fokus“. Die Überlegungen zu weiteren Kraftwerken werden mit der Formulierung „darüber hinaus“ eingeleitet. Weiter lesen wir das Fazit: „In den Ergebnissen zeigt sich, dass die externen Rahmenbedingungen auf europäischer Ebene in Summe einen deutlich größeren Einfluss auf die zukünftige Entwicklung der durchschnittlichen Strompreise haben als die untersuchten nationalen Maßnahmen in Deutschland.“ Zu den in den Medien so herausgehobenen Kraftwerken kommt die Einleitung zu der Bewertung: „Für das Jahr 2024 gibt es im pessimistischen Szenario einen Fall, für den eine temporäre Verlängerung der Kohle- und Kernkraftwerke für einen sehr begrenzten Zeitraum sinnvoll erscheint“. Schaut man in die Studie selbst (...), so wird nochmals deutlicher, was diese Zusammenfassung nur andeutet: Hier sind an zusätzlichem Ausbau von Erzeugungskapazitäten bis 2024 an Erneuerbaren bis zu 45,2 GW und bis 2027 bis zu 138,7 GW gefordert. Im Vergleich dazu: Kernkraftwerke 4,1 GW und Kohlekraftwerke 2,7 GW !! Bevor ich zum Preisargument komme, darf die Frage gestattet sein, ob Grimm, die Autoren dieser Medienbeiträge oder gar die Ebert-Fans diese Studie überhaupt gelesen haben? Bei letzteren muss man vermuten, dass es nicht so ist. Aber Grimm selbst wird sie wohl sehr präzise kennen, was bewegt sie und die Journalisten, daraus solche Medienbeiträge abzuleiten? Eine Antwort ist nicht möglich, aber das ist für eine Wissenschaftlerin inakzeptabel. Ich sehe auch nicht, dass hier eine im Umgang mit den Medien Unerfahrene sinnentstellend und gegen ihren eigenen Willen falsch Interpretierte erkennbar wäre. Dazu ist sie in ihren Interviews selbst zu klar mit dieser einseitigen These unterwegs und sie promotet diese Beiträge ohne jeden korrigierenden oder einordnenden Kommentar. Ich werde dieses Vorgehen abschließend einordnend kommentieren, aber zunächst mal zum „Preisargument“, denn das ist unmittelbar eine Brücke zu der oben bereits genannten Ifo-Studie sowie zu weiteren „Energieökonomen“ sowie deren Wirken in dieser Preiskrise. (...) Das ist fachlich/methodisch vollkommen identisch mit dutzenden Studien aus der allgemeinen Ökonomie, mit denen wir derzeit „gesegnet“ sind. Es ist kein Zufall, dass die alle identisch sind und allenfalls zu ein paar Prozentpunkten unterschiedlichem „Preiseffekt“ kommen. Denn: Das ist nichts anderes als – ordentlich angewandtes – Wissen aus dem Grundstudium eines ordentlichen Volkswirtschaftsstudenten in Deutschland. Es geht hier verkürzt ausgedrückt um eine Angebotskurve mit einem (angeblich) identischen Gut, die auf eine Nachfrage trifft und über Preis/Mengen-Effekte reagiert. (...) (...) (der Energieökonom) Lion Hirth (hat) sich vor allem auf Twitter ebenfalls ein größeres Forum begeisterter Fans aufgebaut (...), die er mit Thesen über „marktgerechte“ Preise und stramm ordo- bis neoliberalen Botschaften versorgt. Bloß nicht die Märkte stören, die Preise wirken lassen, Knappheiten erzeugen höhere Preise, aber das bewirkt Spareffekte und Angebotserweiterung zugleich als marktwirtschaftliche Lösung. Alles gut, alles laufen lassen, regelt sich von selbst. Auch das ist VWL-Grundstudium in Deutschland. Von Hirth habe ich ein Beispiel herausgesucht, bei dem er vor einem staatlichen Preiseingriff warnt, denn der würde nach diesem immer noch selben Grundmodell zu einer weiteren Verknappung des Angebots führen. Wer das bis hier als Volkswirt liest, fühlt sich vielleicht – angenehm oder nicht – an das eigene Studium erinnert. Andere werden sich an die vielen Vorträge von Ökonomen oder Politikern in Talkshows erinnern, die für die Aufrechterhaltung der Marktmechanismen und deren heilende Kräfte plädieren. Das wir entsprechend in den oben genannten Foren in Social Media stramm weiter gegeben. Zugleich schauen wir wohl alle auf diese Preise, auf unsere Rechnungen und fragen uns, wie das mit diesem „Markt“ jetzt weitergehen soll, bis der mal eine „Lösung“ der „Knappheit“ liefert. Verständlich, dass da Botschaften, man müsse das Angebot halt erhöhen, sei es durch Kern- oder Kohlekraftwerke, vielleicht allzu willkommen sind? Nun, dieses volkswirtschaftliche Grundmodellchen ist für den Strommarkt vor allem eines: Untauglich. Es berücksichtigt weder die technischen Kausalitäten dieses Marktes, noch seine Marktstrukturen oder den gesetzlich vorgeschriebenen Börsenpreismechanismus „Merit-Order“. Damit kann man gerne Studierenden im Grundstudium einen Einstieg in die Marktwirtschaft verschaffen, man sollte aber dazu sagen, dass es sogar bis heute auch Märkte gibt, die sich damit ganz ordentlich oder zumindest ohne größere Unfälle erklären lassen. Aber das war´s dann auch schon! In Chart11 (siehe Anhang) sehen wir, wie der Strompreis tatsächlich entsteht, hier exemplarisch in der laufenden Woche. Wir sehen hier Preisschwankungen innerhalb eines Tages von wenigen Cent auf bis zu 600 EUR pro MWh. So ganz vielleicht erkennt man an der Stelle bereits mit oder ohne VWL-Studium, dass man diesen Markt besser mal etwas spezifischer betrachten sollte? Die grüne Fläche sind die Erneuerbaren Energien, die graue alle konventionellen Kraftwerke. Erkennbares Muster: Sobald die Erneuerbaren die Kraftwerke verdrängen sinkt der Preis, ggf. bis Null. Sobald die Kraftwerke benötigt werden, steigt der Preis, ggf. um Faktor 600 und mehr innerhalb weniger Stunden. Das geht jeden Tag genau so, nur das Preisband ist etwas anders. Der für uns Verbraucher mittelfristig maßgebliche Preis ist der gleitende Durchschnitt dieser verrückten Oszillation, es ist also leider kein spannendes Kino, sondern unser aller Realität. Wie diese Preise zustande kommen, kann man – ich will das bewusst ganz deutlich sagen – kausal gar nicht mehr eindeutig erklären, (...) der derzeit alles entscheidenden Faktor: Das sind die diversen Gaskraftwerke. Ebenso ist leicht erkennbar, dass wir einige Grundlasterzeuger haben, das sind die wie Uhrwerke laufenden Kernkraftwerke oder auch die Biomasse. Darüber gibt es mit mäßiger Elastizität die Braunkohle, dann die Steinkohle mit höherer Elastizität und die am agilsten wirkenden Gaskraftwerke sowie die Wasserspeicher. Den Rest produzieren Wind und Sonne wie sie gerade anfallen, sofern sie nicht abgeriegelt werden müssen, weil das Netz sie nicht mehr aufnimmt. Das passiert immer, wenn die schwarze Kurve, das ist (ungefähr, weil es hier die Prognose ist) die Last, die das Netz tatsächlich braucht. Da wir kaum Speicher haben, werden Überschüsse momentan überwiegend vernichtet – auch bei den konventionellen Kraftwerken. Ein Thema für sich. Nun zur Frage, wie der Preis für diese Erzeugung zustande kommt. Das erfolgt über die inzwischen weitgehend bekannten Merit-Order Auktionen: Dabei stellen Einkäufer von Strom ihren Bedarf zur Auktion und die Produzenten können darauf Gebote abgeben. Beim Strom heißt das aber – und deshalb ist er eben kein Einheitsprodukt, was bereits Voraussetzung für das oben genannte VWL-Modellchen ist – vor allem: Sofortige Lieferbarkeit, denn anbieten kann nur, wer auch den Strom produzieren kann. Bei Wind und Sonne hängt das vom Wetter ab, bei den trägen Kraftwerken aus der Grundlast davon, ob noch Kapazität übrig ist, bei den übrigen von der jeweiligen Planung des Betreibers. Dabei gilt: Bei Kohlekraftwerken muss das vorher bereits geplant gewesen sein, denn die lassen sich nicht schnell genug regeln. Alleine die Wasser- und Gaskraftwerke können adhoc liefern. Daher ist es aus rein produktionstechnischen Gründen immer wieder so, dass auch Gaskraftwerke zur Erfüllung der Auktionen notwendig werden. Merit-Order legt nun gesetzlich fest, dass egal zu welchen Preisen die einzelnen Produzenten geboten haben, alle den Preis des teuersten noch erforderlichen Gebots erhalten. Das sind derzeit sehr oft die Gaskraftwerke und das bedeutet kausal die Verknüpfung von Gaspreis und Strompreis. Wie – vorsichtig formuliert – wenig sinnvoll dieser Preiseffekt ist, erkennt man ja an dem vergleichsweise kleinen Band der Gaskraft an der Gesamtproduktion, welches trotzdem den Preis diktiert. Und das ja nicht um ein paar Cent, sondern um Faktor 10 und mehr. Dieses kleine rosa Band verteuert unverändert unsere Strompreise um das Zehnfache. Aber das ist alles marktgerecht – oder? Dieser kausale Zusammenhang ist grundsätzlich klar, aber dennoch nur eine Annäherung an das tatsächliche Geschehen. Die Produktion zeigt nämlich den gesamten Stromsektor, an der Börse wird davon nur ca. ein Drittel gehandelt, das ist bei den beiden Charts zu beachten. Die Börse ist trotzdem mittelfristig der Preissetzer für alles. Warum hier immer wieder die Gaskraftwerke aus den Auktionen und damit der Preisbildung verdrängt werden, ist klar: Sobald die Erneuerbaren Überschüsse erzeugen, können Sie phasenweise sogar fast alle Kraftwerke ersetzen. Die laufenden Kapazitäten, ggf. bis zur Grundlast genügen dann. Gaskraftwerke fallen aus den Auktionen raus und der Preis geht bis auf Null runter. DIESER ATZ IST BESONDERS WICHTIG: Was man aber übrigens ausschließen darf: Gerade die Grundlastkraftwerke haben erkennbar überhaupt keinen Einfluss auf die Preisbildung. (...) (Quelle: https://dirkspecht.de/2022/10/die-energieoekonomie-ist-wissenschaftlich-medial-noch-problematischer-als-die-virologie/)

von Dots am 12.10.2022, 09:28



Antwort auf Beitrag von Dots

Jetzt wurde es von Olaf Scholz entschieden. Ganz salomonisch, finde ich.

von tonib am 17.10.2022, 22:09



Antwort auf Beitrag von tonib

Ja, ich habe es gelesen. Es steht trotzdem in keinem Verhältnis zur Bedeutung der Atomkraft, wie gerade über das Thema diskutiert wird, da wird ein Affentanz sondergleichen veranstaltet. Würde der Betrieb der Atomkraftwerke sich auf den Strompreis auswirken, würden die Preise aktuell, wo die Kraftwerke ja sowieso noch laufen, ja auch nicht steigen. Sehr amüsant erklären das Thema übrigens Uthoff und von Wagner in "Die Anstalt" vom 4. Oktober: https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt

von Dots am 17.10.2022, 22:21



Antwort auf Beitrag von Dots

Es liegt an den Beteiligten, den Preismechanismus anzupassen, das ist ja kein Marktpreis. Mehr Strom hilft in jedem Fall - spätestens wenn Millionen Deutsche die Heizlüfter anstellen. Ich weiß überhaupt nicht, wie man logisch dagegen argumentieren kann.

von tonib am 18.10.2022, 08:41



Antwort auf Beitrag von tonib

Wenn aufgrund von Heizlüftern höhere Spitzenlasten anfallen, wird diese Deckung aber durch Gas nachgeregelt werden müssen. Und das müssen wir eigentlich einsparen, 20%, heißt es ja. Ich bin gespannt, wie gut das klappen wird und hoffe auf einen milden Winter und die Vernunft der Verbraucher (haha!). Die Atomkraft bringt für die Spitzenlast nichts, weil diese Kraftwerke zu unflexibel sind, genau wie Kohle. Da stellt man eine Laufzeit und eine bestimmte Leistung ein, und dann laufen die Dinger im gleichmäßigen Dauerbetrieb. Dieser Bedarf wird natürlich genau berechnet, weil man sich in der Stromversorgung keine Unterdeckungen erlauben kann. Die Energieexperten und Kraftwerksbetreiber widersprechen übrigens regelmäßig der Bedeutung der Atomkraftwerke. (https://www.inforadio.de/rubriken/interviews/2022/09/06/energie-strategie-deutschland-nachhaltigkeitsforschung.html) Und erst recht können keine bereits seit Jahren stillgelegten Atomkraftwerke "einfach so" wieder ans Netz genommen werden, wie es Friedrich Merz behauptet. Das ist einfach Blödsinn, und diese Verlogenheit, die nur den Wähler wuschig macht, ärgert mich wahnsinnig. Die Kraftwerksbetreiber (übrigens alle, Kohle, Atomkraft und erneuerbare) machen durch die hohen Gaspreise im Moment riesige Übergewinne, weil wir für Strom den Gaspreis bezahlen. Es gibt ein paar wenige Windkrafthersteller, die sogar schon dagegen protestiert haben. Sieh dir ruhig mal die Folge von "Die Anstalt" an, wenn du Zeit hast, da stehen einem die Haare zu Berge. Das ist in der Tat kein richtiger "Markt" sondern ein System, das von einigen wenigen Akteure so festgezurrt wurde, dass wir ganz schlecht wieder aus dieser Misere herauskommen. Nicht nur Privat-, sondern auch Industrieverbraucher. Da hat man auf politischer und regulatorischer Ebene sehr lange sehr fest geschlafen.

von Dots am 18.10.2022, 09:56