Social Freezing - Familienplanung auf Eis gelegt

Social Freezing

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Im Zusammenhang mit dem Thema Kinderwunsch fällt immer wieder der Begriff "Social Freezing". Gemeint ist damit das Einfrieren von unbefruchteten Eizellen ohne medizinische Notwendigkeit. 

Der Gedanke dahinter ist, dass junge Frauen ihre Fruchtbarkeit auf Eis legen können, um zu einem späteren Zeitpunkt über eine künstliche Befruchtung schwanger zu werden.

Fruchtbarkeitsvorsorge oder Zeitgeist?

Ursprünglich war diese Methode der Eizell-Konservierung für junge Frauen gedacht, die an Krebs erkrankt waren. Bekommen Frauen zellschädigende Medikamente, wie beispielsweise bei einer Chemotherapie oder müssen während der Therapie Eierstöcke und Gebärmutter bestrahlt werden, kann dies zu Unfruchtbarkeit führen. Bleibt den Patientinnen bis zu Therapiebeginn noch genug Zeit, können sie sich Eizellen entnehmen und im Hinblick auf eine spätere Schwangerschaft einfrieren lassen. 1997 kam das erste Baby zur Welt, dessen Eizelle kryokonserviert war. Schätzungen zufolge gibt es etwa 5000 Kinder, die durch Social Freezing geboren wurden.  

Das Social Freezing gibt Frauen die Möglichkeit, ihren Kinderwunsch in ihrer Biografie sehr weit nach hinten zu schieben. Die Beweggründe dafür können unterschiedlicher Natur sein: Sei es, im Moment der Partner zur Familiengründung fehlt, die berufliche Karriere gerade an Fahrt aufnimmt oder die Lebenssituation aus anderen Gründen für Nachwuchs im Moment nicht ideal ist.

Das Vorgehen bei Social Freezing

Um die reifen Eizellen gewinnen und entnehmen zu können, muss sich die Frau einer Hormonbehandlung  unterziehen. Dabei kann es bei manchen Frauen zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Gewichtszunahme und Stimmungsschwankungen kommen.

Die Hormonbehandlung dient dazu, die Produktion der Eierstöcke anzuregen und das Follikelwachstum zu fördern. Per Ultraschall kontrollieren die behandelnden Ärzte das Wachstum der Eizellen. Sind mehrere Eizellen herangereift, werden sie in einem kurzen Eingriff aus den Eierstöcken abgesaugt. Um die erforderliche Menge von zehn bis 15 Eizellen zu gewinnen, müssen sich manche Frauen mehreren Hormonbehandlungen unterziehen. Doch das kann teuer werden.

In einem deutschen Kinderwunschzentrum muss man für jeden Behandlungszyklus mit Kosten von ca. 3000 bis 4000 Euro für die Eizellenentnahme rechnen - die benötigten Medikamente sind hier bereits eingerechnet. Danach fallen Kosten für die Lagerung der Eizellen von etwa 300 Euro pro Jahr an und später etwa 2000 Euro für die künstliche Befruchtung.

Danach werden die Eizellen auf ihre Qualität hin untersucht und anschließend in einem Tank mit flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad Celsius kryokonserviert.

In diesem Zustand altern die Zellen nicht mehr und können so über Jahrzehnte gelagert werden.

Social Freezing als eine Form der Fruchtbarkeitsvorsorge

Für Frauen, die sich in jungen Jahren nicht zu einer Schwangerschaft entschließen können, ist Social Freezing eine interessante Option. Das Einfrieren der Eizellen dient in diesen Fällen zur Fruchtbarkeitsvorsorge und kann künftigen Kinderwunsch bis zur Menopause möglich machen. In den USA unterstützen sogar Firmen wie Facebook oder Apple ihre Mitarbeiterinnen bei diesem Vorgehen. Die Firmen übernehmen die Kosten des "Social Freezings" für ihre Mitarbeiterinnen - ein Angebot, das aus arbeitsethischer Sicht durchaus kritisch diskutiert werden kann.

Doch ob es in späteren Jahren mit dem Schwanger werden funktioniert, kann auch das Social Freezing nicht garantieren. Grundsätzlich gilt, dass tiefgefrorene und wieder aufgetaute Eizellen geringere Schwangerschaftsraten haben als frische Eizellen.

Jedoch ermöglichen heute technische Verbesserungen beim Kryokonservieren nach dem Auftauen hohe Überlebensraten der Eizellen von bis zu 90 Prozent. Auch die Befruchtungsraten sind zufriedenstellend: 60 bis 70 Prozent der eingefrorenen Eizellen können nach dem Auftauen erfolgreich befruchtet werden. Der entscheidende Faktor, ob eine Eizelle das Einfrieren gut oder schlecht überlebt, ist das Alter der Frau bei der Entnahme der Eizellen. Je jünger die Frau ist, desto weniger Schäden zeigen die Eizellen.

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