
Frauen, die sich ein Baby wünschen, fahren auf einer aufregenden Achterbahn der Gefühle durch ihr Leben. Mit dem Wunsch nach einer Schwangerschaft begeben sie sich auf eine emotionale Reise. Schmerzen oder Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr können ihren Weg dabei noch viel herausfordernder und die Erfüllung ihres Wunsches scheinbar unmöglich machen.
Eine mögliche Erklärung dafür kann die Genito-Pelvine oder auch sexuelle Schmerz-Penetrationsstörung sein - eine sexuelle Funktionsstörung, die bei betroffenen Frauen mit Schwierigkeiten, Schmerzen, Ängsten oder Muskelverkrampfungen beim vaginalen Einführen einhergeht. Die Arbeitsgruppe eHealth in der klinischen Psychologie der Philipps-Universität Marburg forscht zu sexuellen Problemen und ihrer Diagnostik und (digitalen) Behandlung. Die PenPainQ-Studie untersucht die Schmerz-Penetrations-Symptomatik genauer und hat das Ziel, betroffenen Frauen durch eine bessere Diagnostik und gezielte Hilfsangebote zu unterstützen.
Schmerzen beim Sex – ein Tabuthema mit weitreichenden Folgen
Die sexuelle Schmerz-Penetrationsstörung kann sich auf unterschiedliche Weise äußern. Typisch sind Schwierigkeiten beim vaginalen Einführen, die nicht nur den Geschlechtsverkehr betreffen, sondern auch in einigen Fällen das Verwenden von Tampons oder gynäkologische Untersuchungen erschweren. Dabei können Schmerzen auftreten, die von einem Brennen oder Stechen bis hin zu tiefen, anhaltenden Beschwerden im Vaginal- oder Beckenbereich reichen.
Zusätzlich kann es zu unwillkürlichen Muskelkrämpfen oder einem starken Zusammenziehen der Beckenboden- und Scheidenmuskulatur kommen, was das Eindringen zusätzlich erschwert oder unmöglich macht. Diese körperlichen Symptome sollten ärztlich abgeklärt werden, um mögliche organische Ursachen auszuschließen.
Häufig gehen die Beschwerden auch mit Ängsten einher. Die Sorge vor Schmerzen oder negativen Erfahrungen kann bereits im Vorfeld zu Anspannung, Stress oder Panik führen. Viele Betroffene berichten von Schweißausbrüchen, Zittern oder einer inneren Blockade in Situationen, die mit vaginalem Einführen verbunden sind.
Große seelische Belastung für Betroffene
Wenn die natürlichen Wege zur Empfängnis aufgrund dieser Schmerzen oder Krämpfe erschwert oder gar unmöglich werden, stellt das für betroffene Frauen oft eine immense seelische Belastung dar. Die Angst vor weiteren Schmerzen führt zum Vermeiden von sexuellen Aktivitäten. Das lässt die Chancen auf eine Schwangerschaft weiter sinken und hat oftmals negative Auswirkungen auf die Paarbeziehung, die gemeinsame Intimität und die sexuelle Zufriedenheit.
Andere Frauen wiederum unterdrücken ihre eigenen Bedürfnisse und ertragen die Schmerzen, um z.B. Konflikte in der Beziehung zu verhindern. Viele Betroffene empfinden Schuldgefühle oder Selbstzweifel, was nicht nur das eigene Selbstbild, sondern auch die Partnerschaft negativ beeinflussen kann.
Die PenPainQ-Studie: Ein Fragebogen zur besseren Diagnostik
Obwohl die sexuelle Schmerz-Penetrationsstörung eine anerkannte Diagnose ist, erhalten viele betroffene Frauen keine adäquate medizinische oder therapeutische Unterstützung. Genau hier setzt die PenPainQ-Studie an: Mit einem neu entwickelten Fragebogen werden alle relevanten Symptome und Aspekte der sexuellen Schmerz-Penetrationsstörung erfasst, um die Diagnostik und Behandlung zu verbessern.
Der Fragebogen berücksichtigt individuelle Unterschiede in sexueller Orientierung, sexueller Aktivität und Beziehungsstatus. Durch die detaillierte Erhebung von Schmerzen, Ängsten, Muskelverkrampfungen und Schwierigkeiten beim vaginalen Einführen sollen die Belastung für Betroffene sichtbar gemacht, gezielte Hilfsangebote entwickelt und Behandlungsfortschritte besser abgebildet werden können.
Von der Forschung zur praktischen Hilfe
Die Forschungsarbeit schließt auch die Behandlung der sexuellen Schmerz-Penetrationsstörung mit ein: Basierend auf den Studienergebnissen entwickeln die Fachleute die Behandlung für die sexuelle Schmerz-Penetrationsstörung weiter, um betroffene Frauen gezielt zu unterstützen. So wird aktuell ein Online-Programm weiterentwickelt, das bewährte Methoden der Kognitiven Verhaltenstherapie und Sexualtherapie verknüpft und an den zentralen Herausforderungen ansetzt.
- Psychologische Strategien helfen, Ängste und Schmerzen zu bewältigen und Vermeidungsverhalten zu reduzieren.
- Verschiedene therapeutische Übungen fördern die Muskelentspannung und verbessern die Körperwahrnehmung.
- Gezielte Übungen begleiten die Betroffenen dabei, das Einführen Schritt für Schritt zu üben.
- Zusätzlich vermittelt das Programm fundiertes Wissen über die Störung, sodass Betroffene ihre Symptome besser verstehen und einordnen können.
Durch verschiedene Wahlmodule bietet es individuelle Behandlungsmöglichkeiten, sowohl für Frauen in einer Partnerschaft als auch für jene ohne Beziehung. Ziel ist es, eine anonyme, niederschwellige und kostenlose Unterstützung bereitzustellen, um Beschwerden zu lindern und den Leidensdruck zu verringern.
Kennst du die Probleme auch - und möchtest die Forschung unterstützen?
Du kannst dich aktiv einbringen, indem du anonym online an einer Umfrage der Forschungsgruppe teilnimmst. Betroffene haben zudem die Möglichkeit, sich für das kommende Online-Programm auf die Warteliste setzen zu lassen. Wenn du oder jemand, den du kennst, von ähnlichen Problemen betroffen ist, könnte diese Forschung von großer Bedeutung sein.
Weitere Informationen zur Studie, findest du auf der Website: https://my-ehealth-studies.de