Liebes Ärzte-Team,
meine Tochter ist vier Monate (18 Wochen) jung.
Sie ist ein sehr neugieriges Kind und schaut gerne durch die Gegend. Das war schon früh ein Problem, da sie nicht im Kinderwagen liegen wollte. So haben wir sie die ersten Monate im Tuch getragen. Welches mittlerweile aber abgelehnt wird. Nun können wir nur noch in der Babyschale spazieren fahren. Das sind jeweils nur kurze Phasen (ca. 1 Stunde).
Wenn sie bei einem von uns im Arm auf dem Schoß „hängt“/lehnt, versucht sie sich immer in eine sitzende Position aufzurichten.
Nun fragen wir uns aktuell generell, was versteht man unter schädlichem Sitzen? Und was ist noch Sitzen mit Unterstützung? Und in wie weit dürfte sie mit Unterstützung sitzen? Wenn wir beispielsweise Beikost einführen würden, müsste sie ja auch bereits sitzen können, natürlich mit Unterstützung.
Sie kann ihren Kopf schon sehr gut halten, sie dreht sich eigenständig auf den Bauch, drückt ihren Po hoch und schiebt sich über den Boden. Langsam und sehr mühsam, aber es funktioniert. Ihren Kopf kann sie auch hier bereits ausgezeichnet halten und bewegen.
Wir sind sehr unsicher und haben Sorge, Haltungsschäden durch falsche/frühe Belastung zu begünstigen.
Ich bedanke mich ganz herzlich für Ihre Antwort.
Viele Grüße, Gramuselchen
von
Gramuselchen
am 05.07.2021, 16:50
Antwort auf:
Unterstützendes Sitzen
Liebe Familie, liebe Eltern, die meisten Kinder durch laufenden standardisierte Meilensteine der Bewegungsmuster. Im Allgemeinen beobachtet man bei Kindern, dass sie vor dem 6. Lebensmonat nicht frei und eigenständig sitzen können. Hierzu müssen sie ja frei ihre Wirbelsäule stabilisieren und sich aufrecht auf Gesäß und den davor sitzenden Beinchen fixieren. Das gelingt selten vor dem 6. Lebensmonat. Manchmal als allerdings gelingt es stabile Sitzhängepositionen mit stark vornübergeneigt dem Oberkörper bei sitzender Gesäß und Beinposition zu erzielen: Dies ist in der Altersgruppe ihres Kindes tatsächlich als ungünstig einzuschätzen. Zunächst sollte das Kind in der Lage sein sich selbstständig zu drehen aus der Rücken in die Bauchlage, dann sollte es in der Lage sein die Rückenstrecker so zu aktivieren, dass es in der Bauchlage nach Dingen greifen kann und dabei den Kopf stabil hebt, und dann wird sich daraus eine stabile selbstständige Sitzposition ergeben.
Ein Kind vor dieser Zeit wie einen "nassen Sack" hinzusetzen und in sich zusammen fallen zu lassen, ist für die Entwicklung der Wirbelsäule schlecht. Dementsprechend wird ein freies Sitzen in dieser Altersgruppe nicht empfohlen.
Sie sollten geduldig sein und ihrem Kind bei allen Bewegung zuschauen. Ein unterstütztes Sitzen in einer 30-40 Grad Neige-Position ist durchaus erlaubt und für die Wirbelsäule nicht schädlich: Die Autositzschalen oder auch Kinderwagen Sitzschalen sind hier so korrekt eingestellt. Unterstütztes, an den Körper geschmiegtes Sitzen in einem Bauchtragetuch oder an einer speziellen Bauchtrage- Sitzschale, ist etwas anderes in dieser Altersgruppe, als ein freies Sitzen.
Mit freundlichen Grüßen, Ihr JM
von
Dr. J. Matussek
am 12.07.2021