Mein Kind wacht nachts auf

Kind schläft mit Teddy im Arm

© Adobe Stock, Africa Studio

Wenn das Kind nachts nicht durchschläft, geht das Eltern ganz schön an die Nerven. Doch wenn man die Ursachen kennt, kann man das Problem auch in den Griff bekommen. 

"Und, schläft das Baby schon durch?" Diese Frage nervt, denn wenn sie gestellt wird, schläft das Kind meist noch nicht durch. Doch warum schläft es denn nicht durch?, fragen sich auch die übermüdeten Eltern. Hängt ihr Kind in der Entwicklung hinterher?

Die zwei Seiten der Anhänglichkeit

Ohne Mama geht gar nichts! Am Anfang dieser Phase fühlen sich Mütter meistens geschmeichelt durch das Verhalten ihres Kindes. Die Anhänglichkeit gibt ihnen das Gefühl, für ihre aufopfernde Rolle der letzten Monate belohnt zu werden. Auf der anderen Seite stellt sich die Situation schnell als sehr unpraktisch und nervenaufreibend heraus. Und nach einer gewissen Zeit fragen sich viele Eltern, ob das Verhalten des Kindes "noch normal" ist und ob sie richtig darauf reagieren.

Tag-Nacht-Wechsel muss erlernt werden

Babys kommen ohne Gefühl für Tag und Nacht auf die Welt und sind deswegen auch - in den meisten Fällen - gar nicht in der Lage, nachts durchzuschlafen. Im Gegenteil: In den ersten 14 Tagen schlafen Säuglinge wann immer sie wollen über 24 Stunden verteilt. Mithilfe äußerer Reize wie Tageslicht und Dunkelheit lernen die Kinder dann erst nach und nach, sich auf einen Tag-Nacht-Wechsel einzustellen. Auch Alltagsgeräusche, die wechselnde Temperatur oder das An- und Ausziehen eines Schlafsacks helfen ihnen dabei, sich zu orientieren. Deswegen ist es zum Beispiel empfehlenswert, das Kind tagsüber bei Licht schlafen zu lassen. Etwa 70 Prozent der Babys schlafen bis zum Ende des dritten Lebensmonats durch - was bedeutet, dass sie fünf bis sechs Stunden am Stück schlafen. Wird es zwischendurch wach, schläft es von selbst wieder ein, ohne dass die Eltern eingreifen müssen. Manche Kinder habe hier den Dreh schneller raus, andere brauchen nachts mehr Zuwendung und schaffen erst mit fünf bis sechs Monaten, längere Zeit am Stück zu schlafen. Eltern von Frühgeborenen müssen sich darauf einstellen, dass dieser Prozess bei ihren Kindern etwas länger dauert. Ausschlaggebend ist bei ihnen nicht der tatsächliche Geburtstermin, sondern der Zeitpunkt, zu dem das Kind unter "normalen" Umständen zur Welt gekommen wäre.

Einmal durchschlafen, immer durchschlafen?

Beim Thema Schlaf dürfen Eltern nicht annehmen, dass er sich in einer kontinuierlichen Aufwärtsbewegung entwickelt: Unser Schlafrhythmus und unser Schlafbedürfnis ändern sich im Laufe des Lebens immer wieder und genauso wie bei Erwachsenen ist der Schlaf eines Kindes nicht von anderen Entwicklungen und äußeren Einflüssen abgekoppelt. Wer also verzweifelt vor seinem nachtaktiven Kind steht, der sollte folgendes wissen:

  • Nach dem 3. Lebensmonat wacht noch etwa ein Viertel der Kinder nachts regelmäßig auf.
  • Zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat wachen viele Kinder nachts plötzlich wieder auf. Manche sind dann so munter, dass sie zwei Stunden lang spielen, bevor sie wieder schlafen können. Der häufigste Grund: Sie brauchen jetzt nicht mehr so viel Schlaf wie zuvor. Am besten man verkürzt deshalb den Mittagsschlaf.
  • Kleinkinder kommen häufig nachts ins Elternbett: Fast die Hälfte der Kleinkinder schläft im Laufe eines oder mehrerer Jahre mindestens einmal pro Woche im Elternbett. Bei 38 Prozent der 4-Jährigen ist das der Fall. Für Kleinkinder ist es nachts schwer, die räumliche Trennung von den Eltern zu ertragen. Wenn sie allein in ihrem dunklen Zimmer aufwachen, fühlen sie sich verlassen und suchen die körperliche Nähe zu Mama und Papa.

Was können Eltern zur Unterstützung ihres Kindes tun?

Regelmäßigkeit
Ja, es gibt sie: Säuglinge, die innerhalb relativ kurzer Zeit einen Rhythmus finden, fast immer zur gleichen Zeit ihre Bedürfnisse äußern und schnell durchschlafen. Aber das sind wahrscheinlich die wenigsten. Die meisten Kinder brauchen etwas Unterstützung von außen und ihnen hilft es, wenn die Eltern als Zeitgeber fungieren: ein regelmäßiger Ablauf des Tages, halbwegs feste Zeiten für die Mahlzeiten und Spaziergänge. Das führt in den meistens Fällen übrigens auch bei Erwachsenen zu mehr Wohlbefinden. Aber: Eltern sollten nicht verzweifeln, wenn ihr Kind auch nach einigen Monaten noch keinen Rhythmus gefunden hat. Bei manchen dauert es einfach etwas länger.

Pucken
Manchen Kindern hilft es in den ersten Wochen, wenn sie abends gepuckt werden. Die Begrenzung ihrer Bewegungen scheinen sie als angenehm zu empfinden, da sie sie aus dem Mutterleib gewohnt sind. Eine Untersuchung der Washington University School of Medicine in St. Louis, USA, hat gezeigt, dass gepuckte Babys seltener aus ihrem Tiefschlaf aufwachen und schneller wieder in einen oberflächlichen Schlaf finden als nicht gepuckte Babys.

Einfluss des Tageslichts nutzen
Auch der Einfluss des Tageslichts auf das Durchschlaf-Vermögen ist anzunehmen: So untersuchten schottische Wissenschaftler, inwiefern sich ein Spaziergang in den frühen Nachmittagsstunden auf das Schlafvermögen von Säuglingen ausübt: Babys, die in diesen Stunden viel Tageslicht erhielten, schliefen nachts besser.

Einschlafrituale überdenken
Bei etwas älteren Kindern gilt: So wie sie abends in den Schlaf gefunden haben, so werden sie auch nachts wieder in den Schlaf finden. Manche Einschlafrituale sollten von den Eltern deshalb eventuell überdacht werden. Wenn ein Kuscheltier oder das Nachtlicht die Brücke in den Schlaf bilden, dann helfen diese auch nachts beim Einschlafen. Wer an der Brust einschläft oder auf dem Arm sanft in den Schlaf geschaukelt wird, der braucht diese Zuwendung auch nachts. Es spricht nichts dagegen, diese Rituale beizubehalten. Gehen die Eltern nach einiger Zeit hingegen auf dem Zahnfleisch, sollten sie über neue Rituale nachdenken.

Was können Eltern zu ihrer eigenen Entlastung tun?

Nacht für Nacht derselbe Schrecken: Ein Weinen oder Schreien aus dem Kinderzimmer reißt beide Eltern aus dem Tiefschlaf. Wer geht rüber, wer bleibt liegen? Wer sich jetzt bewegt, hat verloren und muss aufstehen. Auf die Dauer ziemlich anstrengend, gerade wenn beide berufstätig sind und Kraft für den Alltag mit Kind und Job bräuchten.

Eltern sollten unbedingt absprechen, wer Nachtdienst hat. Entweder wechseln sie sich täglich ab oder im Wochenrhythmus. Wenn es von beiden Partnern akzeptiert wird, hilft es auch, wenn derjenige ohne Nachtdienst Ohrstöpsel trägt oder in einem anderen Zimmer schläft.

Lassen Sie sich nicht von Dritten verunsichern: Wenn es für Sie okay ist, können Sie Ihr Kind zunächst in ein Beistellbett legen. Und später ein Matratzenlager für den nächtlichen Besucher einrichten. Wenn alle damit zufrieden sind, spricht auch gegen ein Familienbett weder aus pädagogischer noch aus partnerschaftlicher Sicht etwas.

Falsche Ratschläge sollten sie links liegen lassen:
"Das Kind schreien lassen." Wenn das Kind nicht allein in den Schlaf findet, dann hilft es auch nicht, es schreien zu lassen. Im Gegenteil: Es verursacht sogar Ängste, da das Kind nicht verstehen kann, warum ihm in der Not nicht geholfen wird.

"Ein sattes Kind schläft gut." Viele Eltern überlegen sich irgendwann aus Verzweiflung, ihrem Kind abends angereicherte Flaschenmilch zu geben, um den Schlaf um ein paar Stunden zu strecken. Studien haben hingegen bisher nicht gezeigt, dass angereicherte Flaschennahrung zum früheren Durchschlafen führt.

Erinnern Sie sich immer wieder daran: Beim Thema Kinderschlaf und nächtliches Aufwachen gibt es kein "normal".

Verwöhnen und nächtliches Aufwachen

Häufig geht es in den aktuellen Diskussionen über Baby- und Kinderpflege um das Thema Verwöhnen. Auch beim Schlafen ist das immer wieder Streitpunkt: Wenn das Baby bei uns schläft, verwöhnen wir es. Wenn das Kind beim Stillen einschläft, verwöhnen wir es. Viele Eltern haben Angst, in die "Verwöhnfalle" zu tappen und ihr Kind zu verziehen. Dabei kann man ein Baby noch gar nicht verwöhnen, es ist schließlich noch voll und ganz auf unsere Zuwendung angewiesen. Mit Verwöhnen ist in diesen Fällen meistens ein "Gewöhnen" gemeint. Natürlich beschwert das Kind sich, wenn etwas, an das es sich gewöhnt hat, irgendwann abgeschafft wird. Aber deswegen ist das Ritual an sich ja nicht schlecht.

Abstillen und auf Flasche umsteigen, um nächtliches Aufwachen zu vermeiden? Viele stillende Mütter fühlen sich irgendwann mit ihrer Rolle als alleinige Ernährerin eingeengt und werden ungeduldig. Mit der Aussicht auf das Abstillen verbinden manche Mütter auch die Hoffnung auf einen besseren Schlaf. Fest steht: Gestillte Kinder wachen nachts häufiger auf. Und in den ersten sechs Monaten nimmt bei ihnen die Häufigkeit des Aufwachens auch nicht ab. Gestillte Kinder trinken tagsüber weniger als Flaschenkinder. Aber: Wer mir dem Abstillen beginnen will, der muss zunächst bei den Tagesmahlzeiten ansetzen. Nachtruhe auf die schnelle Art ist mit dem Abstillen nicht zu erreichen. Und gewöhnen kann sich ein Kind auch schnell an die nächtliche Flasche - und nach ihr verlangen, obwohl es eigentlich keine mehr bräuchte. Nach dem sechsten Monat können Sie anfangen, Ihr Kind langsam davon zu entwöhnen und einen anderen Weg in den Schlaf zu finden.

Zuletzt überarbeitet: März 2019

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