Hallo Frau Höfel,
ich habe gerade einen alten, sehr interessanten Beitrag von Ihnen gelesen:
Tränenreiche Babyzeit von Brigitte Hannig.
Auch ich fühle mich ertappt, dass ich alles versuche, unseren Kleinen zu beruhigen, anstatt ihn weinen zu lassen.
Ich werde beim nächsten Mal ausprobieren, ihn an meinen Körper zu schmiegen und ihm zusprechen, dass ich ihm zuhöre und verstehe, was er durchmacht.
Nun kam es in den letzten zwei Wochen schonmal vor, dass er 3 Stunden geweint hat (wie in der Broschüre beschrieben, kurz mal eingeschlafen und nach 10 Minuten aufgewacht und weiter geschrien).
Wenn ich unserem Sohn nun signalisiere, dass er ruhig weinen soll und ich ihm zuhöre, für ihn da bin - dies aber auch drei Stunden andauert, ist das dann ok, weil er sich "aussprechen" konnte?
Viele Grüße
Ina
von
Ina1918
am 12.07.2018, 22:31
Antwort auf:
Nachtrag zum einschlafen
Liebe Ina,
Schlafen ist abhängig von der Gehirnreife. Allerdings müssen dafür viele Rädchen ineinandergreifen, bis das funktioniert. Fachmännisch ausgedrückt: Der Tag-Nachtrhythmus oder der circadiane Rhythmus wird im Gehirn festgelegt und zwar nach der individuellen Uhr im Nucleus suprachiasmaticus. Der bedient die Zirbeldrüse und löst dort die Ausschüttung von Melatonin aus. Und dann kann man schlafen. Dieses Schlafverhalten ändert sich häufig!
In diesem Alter muss ein Kind noch nicht durchschlafen.
Kinder werden nachts wach - manchmal bis weit ins zweite Lebensjahr hinein! Ob Sie es jetzt Hunger (nach Nahrung oder Körperkontakt) oder Nähebedürfnis (Überprüfen, ob kind sich in Sicherheit wiegen kann) nennen, ist dabei belanglos. Wichtig ist, dass Mama – oder Papa (mit Nahrung, Geruch, Stimme) da ist und Sicherheit vermittelt.
Es gibt KEINEN festen Zeitpunkt ab dem ein Baby durchschläft - auch wenn es schon so war und andere Mütter oder Bücher es immer verkaufen wollen!
"Studien und die Erfahrung von unzähligen Eltern haben eindeutig gezeigt, dass das nächtliche Aufwachen, das ab etwa vier bis sechs Monaten nachts wieder vermehrt auftritt, entwicklungsbedingt ist.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben. Sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen (!), dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht.
Unruhe ist für Eltern sehr schwer auszuhalten und sie tun (fast) alles für Ihr Kind! Und da liegt manchmal die Crux!
Denn jede Intervention (Schnuller rein, mal auf dem Arm, mal in die Wiege oder Wippe, hier ein Spielzeug und da eine Rassel, zwischendurch Wickeln) stört es in seiner Mitteilung: es will erzählen und darf nicht!
Bleiben Sie gelassen, sorgen Sie für Nahrung und Nähe- umso schneller schlafen alle wieder.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 13.07.2018
Antwort auf:
Nachtrag zum einschlafen
Hallo,
Ich bin zwar keine Hebamme sondern nur Sozialpädagogin aber ich denke nicht dass sich ein Baby "aussprechen" müsste,denn es geht bei deinem Kind ja um richtiges weinen und nicht um leichtes quengeln.
Es gibt viele Babys die die Kombination aus Bewegung und Berührung besonders mögen (um nicht zu sagen alle) und vielleicht klappt es momentan im Tragetuch oder leicht wippend beim stillen besser?
Ich persönlich bin absolut gegen Einschlafprogramme oder teilweise eingeforderte Distanz zum Baby/Kind (Baby muss lernen im Bett alleine einzuschlafen usw.)
LG
Mitglied inaktiv - 12.07.2018, 23:22
Antwort auf:
Nachtrag zum einschlafen
@Ninal:
ich gehe davon aus, dass du die erwähnte Literatur von Frau Hannig nicht gelesen hast, daher kann mein Beitrag sicherlich falsch verstanden werden.
Tägliche und abendliche Routine sehe ich nicht als Einschlafprogramm, sondern, dass es Babys Sicherheit gibt. Meinen Sohn lasse ich natürlich nicht alleine einschlafen. Er liegt direkt neben mir im Beistellbett. Das ich nicht das Elternbett gewählt habe liegt daran, dass ich gerne am Kopf einschlafe und morgens am Fußende aufwache. Ich bin ein sehr wehriger Mensch und weiß, dass mein Sohn im Beistellbett sicherer aufgehoben ist. Die nötige Nähe wird dadurch mAn nicht gemindert.
Um nochmal kurz auf die Broschüre von Frau Hannig zu kommen. Auch die Autorin spricht sich für körperlich Nähe etc. aus. Aber sie weist ebenfalls darauf hin, dass Eltern alle möglichen, gut gemeinten Versuche unternehmen, das Kind zu beruhigen. Klappt das eine nicht, wird das Nächste versucht. Dies wiggelt die Kleinen aber nur noch mehr auf.
Einfach im Arm wiegen (oder Tragetuch - was auch immer), leises gutes Zureden und Gelassenheit bewahren. Ein Baby hat auch sein Recht auf weinen um so seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen und möchte nicht mit Schnuller ruhig gestellt werden.
Ich habe auch vieles unternommen. Wenn nach 10 - 15 immer noch geweint wurde, dann habe ich dies und jenes versucht (ua. Schnuller, in den Arm, mit im Bett liegen - Rücken streicheln, dann wieder auf den Arm - wiegen) usw.
meine Frage an Frau Höfel ist rein hypothetischer Natur. Was wenn er dennoch so lange weint und sich so miteilt ist das dann ok?
Es kann auch sein, dass er sich viel schneller beruhigt, wenn ich nur eine Schiene fahre und zwar in meinem Arm. Ich werde es wahrscheinlich heute Abend herausfinden ;)
von
Ina1918
am 13.07.2018, 06:26