Gesunkene Impfquote: weniger
Standardimpfungen bei Kindern

Spritze mit Impfstoff2

© Adobe Stock, Davizro Photography

Es werden weniger Kinder geimpft – dies war die alarmierende Nachricht im vergangenen Jahr. Demnach waren alle Standardimpfungen von Kindern 2021 rückläufig.

Besorgniserregender Rückgang bei den Standardimpfungen

Laut Robert Koch Institut (RKI) wurden demnach in Deutschland bei allen Kinderschutzimpfungen, abgesehen von der Corona-Impfung, im Jahr 2021 insgesamt 7 Prozent weniger Injektionen verabreicht als im Vorjahr. Bei wichtigen Kinderimpfungen wie MMRV und HPV sind die Rückgänge besonders hoch und besonders besorgniserregend. Bei Mehrfachimpfstoffen gegen Masern, Mumps, Röteln, Varizellen (MMRV) wurde ein Rückgang von 18 Prozent festgestellt, bei der HPV-Impfung ein Rückgang von 12 Prozent. Die HPV-Impfung wird in Deutschland aber ohnehin im Vergleich zu beispielsweise Norwegen, Großbritannien und Australien schon wenig in Anspruch genommen. Bei 18-jährigen Frauen liegt die Impfquote bei 51 Prozent, bei 18-jährigen Männern bei 1,3 Prozent.

Der Rückgang bei den Impfungen zeigt sich aber nicht nur in Deutschland, sondern ist weltweit zu beobachten. Etwa 25 Millionen Kinder auf der ganzen Welt haben nach aktuellen Statistiken im Vorjahr Impfungen verpasst. Unicef und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprechen vom stärksten Rückgang bei Routineimpfungen weltweit in den letzten 30 Jahren.

Außerdem: verzögerte Impfungen und spät abgeschlossene Impfserien

Bei den meisten Standardimpfungen seien die Impfquoten bei Einschulung auf einem befriedigenden Niveau, erklärt die Kommission Infektionskrankheiten und Impffragen vom Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit. Aber: Alle Impfungen erfolgen verzögert bei einer großen Zahl von Kindern und Impfserien werden somit oftmals nicht im empfohlenen Zeitrahmen abgeschlossen. Einige Kinder erhalten manche Impfungen gar nicht, so die Fachleute einstimmig mit dem RKI. Das habe verschiedene Konsequenzen. „Kinder sind einer erhöhten Infektionsgefahr ausgesetzt und Herdenschutz stellt sich spät oder nicht ausreichend ein“, heißt es in der Stellungnahme.

Gründe für die gesunkene Impfquote können einerseits Fehlinformationen, andererseits auch eine Unterbrechung von Lieferketten sein. Möglicherweise spielt außerdem ein verändertes Gefahrenbewusstsein eine Rolle, das sich durch die Kontaktbeschränkungen in 2020 und 2021 gebildet hat.
Eine verzögerte Impfteilnahme kann ebenfalls vielfältige Ursachen haben. So können die Gründe in den Lebensverhältnissen der Familien zu finden sein, in persönlichen Vorbehalten und Sorgen der Eltern. Ganz entscheidend sei aber immer die Einstellung des impfenden Arztes, betont das Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit.

Impfen ist wichtig – damit gefährliche Infektionskrankheiten keine Chance haben!

Diphtherie, Tetanus, Polio oder Mumps - kaum jemand in Deutschland denkt noch viel über diese gefährlichen Krankheiten nach. Unicef erklärt womit das zusammenhängt. „Ganz klar: Mit erfolgreichen Impfkampagnen und einer hohen Durchimpfung schon bei Kindern“, begründet die Organisation.

So gehören etwa die Masern zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten überhaupt. Ein einzelner Masern-Infizierter kann bei einer Gruppe Ungeimpfter zwischen 12 bis 17 Personen anstecken, das ist der R-Wert. Zum Vergleich: In der Corona-Pandemie lag der R-Wert in Deutschland bei maximal 2. Masern galten eigentlich fast als ausgerottet. Doch da aufgrund einer niedrigen Impfquote in der Vergangenheit mehrere hundert Menschen an Masern erkrankten, wurde im Frühjahr 2020 die Masern-Impfpflicht eingeführt. Sie gilt für alle Kinder, die einen Kindergarten oder eine Schule besuchen und für das dort arbeitende Personal. Die zweimalige Impfung schützt wirksam gegen Masern.

Auch die HPV-Impfung bietet Schutz – hier schützt die Impfung vor diversen Krebserkrankungen. Die Humane Papillomviren (HPV) sind sexuell übertragbare Krankheitserreger und können Gebärmutterhals-, Vagina-, Vulva-, Penis-, Anus- und Mundhöhlenkrebs auslösen. HPV-Impfungen für Mädchen und Jungen schützen wirksam vor diesen Krebserkrankungen.

Mit Impfungen lassen sich gefährliche Krankheiten eindämmen. Trotzdem sterben noch viel zu viele Kinder weltweit an vermeidbaren Infektionskrankheiten – dabei kann eine einfache Impfung Schutz bieten. Wann welche Impfung an der Reihe ist, kann man in unserem Impfkalender nachlesen und in unserem großen Bereich zum Thema Impfen.


Quellen:
Kinderärzte im Netz: Beunruhigender Rückgang bei Routineimpfungen für Kinder
Bündnis Kind- und Jugendgesundheit: Zeitgerechtes Impfen bei Kindern und Jugendlichen
Unicef: Impfungen sei Dank: 8 Krankheiten, die Sie fast vergessen haben
Robert-Koch-Institut: Antworten des Robert Koch-Instituts und des Paul-Ehrlich-Instituts zu den 20 häufigsten Einwänden gegen das Impfen

Zuletzt überarbeitet: Januar 2023

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