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Was würdet IHR tun?

Thema: Was würdet IHR tun?

Hallo, ihr Lieben, Lage in Frankreich: rund 5 000 Neuinfektionen am Donnerstag, rund 6 000 am Freitag und 7 300 gestern. Paris und Umgebung ist zur roten Zone erklärt worden mit Reisewarnungen aus Belgien und Deutschland. Nun soll übermorgen die Schule wieder anfangen. Kind Groß muss Maske tragen auf dem Weg zum Klassenzimmer und zurück, auf dem Weg zur Kantine und zurück. In der Klasse selber nicht, da sitzt sie dann mit 24 anderen Kindern zusammen, weil sie noch nicht elf Jahre alt ist. In der Kantine ist möglicherweise genug Abstand zwischen den Schülern, allerdings bedienen sie sich gemeinsam am Buffet. In der ersten Woche könnte sie mein Mann zur Schule bringen, der coronabedingt arbeitslos ist, danach müsste sie möglicherweise den Schulbus mit mindestens 30 anderen Kindern aus den verschiedensten Klassen nehmen. Gesundheitliche Lage: Kind Mittel ist seit Geburt an schwächlich, hat sich gerade aber gesundheitlich ganz gut erholt, nimmt ENDLICH zu, ist fit und war schon länger nicht mehr krank; Kinder Groß und Klein waren immer gesund; Mann hat leichtes Asthma (benutzt täglich leichtes Kortison, angeblich nicht schlimm), hat außerdem leichte Herzprobleme (aber auch nicht schlimm, wie er behauptet); ich selbst wüsste von keiner Vorerkrankung, kann mich aber beim besten Willen auch nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal richtig abgehört worden wäre; Bildungslage: ich selbst bin noch in Elternzeit, also sowieso zu Hause; zudem bin ich Grundschullehrerin und habe auch in der entsprechenden Klassenstufe Erfahrung. Ich könnte daher Deutsch, Mathematik, Sachunterricht, Musik und Kunst unterrichten, mit Französisch würde ich mich aber schwer tun. Homeschooling? Ja oder nein? Wobei dazu gesagt werden muss, dass ich nicht weiß, ob die Schule das genehmigt. Ich kann in Frankreich aber offiziell von zu Hause aus unterrichten, würde dann möglicherweise den Schulplatz verlieren. Lieben Dank für eure Meinungen und viele Grüße aus Paris, isi.

von isi1980 am 30.08.2020, 10:18



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Für mich kämen 2 Varianten in Frage: Kind zur Schule fahren und Kind trägt im Unterricht freiwillig eine Maske, bevorzugt FFP2. So machen wir es, allerdings ist mein "Schulkind" schon 17 Jahre alt. Homeschooling. Du alleF ächer. Dein Mann ist arbeitslos und Franzose - soll er Französisch lehren. Ich habe gestern einen sehr interessanten und hoffnungsvollen Bericht auf Tagesschau 24 gesehen. Forscher aus Marburg setzen auf einen Impfstoff im nächsten Jahr. Wie wahrscheinlich ist es, dass der Schulplatz dauerhaft weg wäre?

von KKM am 30.08.2020, 10:22



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Hej Isi! Das ist natürlich eine schwere Entscheidung, die Dir auch niemand abnehmen kann. Es spielt ja auch viel rein: Wo sind die Neuinfnizierten hauptsächlich? (Bei uns stiegen die Zahlen in den Städten ja auch derart rasant, daß wir erstmals Maskenpflicht in allen öffentlichen Verkehrsmitteln und an ihren Haltestellen haben, incl. Taxis etc.: ABER: sie fallen wieder, heißt, es war wirklich diese Reise- und Sommerpartywelle, die jetzt wieder stagniert bzw,. sogar zurückgeht.) Wie geht die Schule ansonsten mit der Pandemie um: Hygiene etc. Wie schnell schließen sie eine Klasse, wieviel wird getestet? Für mich wäre der Schulbus wohl das größte Risiko - wir haben hier seit Ostern just die bis 11.Jährigen alle wieder in den Institutionen, da war sanken die Zahlen bis zu Beginn der Sommerferien sogar. Übrigens auch,als dann nach Ostern die Großen auch wieder in die Klassen durften. Jetzt haben wir seit 3 Wochen wieder Schulbetrieb, Es kommt hin und wieder zu Schließungen einzelner Klassen, aber meistens, allermeistens, sind das eben entweder eh Vorsichtsmaßnahmen (bei meiner Tochter in Aarhus hat man lieber vorbeugend ,als Aarhus Hotspot wurde, auf digital gesetzt, jetzt bei sinkenden Zahlen ist sie wieder in der Schule) und/oder es waren die älteren Schüler - also Gymnasiasten, Berufsschüler, Efterskoleschüler (10.Kl.) Hier hat ein Universitätsprofessor in Epidemiologie oder Virologie oder sowas gesagt, wir soltlen Abschied nehmen von der alten Zeit, es werde lange Normalzustand sein,daß mal die eine, mal die andere n KLASSE, eben nicht Schule, schließen muß und die Kinder für en paar Tage zuhause bleiben sollen - daran sollten wir uns gewöhnen, und es nicht mehr als Katastrophe ansehen. Das wird ja gemacht, sobald auch nur 1 positiver Test in der Klasse ist. Nach alledem: Ich würde wohl mein Kind nicht zuhause behalten - ich in aber eh nicht in der Lage, mein eigenes Kind in vielen Fächern zu unterrichten. Das ginge nicht nur fachlich in den meisten Fächern schief. Aber die Erfahrungen in DK zeigen eben auch, daß Schule nicht der Knackpunkt ist, udn daß die unteren Klassen alles problemloser wegstecken als gerade die Jugendlichen und Erwachsenen. Und: Was machen Deine kinder nach der Schule??? Wenn sie da Kinder treffen, die auch in die Schule gehen, sind sie ja auch gefährdet. Wie groß Ihr das Gesundheitsrisiko für Euch selbst einschätzt, müßt Ihr selbst verantworten, das kann ich nicht. Aber mein Kind ginge in die Schule, auch, weil ich das soziale Leben,das damit verbunden ist, enorm wichtig finde und weil ich ein Leben im Ausnahmezustand nicht führen kann - ich versuche, soviel (neue) Normalität wie möglich zu leben, mit allen Vorsichtsmaßnahmen (damit das keiner mißversteht), und das täte ich wohl auch, wenn ich noch kleinere Kinder hier zuhause hätte. (Wir hatten hier vor vielen Jahren einen Ausnahmezustand der ganz anderen Art, jahrelang, und obwohl die Nerven der Erwachsenen blank lagen, haben wir immer versucht,für die Kinder soviel Alltag und Normalität zu sichern wie nur irgend möglich - da ist unglaublich schwer und hart,aber das war das Beste,was wir ihnen geben konnten.) Dazu gehörte der tägliche Schulgang mit den Einschränkungen, die geboten sind. Denn wir reden ja nicht von 2 3 Tagen, 2 Wochen oder 7 Monaten: Keiner weiß, wie lange wir MIT Corona leben müssen, ohne Impfstoff, ohne technische Mittel, die das Virus überall zerstören, ohne Medikament. Also sollten wir uns so gut wie möglich darin einrichten und nicht so einen Ausnahmezustand leben, der sich ein paar Tage aufrecht erhalten läßt, aber nicht auf Dauer. Schwere Entscheidung, vor denen wir immer stehen -aber ich würde also mein Kind mit den nötigen Auflagen zur Schule schicken. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 30.08.2020, 10:40



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Hallo Isi, speziell in unserer Stadt sind die Zahlen rasant angestiegen. Ich habe auch versucht, den vollen Schulbus zu vermeiden, weil der Bus so proppenvoll ist, dass überhaupt kein Abstand möglich ist und oft noch nicht mal ein Sitzplatz frei. Ich habe alles probiert, andere Fahrstrecke rausgesucht (Verspätung ohne Ende, ich muss dann abholen), Zug statt Bus (Zugausfälle), von Schule direkt abholen (klappt nicht immer, erheblicher Aufwand für mich + Zeit + Geld). Fazit: Es gibt keine andere Möglichkeit: Meine Kinder müssen den übervollen Bus nehmen. In der Schule sitzen alle dicht gedrängt ohne Maske im kleinen Klassenraum, aber in der Pause (abgetrennte Bereiche für jede Klasse) tragen sie dann Maske. Ich kann alles mögliche versuchen, wir halten alle Hygienevorschriften ein, tragen unsere Masken - aber ich kann nichts verhindern. Es gibt tausende von Möglichkeiten, wo sich meine Kinder (und auch deine!) anstecken könnten. Ich hoffe einfach, dass es gutgeht. Ich würde deine Kinder zur Schule schicken. Du kannst noch so aufpassen, eine blöde Sache und ihr habt Corona in der Familie. Wir haben monatelanges Homeschooling hinter uns ... das braucht keiner mehr von uns. Ich liebe meine Kinder, aber ehrlich ich brauche das Unterrichten wirklich nicht mehr! Zudem verlieren die Kinder total den Kontakt zu Gleichaltrigen, das ist nicht zu unterschätzen. LG Streuselchen

von Streuselchen am 30.08.2020, 13:17



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Könnt ihr sie nicht länger in die Schule fahren und wieder abholen? In der Schule scheint das Risiko ja beherrschbar zu sein. Wenn sie zu Hause ist, ist sie sozial isoliert, weil wie keine Klassenkameradinnen kennenlernen kann. Das mit Corona kann noch länger dauern. Ich würde unbedingt schauen, dass sie eingeschult wird und den Schulalltag kennenlernt. Wie lange wollt / könnt ihr denn das Homeschooling machen?

von Mehtab am 30.08.2020, 13:49



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ICH würde mein Kind in die Schule schicken, denn Schule ist viel mehr als reine Wissensvermittlung, gerade auch in den ersten Jahren. Ob Homeschooling dauerhaft mit Mutter und Kind klappt, selbst wenn sie von Fach ist, kommt wohl auf die Charaktere an. Was ist mit den kleineren Geschwistern? Auch zuhause? Und vor allem, wie lange soll das gehen? Es ist doch eher von einem längeren Zeitraum auszugehen. Auch würde ich weder davon ausgehen, dass im Falle einer Infektion die Familienmitglieder nun unbedingt Risikopatienten sind oder überhaupt von einem schweren Verlauf auszugehen ist. Des weiteren ist Paris ja sehr groß. Sind die steigenden Infektionszahlen auch in eurer Gegend oder eher in den Banlieus? Wie hoch ist den das Risiko zu erkranken sachlich gesehen? Was sagt denn deine Familie dazu, also Mann und betroffenes Kind?

von Tai am 30.08.2020, 15:28



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Mmh, da spielen zu den genannten noch ein paar weitere Faktoren hinein: - Was möchte denn das Kind? - Was ist die Meinung deines Mannes? - Wie lange geht deine Elternzeit noch? - Könntest du wirklich neben dem Baby auch noch Vollzeit-Beschulung für zwei Kinder leisten??? Wir hatten seit März bis Anfang Juli ununterbrochen Homeschooling, qualitataiv auf höchstem Niveau von der Schule organisiert - wir waren extrem angetan. Dennoch sind die beiden Großen ab heute wieder in der Schule, trotz 40minütiger Fahrt in vollgestopften Zügen quer durch den Hotspot. Mein Mann ist Risikopatient, aber wir finden es für die Kinder besser so. Die Große würde noch jahrelang Onlineschooling machen, wenn man sie fragte - aber der Mittlere (9) vermisst Freunde und Lehrer doch sehr. Unser Direktor schrieb zum Ferienstart folgendes: "Wenn ich unsere Erfahrungen des Online-Unterrichts Revue passieren lasse, habe ich den Eindruck, dass das Unterrichten dem gemeinsamen Musizieren sehr ähnelt - man muss dazu einfach im selben Raum sein. Es hat etwas mit dem menschlichen Zusammenspiel zu tun, mit Spontaneität, mit Intuition und der Energie im Raum - alles zusammen trägt zu wirkungs- und bedeutungsvolleren Lernerfahrungen bei."

von Korya am 31.08.2020, 02:41



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Kind Groß würde wohl ebenfalls jahrelang Homeschooling machen, sie liebt das, vor allem, weil sie dann nicht erst um 17 Uhr aus der Schule kommen würde, sondern den Nachmittag mehr oder weniger frei zur Verfügung hätte. Ich selbst bin als Lehrerin eher der Meinung, dass Schule an sich doch sehr wichtig für die Kinder ist, dass das soziale Lernen miteinander unabdingbar ist ... Aber die rote Zone mit Reisewarnung und die 7 300 Neuansteckungen pro Tag im Kreise eher unbekümmerter Franzosen, machen mir doch große Angst. Nichts desto trotz wird Kind Groß zumindest in der ersten Woche in die Schule gehen, dann bewerte ich neu. Euch auf jeden Fall lieben Dank für eure Entscheidungshilfe und die langen Texte! Liebe Grüße aus Paris, isi.

von isi1980 am 31.08.2020, 12:05