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Kinder "saugen Sprachen auf wie ein Schwamm"??

Thema: Kinder "saugen Sprachen auf wie ein Schwamm"??

Ein interessanter Artikel über Mythen rund um den Spracherwerb. Von einer Mutter geschrieben, die sich erst seit der ihrem Umzug ins Ausland mit dem Erwerb von Sprache(n) auseinandersetzt, aber gut recherchiert und flott geschrieben. https://parenting.nytimes.com/toddler/children-language-development

von Korya am 04.07.2019, 16:57



Antwort auf Beitrag von Korya

und deckt sich mit meinen Erfahrungen, nämlich dass vor allem "exposure to language" wichtig ist englisch haben meine Kinder akzentfrei gelernt und die beiden Großen near native- aber in Kanada haben wir sie in eine kanadische Schule geschickt, wir haben wild gewohnt, also unter normalen Kanadiern, wir haben alle Einrichtungen für Einheimische genutzt, Sportstätten, Freizeitgruppen usw,und die Kinder haben auf der Strasse miteinander gespielt. Nur englisches TV. Kurz, da war massig Kontakt mit der Sprache. In den Niederlanden war das weniger. Im Hinblick auf ein Studium in Deutschland und um die Bedeutung der Beherrschung der Schriftsprache wissend sind sie in eine deutsche Schule gegangen, bewegten sich in er expat-Kolonie und konnten vor allem alles auf englisch regeln mit Niederländern. TV war auch englisch-deutsch-französisch-niederländisch- das ahben die Kinder ganz unterschiedlich gelernt. Und hier-in einer deutschen Blase sind wir irgendwo bei B1 MAXnach zwei Jahren........Null exposure, null Erfolg

von Benedikte am 13.07.2019, 13:58



Antwort auf Beitrag von Korya

Ich fand den Artikel enttaeuschend. Es werden in einer Tour Aepfel mit Birnen vermischt und aus einem einzigen Fall eine Regel gemacht. Was nichts Neues ist, sondern seit zumindest vielen vielen Jahrzehnten bekannt, dass man NUR durch den Dialog Sprachen lernen kann, egal ob Kinder oder Erwachsene. Ab einem gewissen Niveau sind zusaetzliche Mittel bereichernd, Buecher, Fernsehen, Hoerspiele, etc. Aber die Sprache an sich geht (selbst mit Audiokursen) nur im Gespraech selbst. Und es wird auch nicht das "Level of fluency" als Kind besser gelernt, sondern das akzentfreie Sprechen an sich. Ganz abgesehen davon gibt es auch bei Kindern wie bei Erwachsenen welche, die sprachlich begabter, und andere, die das weniger sind. Danke trotzdem fuer den Artikel, das haette mich schon interessiert. lg niki

von niccolleen am 13.07.2019, 18:04



Antwort auf Beitrag von Korya

Hej Korya! ichschließe mich ma lden beiden vor mir an: es ist eben eine Mutter, die von ihrer Erfahrung, gewürzt mit ein paar auf ihren Fal lzutreffenden wissenschaftl. Erkenntnissen erzählt - und keine allgemeingültige Studie. Ich finde, da haben wir hier im Forum sogar mehr abstrahiert und von diversen Möglichkeiten erzählt - und nicht nur, weil alle unterschiedliche Erfahrungen mit ihren eigenen Kindern haben, sondern sie auch im Umfeld beobachten. Das, was diese Mutter anscheinend "mühsam" erfuhr und lernte, indem sie Wissenschaftler befragte, kam mir noch vor dem Lesen ihrer Quintessens als Gedanke. Erwachsene lernen schwerer? Nein - nur anders. Denn sie haben eben viel mehr Gehirnverknüpfungen, Synapsen, als Kinder und ordnen vieles daher anders - und oft auch richtig - ein, wo Kinder noch suchen. Kinder lernen langsam? Nein, nur wieder: anders. Und da sie nur von ihrem Kind ausgeht (davon aber allgemeingültige Sätze formuliert!!), bedenkt sie nicht, daß Kinder wie Erwachsene Individuen sind und nicht nur unterschiedlich lernen, sondern auch unterschiedlich anwenden, zudem eben auch erstmal unterschiedliche Talente und Interessen haben. Das kommt, wie wir auch immer wieder hier im Forum lesen können, sogar von Kind 1 zu Kind 2 in derselben Familie vor. Sprachen lernen ist auch immer abhängig von äußeren Gegebenheiten, in Kombination mit dem individuellen Lerner. Und Sprachen lernt man eben nur, wenn man sie dauernd benutzt. Um meine Kursteilnehmer zum täglichen Umgang mit Deutsch zu motivieren (und eben nicht 7x10 Min., die sie opfern wollen - gerne mehr - an einem freien Sonntag), vergleiche ich ihr Gehirn mit einem Speicher, wo viele Koffer stehen. Wer nur Sonntags die Deutschkiste für einen noch so großen Zeitraum hervorholt vor all den anderen Koffern, der hat am Dienstag, Donnerstag und erst recht Samstag schon wieder soviel vor diesen Deutschkoffer gestellt, daß er länger braucht, ihn freizuschaufeln und zu nutzen. Dinge, die ich gut und oft anwenden will, stelle ich eben nicht weit weg und auch nicht mit anderen Dingen zu. Darum ist es eben für Kinder wie Erwachsene am wichtigsten, täglich (möglichst viel) Sprache zuhören. Gilt übrigens natürlich auch für Einsprachige - wer niemals lernt, mit Sprache zu experimentieren, zu albern, zu spielen, dem fehlt oft aus diesen Gründen schon die gewisse "Sprachphantasie" und Fähigkeit, sie zu abstrahieren,anders anzuwenden bzw. auch gelernte Regeln und Mechanismen auf andere Sprachen anzuwenden. Wer Sprache nur minimal bis gar nicht hört und nutzen kann, wird ein Kasper Hauser. Ich finde also ,der Artikel ist sehr einseitig, eben einseitig von einer Mutter geschrieben, und ich weiß nicht, was er Eltern bringen soll, die mehrsprachig erziehen wollen. Und ich empfinde ihn als ziemlich amerikanisch - könnte ich mir vorstellen,daß eine von uns oder eine europäische Mutter in ähnlicher Situation so schriebe? Eher nicht. Aber das mag ein Vorurteil meinerseits sein, das auf gerade erst wieder gemachten Einzelerfahrungen beruht. . Trotzdem danke füs Reinstellen, Altbekanntes bekräftigt zu bekommen bzw. drüber nachzudenken ist immer gut ! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 18.07.2019, 09:57