Frage: Ernährung 13 Monate

Hallo Frau Neumann, ich mache mir immer wieder Gedanken über die Ernährung meiner Tochter. Sie ist jetzt 13 Monate alt. Seit dem 7 Monat haben wir versucht, Brei einzuführen. Leider hat es nicht so geklappt wie es im Lehrbuch steht. Wir haben ewig versucht, die Breimenge zu steigern. Das Maximum, das sie je gegessen hat waren 120 g. Zuletzt hat sie so gut wie gar keinen Brei gegessen. Daher habe ich sehr lange so gut wie voll gestillt. Seit geraumer Zeit geben wir ihr Fingerfood. Dieses isst sie mit den Händen. Wenn wir ihr Brei geben, greift sie in den Löffel. Bieten wir ihr einen Löffel an, isst sie trotzdem mit den Händen. Ist das OK? Ihr Speiseplan sieht so aus: erste Mahlzeit Stillen. Als gemeinsames Frühstück bekommt sie Banane und ggf. Brot mit Frischkäse oder Reiswaffel. Seit einem Monat sind wir nun bei der Eingewöhnung in der Kita. Bevor wir um 9 Uhr losgehen stille ich sie noch kurz. Um 11 Uhr bekommt sie in der Kita Mittagessen. Dort mussten auch die Erzieherinnen feststellen, dass sie in den Löffel greift. Ich bat darum, ihr auch Fingerfood anzubieten. Dies ist je nach den Gerichten jedoch nicht immer möglich, freitags gibt es z. B. häufig Suppe. Im Hinblick darauf, dass sie ja wegen des angestrebten Mittagsschlaf satt werden soll, bat man mich, eine Flasche vorzubereiten. Bis kurz vor dem Kita Start hat sie diese meistens verweigert. Aktuell trinkt sie 120 der angebotenen 200 ml Premilch. Ist Premilch noch OK? Zusätzlich isst sie ein paar Löffel Brei oder Fingerfood. Nachmittags stille ich nochmal, ggf. gibt Reiswaffel. Abends bekommt sie Brot mit Frischkäse, Putenbrust, Gouda, Gurke, Birne und Wasser aus einem Strohhalmbecher. Darf sie täglich Putenbrust essen? Erst hat sie den Frischkäse immer nur abgeleckt, nun isst sie auch etwas Brot. Zum Einschlafen stille ich und nachts auch. Da ich ab Januar wieder arbeiten muss, kann jedoch nicht mehr lange so weitergehen. Wir sind jedoch froh, dass sie überhaupt etwas isst. Vom Stillen kommen wir jedoch nicht so recht los, da sie im Schnitt einmal im Monat krank ist und dann ja auch immer viel trinken muss und die Nähe braucht. Machen wir viel falsch? Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort. Viele Grüße Miriam

von mb18 am 08.11.2017, 07:24



Antwort auf: Ernährung 13 Monate

Hallo Miriam lass deine Tochter vermehrt haptische Esserlebnisse machen. Lass sie das angebotene Essen ausgiebig mit den Händen befühlen, damit sie es buchstäblich BE-Greifen kann. Das Anfassen mit den Fingern ist eine erste Annäherung an die (neuen) Speisen. Nachdem Babys/Kleinkinder die Speisen ausreichend mit den Händen betastet haben, wollen sie diese in den Mund nehmen, um sie auch dort mit den Tastrezeptoren zu befühlen. Diese Tastrezeptoren sind im gesamten Mundraum verteilt und geben deinem Kind Auskunft über die Beschaffenheit des Nahrungsmittels. Sie fühlen damit sehr intensiv, was wiederum über Gefallen oder Nichtgefallen entscheidet. Nichtgefallen löst einen (reflektorischen) Ausspuckreiz aus. Das beste, was du tun kannst wäre: Nehmt euch viel Zeit, in der ihr gemeinsame Essabenteuer zelebriert - wann immer möglich. Esst gemeinsam, habt Spaß beim Essen, esst leckere Speisen und nehmt euch genügend Zeit für die Mahlzeiten. Wenn sie in den Löffel hineinfasst, dann lass sie einfach mal machen. Putze ihr anschließend vorsichtig die Hände und zeige ihr bspw wie sie den Löffel selber halten (unter Hilfestellung) und zum Mund führen kann. Vielleicht klappt das schon bald (besser). Das Essen mit den Fingern ist auf jeden Fall aber unbedingt gewünscht. Das Trinken der Pre-Milch Flasche in der KiTa als Ersatz für die Freitagsmahlzeit ist sicher nicht die beste Lösung, aber für den Übergang durchaus akzeptabel, wenn es nicht anders gelöst werden kann. Besser wäre es, wenn ihr statt Pre-Milch etwas anderes finden könntet, was deine Tochter statt der Suppe verlässlich (alleine) isst, um ausreichend satt und zufrieden zu werden. Pre-Milch ist an sich (noch) okay. Da du aber auch viel stillst - eigentlich nicht nötig. Auch das Trinken aus dem Fläschchen ist längerfristig als Mittagsmahlzeit nicht wirklich optimal. Aber dennoch ist es, im Sinne eines Kompromisses, akzeptabel. Bis Januar ist noch ein bisschen Zeit. Du kannst dieser Zeit gelassen entgegen blicken. In dieser Zeit wird deine Tochter noch ein bisschen reifer werden, sich entwickeln und sie wird im Zuge dessen immer besser und lieber auch feste Speisen essen. Sie wird bis dahin noch manche Speisen kennen - und lieben lernen. Manche Speisen wird sie zufällig entdecken, an andere Speisen wird sie sich einfach gewöhnen. Versuche möglichst täglich zu einer bestimmten Uhrzeit feste Mahlzeiten bei Tisch einzuplanen, die euch in einem großzügigen Zeitfenster von ca 15-20 min erlauben, ausgiebig zu essen. So kann sich deine Tochter euren gedeckten Familientisch ansehen, bestaunen, sie kann riechen, schmecken und Essen mit allen Sinnen entdecken. Zeige ihr die kulinarische Vielfalt. Also dann Grüße Birgit Neumann P.S. gewöhne deine Tochter auf jeden Fall an Brot und Co, weil das Kauen die Kaumuskulatur stärkt, was für die Gesamtentwicklung von großer Bedeutung ist. Achtung !!!! Harte, ganze Nüsse, Nußstückchen, Kerne, Saaten, Gummibärchen, Bonbons und andere ähnlich für Kleinkinder ungeeignete Speisen solltest du auf gar keinen Fall geben !!!! Aber der Rest, wie bspw Brötchen, Kartoffeln, Gemüse, Fleisch, erste weiche Familienkost, Babykekse etc, Nudeln, Obst ist eigentlich kein Problem. Diese Speisen lösen sich im Speichel auf und können von den Kleinsten mit den Kauleisten vorher gut bearbeitet werden. Auch beim Obst bietet sich jetzt eine Vielzahl an Möglichkeiten. Während Apfel bspw noch zu hart, kannst du bspw eine reife weiche Birne wählen. Kiwi, Mango, Papaya, weiche Sharonfrucht, zerdrückte Heidelbeeren, hlabierte Trauben ohne Kerne, Melone etcetc Apfel bspw kannst du weich dünsten und als Fingerfood anbieten. Oder du kannst den Apfel ganz fein reiben und füttern.

von Birgit Neumann am 08.11.2017