Welche sind die Regeln des "Einhaltens einer sicheren Bindung" (außer dem ständigen Dasein)?
Angewandt: leider haben wir Chaos in unserem Umfeld gehabt. Wir sind mit unserer Tochter (jetzt 4 Monate) mehrere Male umgezogen (als sie noch 3 Wochen und später 6 Wochen alt war). Beim 2. Mal hatte sie in der neuen Wohnung einen schlimmen Schreianfall (und ich habe sie auch noch eine Stunde allein mit der Oma gelassen) und war wochenlang extrem schwierig (mutierte zum Schreibaby-ich konnte sie lange nicht trösten). Inzwischen hat sich das etwas gelegt.
Nun stehen wieder Umzüge an, 2 davon, einer mit 6 Monaten und einer mit 9 Monaten. Dazu längere Omabesuche. Evtl. muss sie mit 9 Monaten auch noch ein paar Stunden am Tag fremdbetreut werden.
Sind Schreianfälle Zeichen einer unsicheren Bindung? Lässt sich das in ihrem Alter "reparieren" ? Wie kann ich diese Umzüge für sie akzeptabler gestalten, so dass sie sicher gebunden wird/bleibt ?
von
blah
am 21.03.2011, 01:49
Antwort auf:
Welches Sind die Regeln des Einhaltens einer sicheren Bindung?
Stichwort: Bindungssicherheit
Hallo, zur sicheren Bindung gehören hauptsächlich zwei Dinge. Der Säugling spürt, dass die Mutter oder ein andere Hauptbezugsperson genau erkennt, welches Bedürfnis er gerade hat. Und er merkt, dass dieses Bedürfnis auch ohne große Verzögerung, d.h. prompt befriedigt wird. Einfühlsamkeit (Feinfühligkeit) und Zuverlässigkeit ergeben zusammen für den Säugling das Gefühl der Geborgenheit.
Viele Umzüge stressen einen Säugling und ein Kleinkind. Grundsätzlich liebt jedes Kind die Beständigkeit. Der Aufbruch in den ständigen Wechsel geschieht, wenn überhaupt, erst in der Pubertät. Bis dahin sorgt das Kind in seiner Umgebung selbst dafür, dass es genügend neue Eindrücke bekommt. Das ist ihm Aufregung genug.
Das Schreien des Säuglings signalisiert, dass er sich unwohl fühlt und Angst hat, die Bindung zu verlieren. Das eigentliche Zeichen der unsicheren Bindung ist die bleibende extreme Anhänglichkeit über das 1. Lebensjahr hinaus oder die scheinbare große Unabhängigkeit. Durch jetzt beständige Zuwendung und Zuverlässigkeit lässt die eine verunsicherte Bindung wiederherstellen. Damit sollte man dann sofort beginnen, ein Lebensjahr geht schnell vorüber. Im 2., 3. und 4. Lebensjahr wird es dann imer aufwändiger, eine beschädigte Bindung wieder in Griff zu bekommen. Ausgeschlossn ist das natürlich auch wieder nicht. Aber eigentlich ist diese Zeit ja schon für die Loslösung vorgesehen und die Stabilisation des Selbst. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 22.03.2011