Sehr geehrter Herr Dr. Posth!
Unsere Tochter bekam bisher fast immer jeden realisierbaren Wunsch erfüllt (als Baby übringens gestillt, getragen, nie geferbert o.ä.). Mittlerweile meine ich erkannt zu haben, dass ich meine eigenen Grenzen nicht kenne bzw. sie sehr weit weg liegen. Ich kann nicht nein sagen. Gestern musste sie zwangsläufig weinen, weil sie unbedingt im Auto auf d. Parkplatz stehen wollte, doch meine Mutter hatte eine Verabredung u. musste nach Hause. I.d. Vergangenheit wäre ich stehen geblieben u. hätte sie irgendwann mit Tricks zum Heimfahren bewegt,doch gestern fuhren wir dann mit einem weinenden Kind nach Hause. Sie konnte sich nur sehr schwer beruhigen. Nun ist die Frage, ob solche Situationen dazu führen können, dass sie nun nicht mehr Auto fahren möchte oder ob ich ein einmaliges Geschehen dieser Art überbewerte? Ist das frühkindlicher schädlicher Stress oder notwendig wg. Frustrationstoleranz? (Vater aus berufl. Gründen nicht verfügbar).Danke für Ihre Hilfe Anne!
von
anneka
am 14.03.2011, 08:57
Antwort auf:
War das Erlebnis bei Mädchen 2,5 Jahre alt schädlich oder gut wegen Frustrationsgrenze?
Liebe Anne, das größte Problem ist vermutlich der nicht verfügbare Vater. Dadurch werden die Kinder in ihren Bedürfnissen an die Mutter zurückverwiesen, was ihnen nicht gut tut. Es gibt regressive und aggressive Reaktionen, je nach Charakterveranlagung und Vorgeschichte. Wenn man nun als Mutter dazu neigt, vielleicht als Trost, vielleicht auch, um Problemen zu entgehen, seinem Kind jeden Wunsch von den Augen abliest, kommt es leicht zur Rückbindung (s. gezielter Suchlauf) Dieses Geschehen bessert die Situation nicht gerade, sondern verschlimmert sie sogar. Denn das Kind will ja zur Selbstständigkeit gelangen und fühlt sich nun daran gehindert. Wenn kein Ersatzloslösungsvorbild zur Verfügung steht, lässt sich dieses Problem nur dadurch lösen, dass die Mutter sehr darauf achtgibt, keine Rückbindung vorzunehmen. D.h., dass man dem Kind, wenn nötig, auch einmal etwas zumutet, nicht gezielt und aus prinzipiellen Gründen, sondern dann, wenn es keine andere und bessere Lösung gibt. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 18.03.2011