Guten Tag Herr Dr. Posth,
mein Sohn - 9 Monate - ist ein sehr aufgeweckter, lieber Schatz.
Ich stille ihn sehr gerne und seit er 7 Monate alt ist bekommt er zudem auch noch Gläschennahrung (selber gekocht oder gekauft) und seit er 8 Monate alt ist auch am NM (Obstgläschen oder frisches Obst).
Ich bemerke allerdings, dass er immer wieder nach meiner Brust sucht, auch wenn er offensichtlich keinen Hunger hat. In der Nacht kommt er schon seit langem alle 2,5 Stunden und will (!) dann ausnahmslos meine Brust und schläft dann aber gleich wieder ein.
Seit seiner Geburt schläft er hei mir (uns) im Bett und ich hatte ihn auch den ganzen Tag über im Tragetuch (jetzt mit 9 kg ist er mir dafür langsam zu schwer), dafür trage ich ihn sonst viel umher.
Er sitzt auch selber gerne und oft und beschäftigt sich mit Dingen oder schaut mir bei meinen Beschäftigungen zu.
Nun zu meinen Fragen:
* Wie schaffe ich es, dass er sich getröstet und geborgen fühlt - auch mal ohne Brust (zB in der Nacht)
* müsste ich abstillen um ihm diese Brust-Fixierung zu nehmen, bzw. wann könnte sich dieses Verhalten auch mit Stillen natürlich verändern (ich möchte ihm diese Art von Wärme beim Stillen ja auch gerne geben)
* wann beginnt er auch stärkere Bindungen zu anderen Personen aufzubauen?
Vielen Dank für Ihre Antworten
Freundliche Grüße
BIRGIT
Mitglied inaktiv - 17.08.2004, 10:54
Antwort auf:
Vertrauen
Liebe Birgit, die stärkeren Bindungen zu anderen Personen kommen, wenn keine Ersatzbezugsperson beansprucht wird, erst im 2. Lebensjahr, beginnen mit der Loslösung und dem ("triadischen") väterlichen Vorbild.
Die Frage, wann man aufhört zu stillen, ist weltanschaulich heiß umkämpft (s. Suchlauf: Langzeitstillen). Gewährt es die Mutter, werden Kinder oft 2,3 oder gar 4Jahre darüber, bis sie keine Lust mehr haben, gestillt zu werden. Die Mutterbrust wird dann auch zum ihrem gleichzeitigen Übergangsobjekt (Suchlauf!), was ich für ungünstig halte.
Auch das nächtliche Stillen gehört zum Langzeitstillen und muß dann gewährt werden. Stillen bedeutet ja gleichzeitig auch Nahrung und durch das Insulinsystem im Körper wird mit jedem Stillakt neuer Hunger und neues Stillen provoziert.
Will die Mutter jetzt aufhören zu stillen, gibt es nur den nächtlichen Brustentzug mit Ersatzberuhigung, die dann sehr liebevoll und zuwendungsintensiv sein muß! Notfalls greift man erst einmal zu einem Tee- oder Wasserfläschchen. Der Schnuller als Übergangsobjekt kann jetzt helfen. Nach 2-3 Nächten hört das nächtliche Nahrungsbedürfnis in der Regel auf.
Die Mutter muß nur einen Milchstauverhindern und die Brust fest an den Körper binden und die Nachproduktion zu bremsen.
Durch den 100% Trost durch die Mutter oder auch den Vater verkraftet der Sgl. diesen Akt immer.
Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 20.08.2004
Antwort auf:
Vertrauen
hallo
meine tochter ines ist jetzt 2 und ich habe das gleiche (wie fast alle stillenden) erlebt: es gibt kein ersatz für die brust. die WHO empfiehlt sogar eine 2-jährige stillzeit und mehr (als beikost). ines hat auch alle alternativen abgelehnt. keine sorge, du kannst ihn nicht zu sehr verwöhnen- alle liebe und zuwendung kommt von deinem kind zu dir zurück. meine tochter ist sehr selbstsicher und unabhängig von mir geworden, auch ich finde das familienbett klasse. ines geht sogar oft freiwillig schlafen und ich zwinge sie nie, trotzdem ist eine kernzeit entstanden. lasse dich nicht von partnern oder anderen leuten in deinem umfeld verunsichern- viele haben zum stillen eine ablehnende bis feindliche einstellung. sehr gute tipps gibt auch die biggi beim stillforum und ein gutes buch zum einschlafen, daß auch die seele deines kindes beherzt: schlafen und wachen. alles gute für dein kind und deine familie.
Mitglied inaktiv - 20.08.2004, 17:25
Antwort auf:
Vertrauen
Liebe Birgit,
meine Tochter wird mit drei Jahren gestillt und ist ein sehr unabhängiges und sicheres Kind, das offen auf andere zugeht, sich leicht in neuen Situationen zurechtfindet etc.
Von falscher Bindung (Brustfixierung) kann keine Rede sein.
Warum solltest du jetzt einen Schnuller einführen, wenn das liebevollste Original zur Verfügung steht? Vielleicht für spätere Zahnspangenrechnungen, ein andere Grund fällt mir nicht ein.
Gerade mit 9 Monaten nehmen die Kinder bewusst war, was sie da Gutes bekommen und können sich auch selbst daran erinnern. Es ist also ein Ausdruck für die Reife deines Sohnes, wenn er jetzt weiß, wo er seine Milch bekommt.
Meinen Kindern habe ich im zweiten Lebensjahr erklärt, dass die Nacht Schlafenszeit ist und als sie so weit waren, haben sie es gut akzeptiert. Vorher wurden die Stillabstände nachts größer.
Vielleicht stellst Du deine Frage noch mal bei jemand, der sich mit Stillen auskennt (Biggi im Nachbarforum). Denn so ein Tipp, wie die Brust hochbinden ist ja absolut gefährlich und wird schon lange nicht mehr empfohlen.
Liebe Grüße
und viel Spaß beim Stillen
Leo
Mitglied inaktiv - 21.08.2004, 10:23
Antwort auf:
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liebe birgit,
nur ganz kurz:
brust hochbinden ist kein guter rat!!!
und was die brustfixierung angeht.: mit meiner tochter (2 j gestillt, nie ein schnuller) hatte ich in diesem alter auch etliche sehr anstrengende nächte. aber das durchschlafen kam von selbst, und auch abgestillt hat sie sich selbst. und gerade in diesem alter lernen die kinder ja den unterschied zw. fremd und vertraut. diese schwierige zeit damit zu belasten, gerade dann abzustillen, halte ich für bedenklich.
kuck doch mal rein unter
www.rabeneltern.org
da gibt es viele texte zum thema stillen und auch nette foren!!!
lg astrid
Mitglied inaktiv - 22.08.2004, 09:37