Frage: Verhalten nach KiGa Eingewöhnung

LieberDr.Posth, unser Sohn(4,5J,lange Schreib.,schw.Temp.,hochsens.,TA,forumsgem.erz.,)hatte vor 9 Mon.eine leider unsanfte Eingew. in den Kiga.Hier nicht anders mögl.,Wechsel auch nicht.Erz.mit starren Regeln.Verh.des Sohnes zu Hause zunächst hoch aggressiv u. regressiv.Agressivität verbessert.Aber,sehr bestimmend."Ich will wie ich will".Ausflüge,gekochtes Essen,beim Spielen,etc,soll mögl.alles nach seinem Willen laufen,sonst sträubt er sich mitzugehen,holt sich anderes Essen aus dem KS,will nicht weiterspielen...Im Kiga erst zurückgezogen,jetzt auf drängen der Erz.angepasst.Traut sich nicht,sich zu wehren oder dort Willen durchzusetzten.Weint selten,wenn er sich weh getan hat(Jungs weinen nicht) und findet bei allen Geschichten und im Spiel den Bösen toll.Übertreibt dabei oft mit seiner Kraft,als müsse er sich gegen echte Angriffe wehren,muss gewinnen!Wieviel Bestimmung(ist schon viel)sollten wir ihm überl,wie mit anderem Verh.umgehen?VDank für ihrenRat u ihretolleArbeit!

von papillon74 am 24.06.2013, 08:05



Antwort auf: Verhalten nach KiGa Eingewöhnung

Hallo, das ist natürlich jetzt ein schwierige Entwicklung, an der man sieht, was eine falsche Ablösung in die Fremdbetreuung bei einem Kind auslösen kann. Man sollte viel mehr Fortbildung in den Ki-tas, Ki-gas und Krippen sowieso machen, um zu erklären, wie wichtig für Kind und Familie der richtige Übergang in die Einrichtung ist. Jetzt hat sich das bei Ihrem Sohn zu einer regelrechten Entwicklungskrise ausgewachsen, und man muss acht geben, dass daraus nicht auch noch eine Beziehungsstörung wird. Daher ist es erst einmal wichtig, zu verstehen, was im Kind vorgeht. Das Erlebnis der totalen Entmachtung von ihm selbst und seinen Eltern hat bei ihm eine tiefe Erschütterung seines Urvertrauens hervorgerufen. Im Ki-ga unterwirft er sich dem Anpassungsdruck und reiht sich einigermaßen ein, um zu bestehen, zu Hause kämpft er seine Wut und Ohnmacht aus. Das macht er folgerichtig in einem krassen Wechsel von regressiver Anhänglichkeit und aggressiver Druchsetzungskraft. D.h., er will sich seine Bestimmungsmacht zurückholen und kommandiert die Menschen herum, vor denen er sich -berechtigterweise- am wenigsten fürchten muss, seine Bindungs- und Bezugspersonen. Dabei wird er einen Teil seines inneren Drucks los. weil im Erlebnis der Macht zu Hause er viel Ohnmacht draußen in der Welt kompensiert. Um vor sich selbst bestehen zu können, übernimmt er Macht- und Stärkeparolen aus dem Ki-ga wie "Jungen weinen nicht" oder "Böse sind toll". Denn, was er sich am wenigsten leisten kann ist, schwach zu erscheinen. Davon hat er gerade genug erlebt. Nur in seinen regressiven Momenten kippt er den Kübel einmal aus und spielt das kuschelbedürftige Kleinkind. Wenn er jetzt auch zu Hause erlebt, dass ihm durch Strenge alle Macht gebrochen wird ("konsequentes Grenzen setzen"), dann bricht er vollends zusammen und entwickelt wahrscheinlich eine Bindungssstörung mit aggressiv-oppositionellem Verhalten. Der "Kampf ums Selbst" beginnt. Das ist meine Version und klingt ein bisschen dramatisch. Aber sie beschreibt genau das, was wir Kindertherapeuten heute so viel bei Kindergarten- und Schulkindern sehen. (Was nicht heißt, dass es das früher genauso oft gegeben hat. Aber da wurde es nicht so beschrieben und durch autoritäre Erziehung unterdrückt). Es gibt demzufolge eigentlich nur einen Weg aus der "Falle". Der besteht darin, mit dem Kind ein klares Regelkonzept zu entwickeln, an dem es selbst beteiligt ist. Dabei muss es erleben, dass es auf keinen Fall in allem beschnitten wird, sondern vieles auch ausleben darf. Dass es aber Dinge gibt, die absolut nicht erlaubt sind, und denen er sich auch zu Hause zu beugen hat. Dafür gibt es Anerkennung und Lob. Für das Brechen solcher Regeln gibt es logische Konsequenzen, die er sogar im Vorhinein mit festlegen darf. Dadurch erlebt er noch einmal Stärkung und Bestimmungsmacht zu Hause und nicht weitere Unterdrückung. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 27.06.2013



Antwort auf: Verhalten nach KiGa Eingewöhnung

PS. noch einmal danke für Ihr Lob.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 27.06.2013



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