Hallo Dr. Posth,
können Sie mir erklären warum unser Sohn (1,5 J.) bei uns eher widerständig ist, bockt und (evtl.?) schon trotzt, wenn er allerdings bei meinen Eltern ist, ist er ganz lieb und schreit nicht. Wenn wir dann dort sind, greift er viel auf uns zurück, will sich alles von uns machen lassen, ist er ohne uns dort, ist alles kein Problem.
LL schon gut in Gang, Papa sehr engagiert und lieb. Als Baby nie schreien lassen, sehr liebevoller Umgang. Teilweise noch Familienbett. Er geht seit Februar (arbeitsbedingt) in die Kinderkrippe, dort ist er ebenfalls sehr lieb, aufgeschlossen und immer guter Laune, geht gerne hin. Zumindest macht es den Anschein :) dort ist er auch deutlich weniger bockig, warum kreischt er denn bei uns nur so und will alles durchbringen, oft helfen keine Anlenkungsmanöver?! Wir verstehen das nicht so.
Danke für Ihre tolle Arbeit hier, lese jede Woche die Fragen und Antworten. Weiter so :) und liebe Grüße Julia und Sohn Marius
Mitglied inaktiv - 12.07.2010, 12:47
Antwort auf:
Verhalten 1,5 Jähriger
Liebe Julia, buchstäblich alle Konflikte werden von Kinder am liebsten zu Hause mit den Eltern ausgetragen. Die Auseinandersetzung mit Fremden ist ihnen zu gefährlich. Nun sind Großeltern keine Fremden, aber immerhin repräsentieren sie das Leben außerhalb der unmittelbaren Familie in einem anders gearteten Umfeld. Dazu kommt, dass das Anpassungsziel des Kindes immer das soziale Bestehen in der größeren Gemeinschaft ist. Eingeübt wird dieses Bestehen aber zu Hause im geschützen Raum. Eltern sind also der natürliche Prellbock für alle Frustrationen und Kümmernisse. Aber sie sind auch der wichtigste Zufluchtsort für jedes Misslingen der sozialen Anpassung. Dieses Urvertrauen behalten die Eltern solange keine frühe Bindungsstörung auftritt.
So paradox es vielleicht klingt, aber die Tatsache, dass ein Kind zu Hause bei seinen Eltern Widerspenstigkeit zeigt und trotzt, ist ein Beweis für die Intaktheit der Eltern-Kind-Beziehung. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 16.07.2010