Hallo,
meine Tochter ist 6 Monate alt.
Sie mochte schon immer gerne getragen werden. Mittlerweile möchte sie dies aber den ganzen Tag.
Sobald wir sie auf Krabbeldecke, zu uns aufs Sofa o.ä. legen fängt sie an zu quengeln.
Ich arbeite als Erzieherin und weiß um die Wichtigkeit der Nähe aufgrund der Bindungsforschung aber dies grenzt momentan an unsere Leistungen ( wenn mein Mann zu Hause ist wechseln wir uns ab, bin ich aber alleine ist das schon schwieriger).
Tragetuch/sitz mag sie nicht.
Zudem kommt, daß meine Tochter dann auch wircklich herumlaufen möchte, also mit ihr auf dem Arm hinsetzten ist nicht.
Sie macht sich dann steif ( und wir, schon so konditioniert, stehen sofort wieder auf ) und fängt an zu quengeln.
Nun meine Frage : Hat sie nicht schon gelernt, wie viele andere Abläufe/ Zusammenhänge auch, daß wir sofort aufstehen und herumgehen, wenn sie anfängt zu quengeln ?
In wie weit ist es möglich, nicht nonstop auf ihren Wunsch zu reagieren ? Bitte um Rat !
Mitglied inaktiv - 16.03.2009, 08:39
Antwort auf:
Tragen
Hallo, zunächst einmal sollten Sie bedenken, dass die eigentliche Tragephase des Säuglings mit 7-8 Monaten endet. Denn dann entwickelt der Säugling ein neues Bedürfnis, dasjenige, auf den Boden zu kommen, um zu robben, zu krabbeln und schließlich zu gehen und zu laufen. Das heißt natürlich nicht, dass er sich nicht immer wieder auch auf den elterlichen Arm zurückflüchtet um Schutz und Geborgenheit zu spüren. Aber die größte Anstrengung ist dann vorüber. Selbstverständlich ist der Säugling konditioniert, wenn er anfangt zu quenglen, weil man ihn ablegt, und er sich wünscht, wieder auf den Arm genommen zu werden. Solche Konditionierungen sind Vorläufer des Lernen und steuern die Gewohnheiten. Die sind aber nötig, weil der Säugling eben noch nicht richtig lernen kann.So kann er auch nicht verstehen, warum ihm die gunst getragen zu werden ausgeschlagen wird. Wir Erwachsenen übrigens nehmen den Säugling auf den Arm weil wir gelernt haben!, dass das sein Bedürfnis ist und unsere Reaktion für ihn gut ist. Den vorübergehenden Frust?, immer ein Kind auf dem Arm zu haben, können wir kraft unseres Verstandes regulieren, um nicht zu sagen verschmerzen. Mein Rat, halten Sie "die letzten Wochen" noch durch. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 17.03.2009