SgHDr Posth, ist es normal, dass sich unser Sohn (21M) kaum 1 Min. allein beschäftigen kann bzw. dass er es nicht zulässt, dass ich mich kurz mit etwas anderem als mit ihm beschäftige. Er zerrt mich vom Frühstück weg, noch bevor ich zu Ende essen kann, geschweige denn, dass ich den Tisch abräumen darf. Dann spiele ich mit ihm, sobald ich aber duschen will, geht das Geschrei los. Wenn ich das geschafft habe, darf ich mir die Haare nicht fönen, beim Zähneputzen will er auf den Arm, beim Anziehen will er nicht, dass ich was anziehe bzw. will meine Kleidung haben usw. Kochen geht gar nicht, evtl. ein paar Min wenn er mit auf der Anrichte sitzt. Ist das noch die Wiederannäherungskrise oder haben wir ihm zu viel Aufmerksamkeit gegeben, so dass er es nicht gelernt hat, mal kurz ohne meine direkte Aufm. auszukommen? Wird das mit zunehmendem Alter besser oder müssen wir uns durchsetzen? Bisher haben wir ihm meist zugestanden, was er wollte, aber ich bin nicht sicher, ob es sich so bessern kann?
Mitglied inaktiv - 16.08.2010, 08:53
Antwort auf:
sich allein beschäftigen/Anhänglichkeit
Stichwort: Machtbedürfnisse bei Kindern
Hallo, die Wiederannährungskrise würde sich nicht so sehr im aktiven Belagern der Mutter bemerkbar machen, als vielmehr in ängstlicher Anhänglichkeit, wenn eine andere Person zu intensiv auf das Kind einwirkt. Was Ihr Sohn zeigt, ist ein starkes Fordern seiner Hauptbezugsperson zu seinen Gunsten, was einem gewissen Machtspiel gleichkommt. Er möchte über sie verfügen können, wie es gerade seinem Willen beliebt. Da er vom Alter her noch nicht zur echten Empathie befähigt ist, können Sie sich seiner Ansprüche nur erwehren.
Zwar braucht ein Kind in diesem Alter Bestimmungsmacht, um sein Selbst zu stärken, aber diese Bestimmungsmacht muss auf sich selbst beschränkt bleiben (s. Thema Trotz). Bestimmungsmacht über seine Bezugsperson darf ein Kind nur ausnahmsweise erlangen, wenn die Bezugsperon sich ausdrücklich dafür bereit erklärt.
Andernfalls droht ein Ausufern der kindlichen Machtansprüche, das bei gleichzeitiger ständiger positiver Attribution (s. gezielter Suchlauf) leicht zu einem grandiosen Selbst (Selbstüberschätzung usw.) führt. Aus diesem Grunde ist es wichtig, dass Sie die Kraft besitzen, Ihren Sohn freundlich aber bestimmt zurecht zu weisen. Das darf nicht böse oder aggressiv geschehen, nur eben bestimmt und konsequent auch auf die Gefahr hin, dass Ihr Sohn erst einmal protestiert. Viele Grüße.
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 18.08.2010