Hallo Herr Dr. Posth,
mein Sohn ist 4,5 Monate alt und tagsüber immer sehr unruhig und quengelig oder weint. Wir waren mit ihm kürzlich in der Schreiambulanz, wo heraus kam, dass er dazu neigt seiner Umgebung gegenüber sehr aufmerksam zu sein, sich damit oft überfordert und dann völlig übermüdet ist. Er schläft tatsächlich tagsüber sehr wenig, einfach weil ich ihn nicht dazu bringen kann. Tragetuch ging früher, will er aber nicht mehr. Wir haben jetzt sein Bettchen auf Rollen gesetzt und ich versuche ihn mit Hin-und Herfahren und Schlafliedern sanft zu beruhigen bis er eingeschlafen ist. Trotzdem weint er oft ca. 5 Minuten lang wenn ich ihn ins Bett bringe, schläft dann für ca. 45 Minuten ein und wacht erneut weinend auf. Erst wenn er tatsächlich mal 1,5 bis 2 h schläft, ist er danach gut gelaunt und lacht mich wieder an.
Im gleichen Bettchen schläft er abends problemlos und ganz alleine ein und schläft dann 8-9h durch. Wie kann ich diesen stressigen Kampf tagsüber vermeiden?
Mitglied inaktiv - 19.10.2009, 09:34
Antwort auf:
Schlafen tagsüber
Stichwort Säuglingschreien / Schreibaby
Hallo, die Vorstellung einer Überreiztheit des kleinen Säuglings als Grund für seine Schreien kommt mir immer wie eine Hilfskonstruktion vor für etwas, was sich rational nicht so einfach erklären lässt. Von Natur aus ist der kleine Säugling ja für eine Reizaufnahme geradezu vorgesehen, damit seine Lernprozesse langsam in Gang kommt. Dabei lernt der Säugling zunächst mehr auf der Basis von Wahrnehmung als auf der Basis von Verständnis und Erkenntnis. Wenn man als Eltern dann aber die Reizzufuhr herunterfährt und sich mit ihm in einen abgedunkelten Raum zurückzieht, müsste der Säugling schnell zur Ruhe gelangen. Auch Schreien die Säuglinge ja nicht am Ende einer lagen Präsentation von Gegenständen oder Interaktionen, sondern typischerweise ganz unvermittelt und immer dann, wenn die Bezugsperson nicht gleich anwesend ist.
Versuchen Sie doch andere Tragemethoden als das Tragetuch (z.B. Tragesäckchen), wie ist es mit Spazierengehen und Kinderwagen. Hilft Musik zu Beruhigung. Ist Ihr Sohn überhaupt ausreichend satt? Stimmt der Ernährungsplan? Sie können mir ja noch einmal schreiben. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 21.10.2009