Frage: Rechtsanspruch Krippenplatz, Folgen

Hallo Dr. Posth, da es ja nun bald einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für (ab) Einjährige geben soll/wird, würde mich Ihre Meinung hierzu interessieren, d.h. wie Sie dies einschätzen, wie so kleine Kinder so frühe Fremdbetreuung verkraften (klar gibt es da auch individuelle Unterschiede, aber davon mal abgesehen)? Ich habe den Eindruck, dass man die Kinder (deren Situation) an die Gesellschaft und Wirtschaft anpasst, aber dass dies nicht unbedingt zum Vorteil dieser Kinder geschieht. Habe darüber auch mit einer Dame vom Jugendamt gesprochen, die, ebenso wie zwei Kindergarten und -krippenleiterinnen der Meinung sind, dass eine so frühe Fremdbetreuung (also oft ja täglich mehrere Stunden - aufgrund berufstätiger Eltern oder alleinerziehender ganztags arbeitender Mütter) den Kindern nicht schade. Sehe das selbst anders. Habe auch zwei Kinder, bin alleinerziehend. Aber in anderen europäischen Ländern werden die Kinder auch sehr früh fremdbetreut... Was halten Sie also davon?

Mitglied inaktiv - 19.03.2007, 10:20



Antwort auf: Rechtsanspruch Krippenplatz, Folgen

Stichwort: frühe Fremdbetreuung Hallo, Sie stellen mir da eine Frage, die derzeit in Deutschland politisch sehr hoch gehängt wird. Übrigens wie noch nie zuvor! Bisher fristete das Thema Großziehen der Kinder und ganz besonders das, wie gehe ich mit den Säuglingen und Kleinkindern um, ein stiefkindliches! Dasein in unserer Gesellschaft. Was frappierend ist, ist die Tatsache, daß auf einmal, wie auf ein Kommando, zahllose Fachfrauen und Fachmänner in den Ring steigen und gefragt und ungefragt ihre Kommentare in die Welt hinausposaunen. "Feministinnen" wissen auf einmal, was gut für Säuglinge ist, und Kirchenvertreter geben heiße Tipps für die Frühbetreuung. Hoch angesehene Journalistinnen verheddern sich im Gestrüpp der Fachausdrücke und die Familienministerin verbreitet Weisheiten über die Entwicklungspsychologie ohne ein einziges Mal hierfür die Schulbank gedrückt zu haben. Aber Spaß beiseite. Die Gesellschaftspolitik hat ein Problem. Sie kollidiert mit dem Fachwissen. Das aber spricht eine andere Sprache und die paßt schlecht in die gewünschte Landschaft. Die Bindungstheorie und alle fachlichen Erfahrungen mit Säuglingen und Kleinkindern (und glauben Sie mir, ich spreche von Tausenden) sprechen dafür, daß eine Frühbetreuung nach dem 1. Geburstag nur dann psychisch schadlos funktioniert, wenn sie an ganz harte Kriterien gebunden ist. Die aber sind -wenigstens bisher- in Deutschland nicht zu bieten. Daß und ob das in Skandinavien oder Holland geleistet wird, steht hier nicht zur Debatte. Allzu schnell vergleichen wir Äpfel mit Birnen. Die "kleinen" Länder haben uns an praktischem Wissen und an fachlicher Ausbildung einiges voraus. In Frankreich habe ich immer den Eindruck schaut niemand so genau hin, wie gut das eigentlich funktioniert und ob die Kleinkinder wirklich zufriedenstellnd versorgt sind. Wie in jedem schlechten System gibt es natürlich immer gute Beispiele, wenn der einzelne Repräsentant ein kenntnisreicher und engagierter Mensch ist. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 21.03.2007



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