Hallo Dr. Posth,
meine Tochter, zweieinhalb, ist sprachlich und geistig sehr weit. D.h. sie spricht wie ein Erwachsener, malt Gegenstände und Menschen und stellt jede Mengen Fragen über Gott und die Welt. Sie macht sich auch immer Gedanken über alles mögliche. Kann es daher kommen, dass sie alles perfekt machen möchte? Sie macht Sachen erst, wenn sie der Meinung ist, dass sie sie kann. Wenn man ihr sagt, dass sie etwas toll gemacht hat, dann sagt sie, dass es nicht gut wäre. Ich lobe sie schon immer und versuche, sie zum Probieren zu ermuntern. Was kann ich noch machen?
Noch eine Frage in eigener Sache. Ich verbrachte die ersten Monate bei meiner Oma und war nur am Wochenende bei meinen Eltern. Können dadurch später Verlustängste resultieren? Oder auch das Gefühl, sich Zuneigung "erkaufen" zu müssen? Nicht mit Geld, sondern durch besonders liebes Verhalten.
Vielen Dank!
Liebe Grüße
Tina
Mitglied inaktiv - 21.04.2008, 09:52
Antwort auf:
Perfektionismus und Verlustängste
Liebe Tina, wahrscheinlich ist es umgekehrt, dass nämlich die vorauseilende Entwicklung bei Ihrer Tochter den hohen Anspruch an sich selbst erzeugt. Dadurch sind Sie natürlich nicht in der Lage, Ihrer Tochter den Druck zu nehmen. Sie können nur vermeiden, dass nicht Sie oder Andere diesen "Ehrgeiz" Ihrer Tochter noch anstacheln. Sie dürfen auch immer darauf beharren, dass Sie die Erzeugnisse Ihrer Tochter gut finden, auch wenn sie selbst ihnen kritisch gegenübersteht.
Wenn Sie früher unter der wöchentlichen Trennung von Ihren Eltern gelitten haben und bei den Großeltern keine zuverlässigen Ersatzbezugspersonen gefunden haben, kann diese Vorgeschichte durchaus Folgen auf Ihr jetziges Verhalten haben. Auch in der Weise, wie Sie es von sich selbst beschreiben. In Bezug auf Ihre Tochter sollte das allerdings absolut relativiert bleiben. Zunächst einmal braucht ein Kind seine Mutter und erst dann die Mutter auch ihr Kind. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 23.04.2008