Frage: Nochmal Untergewicht und Entwicklung

Hallo Herr Dr. Posth, bei 77cm wiegt meine Tochter mit 14 Monaten 8,5kg - was für ihr Alter eine normale Länge ist, aber das Gewicht ist dann nur auf der 3%-Perzentile. Jede Mahlzeit ist bei uns wirklich ein Kampf: Mein sonst fröhliches Kind fängt an zu weinen, füttere ich sie trotzdem, erbricht sie das Essen häufig wieder, weil sie so weint - auch mich macht das total fertig. Organisch scheint ihr nichts zu fehlen, 2 Kinderärzte fanden nichts und sie ist motorisch und sensorisch sehr aufgeweckt und immer fröhlich (bis auf o.g. Ausnahme) Inzwischen ist jeder Morgen schon traumatisch für mich - isst sie oder ist schon nach dem ersten Löffel Schluss? Ich möchte auch nicht in diesem Alter den Grundstein für Entwicklungsstörungen legen - wie verhält man sich bei solchen Verweigerern - Essen hinstellen und ggf. unangerührt wieder abräumen, Druck ausüben? Wie kann sich bei ihr ein normales Ess-Verhalten entwickeln - ich habe noch nie erlebt, dass sie von selbst Essen fordert!! Wir schaffen die in der Literatur angegebenen 1000 kcal pro Tag bei weitem nicht.. Außerdem verweigert sie sämtliche Arten von "finger food", lediglich Gemüsebreie und Milchbreie fein püriert haben überhaupt eine Chance. Wäre für Tipps dankbar! Maria

Mitglied inaktiv - 09.09.2002, 20:47



Antwort auf: Nochmal Untergewicht und Entwicklung

Liebe Maria, zunächst ist die 3. Perzentile noch im Normbereich, auch wenn sich das Längenmaß auf oder über der 50. Perzentile bewegt. Der Appetit wird im Gehirn gemacht und zwar im seitlichen Hypothalamus. Eigentlich kann niemand etwas dafür, daß er Appetit hat oder nicht. Normalerweise entsteht Appetit dann, wenn Unterzuckerung und andere Faktoren im Blut die "Rezeptoren" im Hypothalamus reizen und Appetit verursachen. Das wird jedoch durch Angst und Stress mittels Botenstoffen im Gehirn momentan unterdrückt, bzw. gehemmt. (Allerdings unterdrückt auch ein anderes Hormonsystem aus dem Körper das Hungergefühl, nämlich das Leptin aus dem Fettgewebe). Wie dem auch sei - sprechen die Rezeptoren im Hypothalamus nicht richtig an, kommt kein richtiger Appetit zustande, die Kinder vergessen schlicht, daß sie essen müssen. Das hat praktischen Konsequenzen. Die erste, man muß als Eltern dafür sorgen, daß die Kinder regelmäßig zu essen bekommen, das regelt sich nämlich nicht von alleine. Haben die Kinder allerdings normalen Appetit, ist es egal, wann und wieviel sie essen. Das gleicht sich immer wieder aus (Studie aus Kanada, etc.). Die zweite Konsequenz: Kinder zum Essen zu zwingen, ist völlig zwecklos. Es bewirkt das Gegenteil von dem, was man erreichen will. Der Angststress, den man erzeugt, nimmt auch den letzten Rest vom Appetit. Dann ist am Essen wirklich nichts mehr lustvoll. Also hilft nur Lust am Essen zu erzeugen. Das heißt auch, daß man flexibel ist in dem, wie man das Essen präsentiert. Z.B. essen viele Kinder lieber die Mittagsmahlzeit am Nachmittag kalt, als zur geregelten Essenszeit warm. Auch die Esstechnik spielt eine Rolle. Z.B. Teller mit Bilder am Boden oder lustiges Besteck. Das Spiel: Ein Löffelchen für....oder Jeder Löffel ist ein Auto, das in die Garage will, u.s.w. Wichtig ist auch, daß ein Kind nicht all zu viel vor dem Essen trinkt oder nicht dauernd Süßigkeiten zwischendurch. Die Liste der Appetitkiller ist lang! Das Einführen stark zu kauender Nahrung sollte auch in schwierigen Fällen mit Nachsicht erfolgen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.09.2002



Antwort auf: Nochmal Untergewicht und Entwicklung

ich habe mit meiner Maus (16 Monate)auch mit dem Essen zu kämpfen. Vom Fingerfood nimmt sie nur 3 Happen und dann folgt nur noch Gematsche, Gespiele und Gemaule. Ich habe alles Kämpfen aufgegeben, allerdings wiegt sie ja auch 10 kg, so dass ich mir nicht Deine Sorgen machen muß. Johanna will keine festen Sachen, was sie aber gut nimmt, ist Milch (gottseidank jetzt Kuhmilch) aus der Flasche. Zu jeder Tageszeit und seien es auch nur 100 ml. Wenn es nach ihr ginge, gäbe es nur die Flasche. Jetzt lasse ich sie am Abendbrotstisch "mitessen" und hinterher kann sie soviel Milch trinken, wie sie will. Ich glaube, sie hat noch einen stark ausgeprägten Saugzwang, denn sie nuckelt auch leider noch sehr viel an den Fingern, obwohl sie sonst ein strahlendes glückliches Kind ist. Lange Rede, kurzer Sinn, vielleicht versuchst Du mal Milch und Gemüsebrei aus der Flasche? Oder biete mal was scharf Gewürztes an, das nimmt meine Maus dann gerne (saure Gurken, Scheibe Salami...), vielleicht ist es ihr zu fade? Mit meinem Sohn (jetzt 3,5 Jahre) hatte ich die gleichen Kämpfe, aber so um den 2. Geburtstag hat sich das gegeben. Ich wünsche Dir viel Geduld! Jana&Zwerge

Mitglied inaktiv - 11.09.2002, 11:01



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