Frage:
Nachbarn hauen die Kinder
Hallo Dr. Post,
ich möchte anonym bleiben, weil ich eine heikle Frage stelle.
Seit einem Monat wohne ich in einer neuen Wohnung und muss leider feststellen, dass um mich herum viele Kinder gehauen werden . NICHT geschlagen (zumind4est nicht in der Öffentlichkeit) Es wird unglaublich viel wegen Nichtigkeiten geschimpft und Klapse auf die Hände oder den Po sind fast an der Tagesordnung. Hier wohnen viele Famnilien mit Kindern und ich bin wiklich entsetzt. Ich kann mich doch nicht mit der gesamten Nachbarschaft anlegen und mich überall einmischen. Auf der anderen Seite beobachte ich bei den gleichen Eltern aber auch ein sehr liebevolles Verhältnis mit den Kindern.
Ich bin etwas verwirrt und verunsicherzt.
Hat jemand einen Rat, wie ich mich verhalten soll?
Danke
Mitglied inaktiv - 22.05.2003, 12:11
Antwort auf:
Nachbarn hauen die Kinder
Hallo, die Schwierigkeit, sich in fremde Erziehungsmethoden einzumischen, kennt ja jeder. Die Familie als kleinste soziale Gemeinschaft ist unbedingt schützenswert. Wohin das aber manchmal führt, ist erschreckend. Soviel Zivilcourage sollte schon aufkommen, wenn man direkte Gewalt Kindern gegenüber erlebt oder indirekt davon erfährt. U.U. ist es geschickt, sich erst einmal mit anderen Müttern, die so ähnlich denken wie man selbst, zusammenzutun. Aber die Entscheidung, ab wann man sich "einmischt", muß natürlich jedem selbst überlassen bleiben. Dabei ist erwähnenswert, daß allzu offenkundiges "Wegsehen" neuerdings strafbar ist. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 24.05.2003
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Nachbarn hauen die Kinder
das kenn ich. und ein unrechtsbewusstsein haben die eltern in der regel nicht dabei - da gehört das eben dazu zu den ganz normalen erziehungsmethoden. ich mische mich auch nicht ein, da die kinder nicht wirklich geschlagen werden und, wie du auch sagst, in der regel sehr fürsorglich und liebevoll behandelt werden
na ja, wer ohne schuld ist...ich werde mit meinen kindern auch oft mal ungeduldig oder schreie sie an, was pädagogisch nicht sehr wertvoll ist....
Mitglied inaktiv - 22.05.2003, 15:45
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Nachbarn hauen die Kinder
Hallo!
Ich gebe like Recht. Ich selbst gehöre auch eher zu den ab und zu mal schreienden, weil ungeduldigen, Eltern, habe aber auch schon geklapst.
Wenn der Umgang allgemein liebevoll ist, finde ich es zwar nicht toll, Kinder bei Kleinigkeiten zu klapsen, aber als Erziehungskatastrophe würde ich das sicher auch nicht hochstilisieren.
Vielleicht kannst Du ja, wenn Du den einen oder anderen etwas näher kennengelernt hast, das Thema anschneiden und sagen, dass Dir das unangenehm aufgefallen ist und Du das anders handhabst. Dann klingt es nämlich nicht so sehr nach erhobenem Zeigefinger und weckt vielleicht eher Interesse als Ablehnung...
In manchen Situationen kann man aber auch zum aktuellen Anlass ein Statement abgeben - das dann allerdings lieber, wenn das betreffende Kind nicht mehr in Hörweite ist. Habe ich auch schon gemacht. Aber das ist natürlich wirksamer, wenn man die Leute vorher schon etwas besser kennt.
Liebe Grüße
Nicole
Mitglied inaktiv - 22.05.2003, 16:21
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Nachbarn hauen die Kinder
Ich kann dich voll verstehen. Man sollte sich überlegen, ob die Eltern nicht eine andere Möglichkeit sehen, ihren Kindern zu erklären was falsch oder richtig ist. Und dann die ständigen Entschuldigungen der Eltern"Mir hat es auch nicht geschadet einen Klapps auf den Po bekommen zu haben". Aber wo fängt das an und wo hört es auf.. Nur aus Bequemlichkeit zu schlagen ist so was Feige, sehe ich auch als " der Konfrontation aus dem Weg gehen". Schämen sollten sich die Eltern
Mitglied inaktiv - 23.05.2003, 15:02
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Nachbarn hauen die Kinder
Ein Klaps ist und bleibt verboten. das ist gesetz und da sage ich auch immer was. manchmal kommt ein "ja aber das Kind hat doch vorher..." Und dann wiederhole ich, dass es verboten ist. Das ist leider nicht so kontruktiv, wie ich es mir wünsche, aber zusehen möchte ich nicht.
Mit hochstilisieren hat das gar nichts zu tun. Auch ein leichter klaps ist ein Klaps.
Allerdings wohne ich auch in einer Großstadt und um mich rum sind keine Kinder, es sind also fremde, denen ich sowas sage, da ist es sehr viel leichter.
Schön wäre, wenn es im Kiez zu dem Thema Beratung, Abenvorträge gäbe, denn die entsprechenden Eltern sind bestimmt auch hilfos, dass sie immer hauen.
Warum man allerdings das Unrecht nicht in gegenwart de betroffenen Kindes ansprechen soll, verstehe ich überhaupt nicht. gerade für das kind ist es doch wichtig, zu wissen, dass das nicht OK ist.
Ist mir nicht klar.
Vielleicht würde ich mir eine Geschichte ausdenken, von freundin xy, die manchmal ihr kind geklapst hat, die gar nicht wusste, dass das verboten ist, und die da nicht rauskam aus dem teufelskreis. und wie sie sich jetzt informiert udn hilfe bekommen hat.
keine ahnugn. irgendsowas.
Bei meiner großmutter hat es auch geholfen, dass ich einfach erzählt hab, dass das ja jetzt verboten ist und wie das funktioniert etc. da war ihr dann auch klar, dass es bei uns keine klapse gibt.
LG leo
Mitglied inaktiv - 23.05.2003, 22:14
Antwort auf:
Nachbarn hauen die Kinder
Hallo!!!
Dass Klapsen wie Erziehungsgewalt allgemein gesetzlich verboten ist und natürlich kein Erziehungsideal darstellt, ist mir ebenso klar wie Dir. Ebenso unsinnig finde ich (obwohl's mir, wie gesagt, selbst schon passiert ist) Äußerungen wie "Ein kleiner Klaps hat noch keinem geschadet". Deshalb wäre ich auch, wie Anonym, irritiert, wenn ich in eine Ecke zöge, in der die Leute wegen scheinbarer Nichtigkeiten systematisch Klapse verteilen. Deshalb habe ich ihr ja auch nicht geraten, einfach den Mund zu halten, sondern es überlegt anzufangen.
Die Erfahrung zeigt nämlich, dass die Holzhammermethode (wie Du selbst ja schon gemerkt hast) wenig konstruktiv ist. Ich finde es ehrlich gesagt seltsam, dass hier (gerade in diesem Forum) größtes Fingerspitzengefühl im Umgang mit Kindern propagiert wird, den zugehörigen Eltern aber knallhart eingeschenkt werden darf, ohne Rücksicht auf Verluste. Der Ton, den manche in ihren Postings gegenüber anderen anschlagen, spricht allerdings ganz und gar nicht für die hier allenthalben gepredigte Gewaltlosigkeit, sondern zeigt immer wieder sehr viele (mehr oder weniger) unterschwellige Aggressionen.
Ich finde, in diesem Fall geht es nicht um eine Bloßstellung der Eltern mit dem erhobenen Zeigefinger ("Ihr schlagt euer Kind, das ist aber verboten"), sondern darum, an ihre Einsichtsfähigkeit zu appellieren. Deshalb plädiere ich auch dafür, nicht im Beisein des Kindes einzugreifen. Sich für ihr Verhalten zu entschuldigen und zuzugeben, dass es Unrecht war, ist allein Sache des betreffenden Elternteils.
Das ist meine Meinung - auch wenn die wahrscheinlich wieder für Kontroversen sorgen wird.
Ach ja: Mit "Hochstilisieren" meine ich die mittlerweile weit verbreitete Praxis, jede Form von Wutreaktion seitens der Eltern auf ein Fehlverhalten ihrer Kinder mit Misshandlung gleichzusetzen. Diesen Trend beobachte ich nämlich in meinem Umfeld auch, und ich habe nicht das Gefühl, dass es den betreffenden Kindern gut tut, wenn Grenzen für sie immer nur als betroffenheitspsychologisches: "Du, was du da tust, macht mich jetzt aber richtig traurig, weißt du?" erfahrbar werden.
Nachdenkliche Grüße
Nicole
Mitglied inaktiv - 24.05.2003, 16:36