Hallo Dr. Posth,
mein Mann und ich arbeiten beide Vollzeit im Schichtdienst, immer entgegengesetzt, um die ganze Betreuung der Tochter, knapp 2,5 selbst zu übernehmen. Tochter ist altersgemäß entwickelt, temperamentvoll und trotzig, aber ganz normal in dem Alter. In der letzten Zeit bin ich oft genervt, überbelastet und regiere sehr häufig mit Schreien und Schimpfen. Ich will das nicht und weiß nicht, an wen ich mich wenden kann. Ich schäme mich so sehr und weiß nicht, bei wem ich mir Hilfe holen kann. Zu meinem Hausarzt habe ich zwar Vertrauen, aber ich schäme mich wirklich sehr. Meine Eltern raten immer zu Schlägen der Tochter, aber da bin absolut dagegen und will "so nicht enden". Ich hoffe, Sie verstehen was ich meine.
Was kann ich tun?
Herzlichen Dank für Ihre tolle Arbeit hier!
von
-kili-81
am 13.08.2012, 08:14
Antwort auf:
Meine Nerven...
Hallo, zunächst gebührt Ihnen als Eltern ein großes Lob, dass Sie sich so in die Arbeit einteilen, dass immer einer beim Kind bleiben kann. Das sollten sie anderen erst einmal anerkennen, bevor sie schlaue Tipps geben. Mit Schlägen aber zerstört man das Selbstwertgefühl eines Kindes und vermindert das Selbstvertrauen in hohem Maße. Außerdem lernt das Kind, Schläge zu ertragen, um die Kindheit zu überstehen, wendet aber später nichts anderes in der Erziehung wieder an als Gewalt und Schläge. Möglicherweise ist es Ihnen ähnlich ergangen und jetzt sind Sie so stark und einsichtig, dass sie die Kette der Wiederholung durchbrechen wollen. Ihre Tochter wird es Ihnen mit ihrer lebenslang anhaltenden Liebe lohnen.
Zur erzieherischen Vorgehen beim Trotz gibt es abgesehen von der gezielten Vermeidung den Trotz auslösender Situationen z.B. auch durch geschickte Ablenkung drei Maßnamen. Erstens das Drohen mit seiner Mimik, zweitens das Schimpfen, das gemäßigt bleiben muss, und drittens die kurze Trennung vom Kind, entweder dass das Kind vorübergehend in seine Zimmer geht oder, wenn es sich weigert, man selbst demonstrativ in ein anderes Zimmer geht. In meinem gezielten Suchlauf finden Sie unter Trotz ganz viele Antworten, die Ihnen auch nützen können. Viele Grüße und danke für Ihr Lob
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 15.08.2012