Frage: Langzeitstillen- allgemeine Frage

Hallo, Ich lese sehr gern in Ihrem Forum. Zm Thema LZS habe aber eine generelle Frage. Sie sind als Entwicklungspsychologe, wenn ich es richtig verstehe, der Ansicht,dass LZS-Kinder (eher) von Loslösungsprobl betroffen sind,da durch die Mutterbrust die primäre Bindung aufrecht erhalten wird. Dieses Argument versteh ich. Aber, wenn ich Untersuchungen über "Naturvölker" lese, dann fällt mir auf, dass dort Kinder idR bis zum 3./4.Geburtstag gestillt werden, u sei es nur nachts. Ich unterstelle jetzt einmal diesem Stillverhalten, dass es der menschlichen Natur gemäß ist. Selbst die WHO empfiehlt LSZ. Ein Kind ist von sich aus bestrebt sich weiter zu entwickeln, da wäre es doch ratsamer,wenn die Natur es so eingerichtet hätte, dass Kinder sich mit spätestens 1Jahr völlig alleine und problemlos abstillen, weil sie sich sonst nur selbst im Wege stehen. Was für ein Dilemma für Mütter und Kinder. Oder? An dieser Stelle komm ich nie weiter. Hab ich was übersehen? Hochachtungsvolle Grüße

Mitglied inaktiv - 09.03.2009, 10:17



Antwort auf: Langzeitstillen- allgemeine Frage

Stichwort: Langzeitstillen Hallo, das Problem bei den Untersuchungen der Naturvölker ist, dass wir "Zivilisierten" deren Lebenzusammenhänge schlecht verstehen (s. z.B. Magret Mead). Die WHO richtet sich in ihren Empfehlungen sicher nicht nach psychologischen Gesichtpunkten, sondern hauptsächlich nach ökonomischen und allgemein sozialen. Mir ist auch noch keine Studie genannt worden, die den von Ihnen berchtigterweise ansprochenen Zusammenhang von Langzeitstillen und Loslösung untersucht hätte. Das mag auch damit zusammenhängen, dass das Loslösungsparadigma selbst in der Bindungstheorie noch weitgehend neu ist, zumindest in der Weise, wie ich es darstelle. Wie sollte da ein gezielte Untersuchung möglich sein? Nun mögen Sie einwenden, falsch kann das Langzeitstillen jedenfalls nicht sein, denn diese Völker leben in größerem Glück und Frieden als wir in unseren Industrienationen. Da hätte ich dann Einwände. Vielleicht die Indianer im Amazonas einmal ausgenommen, über deren Lebensweise aber nur in einigen ethologischen Beschreibungen etwas bekannt geworden ist (seinerzeit J. Liedloff vielleicht ausgenommen), findet man doch in den afrikanischen Völker und auch in den asiatischen ein enorm großes Potential an Aggression untereinander. Ich will nicht behaupten, dass das eine mit dem anderen ursächlich etwas zu tun hättte, ich will nur sagen, dass unsere Vorstellung von einem Lebensidylls dieser Völker mit Sicherheit unhaltbar ist. Tatsächlich stillen sich die meisten Kinder in der zweiten Hälfte des 1. Lebensjahres von allein ab oder mit sanftem Nachdruck durch die Mutter. Zahnstatus und Verdauungsfunktion des Menschen sprechen dafür, dass das im Sinne der Natur ist. Aber nicht alles funktioniert von alleine und regelt sich auf natürliche Weise, sonst hätten die Psychologen ja nichts zu tun. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 13.03.2009



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