Hallo Hr.Dr.Posth,
ich habe eine Frage bez. des Kinderkrippenbesuchs meiner Tochter (fast 2). Sie geht seit ihrem 8.Lebensmonat in die Krippe, erst für 2 Stunden, dann für 6-7 Stunden. Sie hat Phasen, in denen sie gerne hingeht (sagt Tschüß, spielt schön, schläft und isst dort gut) und Phasen, in denen sie beim Abgeben weint aber auch nach ca. 5 Minuen aufhört (spielt, isst und schläft dann aber dort auch gut). Zur Zeit haben wir wieder eine dieser extremen Weinphasen beim Abgeben. Erzieher meinen, es sei besser, schnell zu gehen, um den Abschiedsschmerz nicht zu verlängern. Aber das widerspricht doch der sanften Ablösung, oder? Zuhause ist sie übrigens total "normal", schläft und isst gut, ist m.E. gut gebunden, Loslösung läuft super (Papa darf alles außer ins Bett bringen). Allerdings ist sie auch schon seit jeher ein eher defensiver, ängstlicher und schüchterner Typ. Braucht Zeit um bei Fremden aufzutauen. Sollte ich darauf bestehen in der Abgebesituation länger dabei zu sein? Danke
Mitglied inaktiv - 01.12.2008, 10:12
Antwort auf:
Kinderkrippe
Stichwort: sanfte Ablösung
Hallo, die sanfte Ablösung beinhaltet, dass man ein weinendes Kind überhaupt nicht in einer ihm fremden Umgebung und bei ihm unbekannten Menschen zurücklässt. Erst wenn der Status einer Ersatzbezugsperson erreicht ist, können sich die Eltern entfernen. Unter 4 Jahren ist es aber nicht sinnvoll, den Verabschiedungsprozess "künstlich" auszudehen. Entweder schafft man ein feststehendes Ritual oder man geht "so beiläufig", wenn das Kind gerade gut beschäftigt ist.
Abschied kann man nicht lernen. Schon gar nicht im Kleinkindalter. Ich weiß nicht, wer diesen Unsinn überhaupt in die Welt gesetzt hat. Trennung und Abschied sind höchst emotionale Vorgänge. Kognitiv zu bewältigen sind sie erst, wenn der Verstand dazu ausreicht, den vorübergehenden und jederzeit revesiblen Trennungszustand von zwei aneinander gebundenen Personen zu verstehen. Dazu braucht der Mensch klare Vorstellungen von Raum und Zeit. Die aber sind ab 4-5 Jahre zu erwarten und dann auch erst einigermaßen klar. Zunächst behilft sich das Kind einfach nur mit Vertrauen in seine Bezugspersonen, aber wehe das Vertrauen wird (ohne nachvollziehbaren Grund) gebrochen. Das hat nachhaltige Folgen, vor allem wenn es häufiger geschieht. Das habe ich aber jetzt nur ganz allgemein gesagt. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 03.12.2008