Frage: Kinderarzt zum Thema Schlaf

Guten Tag, Herr Dr. Posth, ich bzw. mein Sohn (11 Monate) ist in guten Händen eines sehr kompetenten und freundlichen Kinderarztes. Heute war die U6 und unter anderem kamen wir auf das Thema Schlafen. Ich bemerkte, dass mein Sohn im Grunde ganz gut schläft, er aber in 11-12 Stunden Nachtschlaf ca. 2-3 x wach wird und Zuwendung braucht, unter Umständen auch durch Mitnahme in unser Bett. Er schläft dann problemlos weiter. Dennoch wollte ich wissen, ob dieses Aufwachen in der Nacht normal ist. Unser Kinderarzt schaute etwas skeptisch und empfahl uns, nachts allerhöchstens kurz zu ihm zu gehen um zu zeigen, dass wir noch da sind. Einschlafen müsse er eigentlich alleine. Dass er so häufig noch aufwache und Zuspruch brauche, liege daran, dass er eben nicht die Kompetenz besitze, alleine wieder in den Schlaf zu finden. Ja, so was hört man ja häufig. Aber: Daran ist bei unserem Sohn nicht zu denken und bisher habe ich ihm gerne Einschlafgeleit gegeben. Auch unterstützt durch dieses Forum und weil ich denke, dass es sich in späteren Jahren auszahlt. Weil ich aber unseren Kinderarzt für sehr kompetent und sympathisch halte, kommen mir Zweifel. Hat er vielleicht Recht? Stehen Sie mit Ihrer Ansicht, ein Kind unter 3 Jahren muss nicht alleine einschlafen, allein auf weiter Flur? Sind Sie quasi in Ihrem Berufsstand auch ein Exot? Muss ich jetzt die nächsten 2-3 Jahre jeden Einschlafvorgang meines Sohnes überwachen? Ist das normal? Oder ist es normal, ihn langsam, auch gegen seinen Protest, an das alleinige Einschlafen zu gewöhnen? Im Grunde bin ich mir ja sicher, dass Ihre Art des Umgangs mit dem Thema richtig ist und ich halte Ihre Argumentationen, die ja einen tiefenpsychologischen Ansatz haben, für außerordentlich überzeugend. Aber wenn Vertrauenspersonen wie der Kinderarzt etwas ganz Anderes propagieren, gerät man schon mal ins Schlingern. Verunsicherte Grüße einer Erstmutter, der wohl noch ein wenig Vertrauen in die eigene Vorgehensweise fehlt! Julchen

Mitglied inaktiv - 07.09.2004, 14:13



Antwort auf: Kinderarzt zum Thema Schlaf

(Stichwort emotionale Integration/Selbstkonzept) Liebe Julia(?), wahrscheinlich habe Sie ja schon viele Antworten von mir zum Thema Einschlafprobleme gelesen und kennen meinen Standpunkt. In meinem Langtext über das emotionale Bewußtsein(link oben links) erkläre ich die gefühlsmäßige Situation des Neugeborenen und Säuglings. Ich begründe die Notwendigkeit eines einfühlsamen, zugewandten und zuverlässigen Elternverhaltens bei inneren Konflikten (z.B. "Verlustangst", Trennung beim Einschlafen) des Säuglings mit der Theorie der emotionalen Integration. Die ist in der Tat neu, beruht aber auf den derzeitigen Erkenntnissen über die psychosoziale Entwicklung des Kindes. Sie begründet sich auf Ergebnissen der tiefenpsycholgisch orientierten Entwicklungspsychologie, der Hirnforschung und der Verhaltensbiologie des Menschen. Dagegen steht eine etwas anders gestrickte Lehrmeinung, die sich an die verhaltenstherapeutische Psychologie anlehnt und die Möglichkeit favorisiert, auch Säuglinge schon konditionieren zu müssen. Müssen heißt, daß solche Schritte einzuleiten sind, um unerwünsche Verhaltensweisen wie Schreien, Schlafstörungen und Fütterungsprobleme zu beseitigen. Diese unerwünschten Verhaltensweisen werden dazu mit dem Terminus Regulationsstörungen der frühen Kindheit belegt (diese Diagnose ist bis heute offiziell nicht anerkannt). Die sogenannte Regulationsstörungsthoerie wird hauptsächlich aus München von Frau Prof. Papousek und Ihren Mitarbeiter(inne)n seit ungefähr 10 Jahren propagiert. Auf sie geht die anerkennenswerte! Einrichtung von Schreiambulanzen zurück. Die Regulationstheorie geht von der Vorstellung aus, daß bei bestimmten Säuglingen mit schwierigem Temperament die angeborene Fähigkeit zur Selbstregulation versagt und die deswegen unbedingt die Ko-regulation ihrer Bezugspersonen brauchen. Diese Ko-regulation muß aber dabei so gestaltet sein, daß vor allem die Selbstregulation dadurch wiederhergestellt wird oder überhaupt erst in Gang gebracht wird. Nach dieser Theorie richten sich die meisten Kinderärztinnen und Kinderärzte ohne genau zu wissen, was das alles beinhaltet (z.B. auch das Ferber-Konzept). Und da sind wir bei Ihrem kompetenten Kinderarzt. Der Begriff Selbstkompetenz des Säuglings soll besagen, daß der Säugling bei emotionalen Erregungszuständen in der Lage sein müßte, sich selbst zu beruhigen. Wenn nicht, dann muß er das lernen. Die Tiefenpsycholgie und die Verhaltensbiologie sagen eher das Gegenteil. Die Regulation der emotionalen Erregungszustände kann der Säugling nicht! alleine herstellen, dazu fehlen ihm -sagen wir- lerntheoretische Voraussetzungen. Das kann man alles auf komplizierte Weise auch noch begründen. Selbstregulation ist danach erst im 3.-4. Lebensjahr möglich. Bis dahin bedürfen der Säugling und das Kleinkind unbedingt der Regulationshilfen ihrer Eltern. Und das ist von der Natur um der ungetrübten Sozialisation des menschlichen Nachwuchses willen so gewollt. Auch das läßt sich gut erklären. Im 1. Leb.jahr gebührt der Part vorzugsweise der primären Bezugsperson, die in der Regel die Mutter ist (daher primäre Bindung), im zweiten dann auch dem Loslösungsvorbild, das meistens der Vater ist (daher triadische Lösung, Mutter-Vater-Kind als Grundform der Familie). Erst im 3. Lebensjahr besteht demnach durch die gelungene Loslösung und das Ich-/Selbstkonzept des Kindes soviel Selbstkompetenz, daß das gelingen kann, was die Regulationstheoretiker schon im 1. Lebenjahr dem Säugling abverlangen. Die Gefahr der Regulationstheorie besteht meines Erachtens in zwei Dingen: 1. die Bindung droht dadurch unsicher zu werden (Urvertrauen geht verloren). 2. die Gefühle von Unheimlichkeit und Angst in der Verlassenheit werden ins Unterbewußtsein verdrängt und bilden potentielle Störherde für das spätere Selbstkonzept und die weitergehende Persönlichkeitsentwicklung. Durch beide Störungsmomente sind also die gesunde Persönlichkeitentwicklung und das seelische Wohlbefinden auf Dauer bedroht. So, jetzt habe ich in Kürze noch einmal zusammengefaßt, worum es mir geht und was ich in der Entwicklungspsychologie erreichen möchte. Aber jetzt haben Sie eine Möglichkeit, sich für das eine oder andere Konzept zu entscheiden. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.09.2004



Antwort auf: Kinderarzt zum Thema Schlaf

denn ich begleite unsere Tochter seit 2 Jahren fast regelmäßig in ihren Schlaf, indem ich daneben sitze. Fast jede Nacht kommt sie zu uns ins Bett wenn sie nicht gleich dort ein- (und dann durch-) schläft! Ich habe kein Problem damit und halte von den "Brutalmethoden" nicht viel. Irgendwann werden sie alleine einschlafen (spätestens wenn der erste Übernachtungsgast dabei ist *g*) Ich bin auch Einzelkindmama und hab mich daran gewöhnt, daß es nur Kinder (oder Mamas?) gibt, bei denen alles entweder suuuper gut oder eben total daneben läuft. Laß Dich nicht verunsichern Kleinkind-Mama (die seit einer Woche Kindergartenmama einer 4 jährigen Tochter ist)

Mitglied inaktiv - 07.09.2004, 17:55



Antwort auf: Kinderarzt zum Thema Schlaf

und mache es weiterhin wie bisher.Ich lege mich grundsätzlich mit hin,während mein Kind einschlaft,er würde ständig aufstehen und weinen,würde ich raus gehen.Das klappte mal ne Zeit mit dem allein einschlafen und durchschlafen in seinem Bett,doch dann kamen vier Zähne auf einmal und er brauchte mich wieder mehr,dabei ist es nun gebleieben und ich finde es nicht schlimm.Sobald er schläft,stehe ich wieder auf*grins*.Ich denke mir wozu Streß machen,wenn es auch anders geht.Und wenn er nachts wach wird,dann hole ich ihn rüber ins Bett,er schläft mit in meinem Schlafzimmer:).Ich erzähle das nirgendswo außer hier,denn ich möchte darüber nicht diskutieren,ich gebe meinem Kind die Nähe und Geborgenheit,die es braucht,alleine schlafen das kommt irgendwann von selbst:). Liebe Grüße Nele

Mitglied inaktiv - 07.09.2004, 19:49



Antwort auf: Kinderarzt zum Thema Schlaf

Mein Sohn (2 3/4) schläft auch nur ein, wenn ich daneben liege und kommt nachts oder gegen morgen meistens in unser Bett. Das hat meine Schwester mit meiner Nichte auch so gemacht. Manchmal sogar noch als sie 11-12 Jahre alt war. Und heute ist sie die selbständigste und vernünftigste 15-Jährige, die ich kenne. Sie werden so schnell groß und dann wollen sie bestimmt nicht mehr in unserem Bett liegen. Also handele einfach nach deinem Gefühl. Liebe Grüße, Mary

Mitglied inaktiv - 08.09.2004, 11:11



Antwort auf: Kinderarzt zum Thema Schlaf

Hallo Julchen, ich habe 2 söhne und beide sind nicht alleine eingeschlafen. ich lege mich mit hin und steh auf wenn der kleine eingeschlafen ist. dann transportiere ich ihn in sein bettchen. nachts wandert wer von selbst in unser bett. dann schicke ich ihn auch nicht mehr weg, weil er sofort wieder einschläft und ich dann auch ruhiger schlafe. mein erstgeborener ist nach dem gleichen schema aufgewachsen und mit 5 jahren von allein in sein bett gewechselt weil es ihn bei uns zu eng wurde. ich habe ihn schon vermisst. jetzt schläft er nur noch bei uns wenn er krank ist. da dann 2 kinder mit uns das bett teilen, ziehen mein mannn udn ich dann abwechselnd ins wohnzimmer. ich stehe dazu. meine oma, bei der ich aufgewachsen bin hat es mit mir auch so gemacht und meine schwiegermutter bei 5 kindwern. es kann also nicht so falsch sein. zumal andere völker tratidionel ihre kinder mit im bett schlafen lassen. sandra

Mitglied inaktiv - 10.09.2004, 15:40



Antwort auf: Kinderarzt zum Thema Schlaf

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Mitglied inaktiv - 10.09.2004, 17:55



Antwort auf: Kinderarzt zum Thema Schlaf

Also machen wir es richtig! Euch allen eine ruhige Nacht ... Kleinkind-Mama

Mitglied inaktiv - 11.09.2004, 19:59



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