Hallo, es geht ja die Tendenz zur Einschulung mit 5. Wie bewerten Sie dieses Schuleintrittsalter vor dem Hintergrund der allgemeinen Entwicklung von Kindern? Ist das sinnvoll? Oder kann man das pauschal nicht sagen? Hintergrund ist mein Sohn, geboren im September, somit in unserem Bundesland ein Kann-Kind. Entweder also mit Ende 5 oder mit Ende 6 in die Schule. Eine normale Entwicklung vorausgesetzt, was ist besser?
Danke,
Lina
P.S.: Haben Sie den Spiegel-Aufmacher diese Woche gelesen (Sex und Psychoanalyse)? Musste an Sie denken, bin auf viele Ihrer Gedanken gestoßen (Verbindung Hirnforschung/Psychoanalyse usw.).
Mitglied inaktiv - 02.05.2006, 09:52
Antwort auf:
Einschulung
Liebe Lina, habe den Artikel angelesen, aber nicht durch (Zeitmangel). Zum demselben Thema gab es auch in der Zeitschrift Gehirn & Geist, Spektrum-Verlag, Heft 1-2/2006 einen umfangreichen Artikel. Sie haben Recht, wenn sie da an mich denken. Meine Vorstellungen basieren zwar weniger auf der klassischen Psychoanalyse, als vielmehr auf der Tiefenpsychologie, aber die Neurowissenschaften und die Hirnforschung sind für mich schon maßgeblich.
Was die Frage der Einschulung angeht, gibt es zwei Dinge zu bedenken: Erstens, sind die Kinder denn mit 5 Jahren sozial reif genug für die Schule? Zweitens, sind sie aufnahmebereit genug für den Wissenserwerb? Zur letzten Frage habe ich eine eindeutige Position: ja, sie sind es. Es ist letztlich nur eine Frage der Methodik und Didaktik, wie man ihnen den Wissenserwerb anbietet.
Zur ersten Frage bin ich mir nicht sicher. Wenn Kinder eine weitgehend unproblematische, psychosoziale Entwicklung durchlaufen durften, sind sie mit 5-6 Jahren sicher ausreichend sozialkompetent, um das Gruppenleben und das Lernen in der Gruppe zu meistern. Aber wieviele Kinder können das von sich sagen? In der Realität finden wir doch immer häufiger eine andere Situation vor. Und wie ist die Antwort der Schule dann? Lehrerautorität? Methylphenidat für alle? Migrantenkinder ab in den kollektiven Deutschunterricht? Ich gebe zu, jetzt etwas verkürzt zu argumentieren, aber sonst wird die Antwort zu lang. Kurz und gut: es gibt noch viel Gesprächsstoff und noch viel vorab zu regulieren. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 05.05.2006