"Bestechung" beim Sauberwerden?

Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: "Bestechung" beim Sauberwerden?

Hallo Herr Dr. Posth, Samuel (Frühchen, geb. Anfang 36. SSW) ist jetzt 3 1/2 Jahre alt und weigert sich nach wie vor, die Toilette/das Töpfchen zu benutzen. Inzwischen sagt er manchmal, dass er grade Pipi gemacht hat oder dass er stinkt :-) und eine neue Windel möchte. Ein einziges Mal wollte er von sich aus aufs Klo (da war die Windel ausgelaufen und seine Kleidung schmutzig) und ist auch mit Begeisterung eine halbe Stunde draufgeblieben - zwar ohne Erfolg, aber immerhin ganz freiwillig :-)! Jetzt frage ich mich, ob ich ihn mit "Bestechung" vielleicht dazu bringen könnte/sollte, die Toilette aufzusuchen - z. B. "Wir gehen jetzt erst aufs Klo und hinterher holen wir uns ein Eis!" oder in der Richtung. Bisher habe ich derartige Dinge in allen Bereichen vermieden, weil eine selbstverständliche Handlung m. E. nicht belohnt werden sollte. Aber so ein kleines bißchen Nachhilfe...?! Ich bin mir wirklich unsicher. Außerdem bin ich in der 39. SSW und die Aussicht auf demnächst zwei Wickelkinder ist nicht wirklich berauschend ;-). Wir haben Samuel übrigens niemals geschimpft oder gezwungen, es ohne Windel zu versuchen. Er will einfach noch nicht so recht. Falls wir es mit Belohnen nicht versuchen sollen - bis zu welchem Alter ist es "normal", dass Kinder "nicht sauber" sind? Ich habe mal gehört, dass die Zeitspanne bis zum Schuleintrittsalter geht. Stimmt das? Vielen Dank Emily

Mitglied inaktiv - 18.05.2004, 09:26

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Antwort auf: "Bestechung" beim Sauberwerden?

Liebe Emily, die Spanne ist tatsächlich ziemlich groß, aber bis 4 Jahre sind etwa 75% tagsüber trocken und sauber. Bestechen hilft nichts, denn nur die Unterwerfung unter die natürliche Notwendigkeit der Ausscheidung ist der richtige Weg. Sobald man anfängt, steuernd in diesen komplizierten und etwas störanfälligen Prozeß einzugreifen, droht die Sache schief zu gehen. Was nützt es Ihnen, wenn Ihr Sohn um eines Eises willen den Stuhl zum falschen Zeitpunkt absetzt und schließlich obstipiert oder versucht, den Urin für die Belohnung zu halten und plötzlich erlebt, wie "alles in die Hose geht"?. Also ruhig abwarten! Das Kind muß lernen, wielange es vom "Mußgefühl" bis zum Ausscheidungsdrang dauert, und es muß bereit sein, dafür sein Spiel zu unterbrechen und aufs Töpfchen oder die Toilette zu gehen. Der Lohn ist dann einzig der Erfolg! Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.05.2004

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