Guten Morgen!
Wir haben 3 Kinder. 13 Monate, 5 Jahre und 8 Jahre. Unser Kleinster stellt derzeit unser Familienleben auf eine harte Probe. Er ist sehr temperamentvoll, aktiv, lebendig, fröhlich und äußerst wissbegierig. Er hat sehr viele Bedürfnisse und die wollen sofort erfüllt werden, ansonsten gibt es lauthalses Schreien, dass auch nicht zum ablenken oder trösten ist. Er will es dann einfach. Die anderen Kinder leiden, weil ich bzw. am Wochende auch mit meinem Mann, kaum Zeit für die anderen Kinder bleibt. Z.B. können wir nicht allein aufs Klo, ohne auf den Schoß. Er will morgens um 7.00 Uhr raus und kann so wie gestern 11/2 h stark quengeln bis ich raus kann. Viele Sachen gehen wirklich nicht (weil gefährlich, oder einfach derzeit nicht mögich). Wie sollen wir vorgehen, das ewige Weinen, wenn er seine Bedürfnisse nicht erfüllt bekommt sind zermürbend. Mein Mann sagt, dass auch wir noch welche haben sowie die anderen zwei Kinder. Müssen/Sollen wir alles erfüllen?
Danke
Lynnemel
von
lynnemel
am 25.07.2011, 08:09
Antwort auf:
Bedürfnisse bei 1 Jährigem sofort erfüllen?
Stichwort: erste Erziehungsprozesse
Liebe Lynnemel, wenn der Säugling seine Willen entdeckt, steckt er dabei noch voller Drang. Er kann seinen Willen nicht kontrollieren und schon gar nicht zurücknehmen. Aber das ist bei jedem Kind so, nur dass sie sich vom Temperament unterscheiden. Und jetzt macht sich auch schon in zaghaften Ansätzen das Bindungsfüge bemerkbar. Widersetzen sich die Bezugspersonen dem Willen ihres Kindes in diesem Alter, entwickelt es Ärger und Wut und fängt an, lauthals zu protestieren. sicher braucht man diesem Protest nicht in jeder Weise nachzugeben. aber es macht noch keinen Sinn, ein Kind jetzt durch konsequentes Nichtbeachten oder Verweigern der Wunscherfüllung zu Geduld und Toleranz zu erziehen. Denn das 1-jährige kann diese Selbstkontrollmechanismen noch gar nicht aufbauen. Dazu fehlt ihm die neuronale Reife im Gehirn.
Was geht, ist gezieltes Ablenkung, liebevolles Beschwichtigen und das Entfernen des begehrten Gegenstandes aus dem Erreichbarkeitsradius des Kindes. Das Kind spürt an der klaren Reaktion seiner Bezugspersonen, allen voran der Eltern, was geht und was nicht geht. Und mit der zeit richtet es sich danach, was auch noch kein Gehorchen ist (wie manche vordergründig meinen), sondern nur die Akzeptanz einer "höheren Macht". Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 27.07.2011