Lieber Herr Nohr,
Mein Sohn (19 Monate) ist sehr aufgeweckt und wehrt sich immer mit Händen und Füßen gegen das Einschlafen. Bis vor ca einer Woche klappte unser Ritual gut:Buch lesen, Kuscheln, Schlaflied, Geschichte erzählen. Er ist meist noch trotz größter Müdigkeit während des Einschlafens 2, 3 mal aufgestanden und im dunklen Zimmer zur Tür gelaufen - ich habe ihm dann gesagt, dass die Tür leider zu ist, dass er aber mit mir auf dem Sessel/Boden/Bettchen noch kuscheln kann, dass ich ihm noch was erzählen kann usw...
Nach kurzem Gemecker hat er es akzeptiert und ist dann friedlich bei mir eingeschlafen.
Nun ist er innerhalb der letzten Woche 3. Mal abends doch durch die Tür gekommen - einmal als meine Mutter ihn ins Bett gebracht hat, zweimal mit mir, weil ich hoffte, er würde in unserem Bett (wo er meist auch die zweite Hälfte der Nacht verbringt) besser zur Ruhe kommen. Leider hat es dort im Gegenteil jeweils sehr lange gedauert, bis er einschlief, weil er noch rumgetobt ist usw...
Nun hatte ich heute den Entschluss gefasst, ab sofort wieder ohne Ausnahme im Kinderzimmer zu bleiben und war auf protest eingestellt - mein Mann hingegen möchte nicht, dass ihr ich den Kleinen im Kinderzimmer "festhalte". Was meinen Sie - kann ich meinem Sohn so beim Einschlafen helfen? Oder sollte ich lieber noch mehr auf seine Bedürfnisse eingehen? Danke für Ihre Einschätzung
von
Bärenmama2016
am 21.06.2018, 23:27
Antwort auf:
Wie viel Unterstützung beim Einschlafen geben?
Liebe Mama des Bären,
ich halte nicht viel davon, allen Bedürfnissen der Kinder nachzugehen. Es hilft ihnen oft nicht und vermittelt eine Illusion. Sie sind Teil einer Familie, zugegeben, in diesem Alter noch sehr bedürftig. Aber die Bedürfnisse und Wünsche der anderen Familienmitglieder brauchen auch ihren Platz.
Gerade bei der Einschlafsituation ist Struktur meist hilfreich, erleichtert das zur Ruhe kommen. Klare Grenzen , altersgerecht vermittelt, haben nichts mit einsperren zu tun, sondern mit der Gestaltung einer sicheren Situation. "Jetzt ist Zeit zum schlafen und nicht zum spielen." Alles zu seiner Zeit. Kinder suchen diese Struktur und Grenze sogar immer wieder und es ist unser Job als Eltern, diese Erfahrung liebevoll möglich zu machen.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 22.06.2018
Antwort auf:
Wie viel Unterstützung beim Einschlafen geben?
...entschuldigen Sie den Zusatz. Ich merke an meinem Text, wie übermüdet ich gestern war, als ich schrieb, und meine Frage ist nicht ganz richtig gestellt.
Ganz kurz zusammengefasst: Meine Erfahrung ist, dass mein Sohn in seinem Kinderzimmer bald zur Ruhe kommt, wenn das Licht ausgeht und die Tür zu ist - auch wenn er dagegen immer mal wieder protestiert. Die Müdigkeit gewinnt dann. Halten Sie es für hilfreich, wenn ich ihn durch diese Maßnahmen (Tür zu, Licht aus) beim "loslassen" unterstütze? Ich bleibe ja da und biete immer wieder Körperkontakt, Singen, Geschichte flüstern an. Oder meinen Sie, es ist für ihn besser, wenn ich seinem Wunsch nachgebe und ihn so lange außerhalb des Kinderzimmers spielen lasse, bis er quasi vor Müdigkeit umfällt? Würde er so besser lernen, sein eigenes Schlafbedürfnis einzuschätzen?
Vielen Dank für Ihre Arbeit hier.
von
Bärenmama2016
am 22.06.2018, 09:32