Werter Herr Dr. Nohr
Mein Sohn leidet an einer Regulationsstörung. Er schreit oft und viel. Ich versuche immer sofort zur Stelle zu sein, doch zum Beispiel beim Autofahren, kann ich ihn nicht immer sofort hoch nehmen. Es kann also vorkommen das er mal 10-15 Minuten schreit, bis wir mit dem Auto halten können. Ich rede dann mit ihm und streichel ihn, aber kann ihn halt nicht hoch nehmen. Er ist ein Kind was sich sehr schnell sehr doll aufregt und dementsprechend stark und laut schreit, was mir jedes Mal das Herz bricht.
Kann Das Urvertrauen geschädigt werden wenn er zB im Auto mal schreit und ich ihn nicht hochnehmen kann ? Werden wir deshalb eine schlechtere Mutter-Kind-Bindung haben ?
Danke für Ihre Antwort
Mitglied inaktiv - 10.04.2018, 08:12
Antwort auf:
Urvertrauen
Urvertrauen entsteht nicht nur über die reale Wunscherfüllung, sondern über den Kontakt, die wohlwollende Zuwendung. Nur bei sehr jungen babys geht das fast ausschließlich über Hautkontakt und Nähe. Schon nach ca. 2 Monaten sind auch andere Sinneswahrnehmungen (Stimme, Geruch usw.) verbindend. Wenn sie dabei sind, mit ihm sprechen, ihn streicheln, dann kann es sein, dass er trotzdem weint und unzufrieden ist, vielleicht gibt es auch schon (je nach Alter) eine Ahnung davon, dass auch Mütter/Eltern nicht alle Wünsche erfüllen können. Es wird auch eine stress-Reaktion stattfinden, die auf Dauer belastend sein kann. Deshalb versuchen sie ja auch, die Situation so kurz wie möglich zu halten. Aber er ist seelisch und körperlich nicht allein mit seinem Schmerz/Ärger/Frust und verlassen. Und das ist die wichtige Erfahrung für eine gute Bindung.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 10.04.2018