Hallo Frau Henkes,
in nächster Zeit stehen viele Veränderungen an (Geburt Bruder, Umzug) und wir wollten die aktuell ruhige Phase für die Schnullerentwöhnung (Sohn 2,5 J) nutzen. Das ist leider schiefgegangen und wir machen uns Vorwürfe wegen unserer Inkonsequenz.
- Wir haben immer mal wieder von der Schnullerfee gesprochen und vor 3 Wochen war er bereit, seine Schnuller in ein Paket zu packen und gegen ein Auto zu tauschen.
- Zunächst ging alles gut. Allerdings wurden tagsüber seine Wut- und Trotzanfälle häufiger und deutlich intensiver, er war ständig angespannt.
- In der 5. Nacht ist er um 3:30 aufgewacht und hat sich nicht mehr beruhigen lassen. Er wollte unbedingt sein Auto zurück tauschen. Nach 1,5 Std haben wir die Schnullerfee angerufen und den Schnuller zurück geholt.
- Einige Tage später hat er von sich aus gesagt, dass das Auto nachts auf seinen Schnuller aufpasst. Das hat leider auch nur 1 Nacht funktioniert, jetzt hat er also wieder Auto und Schnuller.
Er braucht den Schnuller noch sehr zur Regulation (schnullert dann 1 Min, wirft ihn dann weg). Verhindert ein Schnuller das Erlernen anderer Methoden zur Selbstregulation? Müssen wir Wutanfälle in der aktuell schwierigen Phase konsequent ohne Schnuller beenden, auch wenn diese dann häufig sehr lange dauern? Wann und wie sollen wir einen neuen Versuch starten?
Danke!
von
Kastanie89
am 15.10.2020, 08:10
Antwort auf:
Schnuller Kleinkind
Hallo,
mit zweieinhalb Jahren ist es völlig in Ordnung, wenn Ihr Sohn den Schnuller noch benötigt, zumal es sich offenbar immer nur um einen kurzen Zeitraum handelt und nicht um ein Dauernuckeln.
Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass er keine anderen Möglichkeiten der Selbstregulation kennenlernt. Sie werden ihm ja sicher immer wieder welche anbieten oder wenn es sich ergibt, Vorschläge machen. Er wird auch selber einiges ausprobieren im Laufe der Entwicklung.
Ich könnte mir vorstellen, dass die "ruhige Phase", von der Sie sprechen, gar nicht so ruhig war. Es stehen ja nicht nur für Ihren Sohn sondern auch für Sie große Veränderungen an, die Sie gedanklich und emotional sicher sehr beschäftigen. Das könnte Ihr Sohn durchaus gespürt haben. Möglicherweise hat ihn das umso mehr an den vertrauten Ritualen festhalten lassen.
Rituale geben Kindern Sicherheit und die kann Ihr Sohn bei den anstehenden Veränderungen gewiss gut brauchen. Für Sie kann es sinnvoll sein, diese Entwöhnung nicht gerade dann zu machen, wenn Anderes schon Ihre ganze Energie benötigt.
Wenn mit dem zweiten Kind wieder mehr Alltag bei Ihnen etabliert ist, finden Sie sicher eine Möglichkeit, die Schnullerentwöhnung umzusetzen. Dabei können Sie Ihren Sohn ja auch zunehmend beteiligen.
Es kommt häufig vor, dass eine Phase für die Eltern gerade günstig wäre, um bestimmte Maßnahmen beim Kind zu ergreifen. Das Kind wird davon überrascht, findet die Phase aber leider nicht günstig und spielt nicht mit.
Vorwürfe wegen der "mißglückten Entwöhnung" brauchen Sie sich nicht zu machen. Das hilft in der Regel nicht, mit einem Thema entspannt umzugehen. Das wäre für Ihren Sohn aber wichtig.
Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Entbindung und die anstehenden Veränderungen.
Ingrid Henkes
von
Ingrid Henkes
am 15.10.2020