Sehr geehrter Herr Dr. Nohr,
vor 2 Monaten hatten Sie mich
https://www.rund-ums-baby.de/entwicklung-von-babys-und-kindern/Essverhalten-unserer-Tochter-3-5-Jahre-100-cm-17-5-cm-stark-verkuerzt_1495.htm
unterstützt u.um Rückmeldung gebeten,dies hat sich jetzt durch die Geburt unseres 2. Kindes verzögert.
Wir haben auf Begrenzung bei„echten Mahlzeiten“(außer wenn sie deutlich satt war/mit dem Essen spielt u.beim Abräumen noch etwas Neues sieht/will:„Die Mahlzeit ist beendet,Du warst zufrieden u.satt, jetzt gibt es nichts mehr“)verzichtet u.festen Obst-Nachtisch eingeführt.
Wenn sie außerhalb der Mahlzeiten etwas möchte, haben wir ihr klare Regeln erklärt (die wir generell auch ohne unsere spez.Situation wollen): Keine Süßigkeiten kurz vor Mahlzeiten, tgl. 1x etwas Süßes aus ihrer „Süßen Schachtel“ (Regelmäßigkeit / Selbstbestimmung), direkt nach dem KiGa (Jause ist 1 Std her) kaufen wir auf dem Heimweg nichts,zu Hause kann sie Obst/Joghurt haben).
Bei diesen Begrenzungen gibt es wieder Wut – die wir i.S. eines „normalen Wutanfalles“ werten u. begleiten (es bleibt aber anstrengend).
Was halten Sie davon? Haben Sie eine Erklärung,warum gerade Essen seit Beikosteinführung 1)so eine hohe Priorität u.2)so eine emotionsregulierende Funktion hat? Ggf Ideen, wie wir das ändern könnten?
Vielen Dank!
von
anna_b_c_d
am 29.01.2019, 10:57
Antwort auf:
Rückmeldung / Nachfrage Essverhalten Tochter?
Hallo Anna,
die emotionsregulierende Funktion von Essen ist eine Tatsache. Jeder kennt sie, jeder kennt die verschiedenen Störungen, die sehr zugenommen haben. Essen kann etwas Beruhigendes, Befriedigendes haben, ist eine sinnliche Wahrnehmung, die lustvoll sein kann. Es ist auch das Einverleiben von etwas, das nährt. Die Frage bleibt aber, warum manche Kinder vor allem mit dem Essen (oder Verweigerung) auf stress reagieren, andere ganz anders. Was holt sich Ihre Tochter über das Essen? Da entsteht die Frage, welchen Stellenwert essen in der Familie hat, wie dort damit umgegangen wird usw.. Es könnte auch sein, dass Ihre Tochter am Essen bekommen symbolisch bemisst, wie viel sie Ihnen wert ist. Auch das gälte es langsam wieder zu entkoppeln.
Ich finde die von Ihnen erreichte Entdramatisierung als ersten Schritt hilfreich. Allerdings könnte die Geburt des Geschwisterkinds das Gefühl des "nicht-genug" noch mal verstärken und die Situation erschweren. (Da braucht man dann mal ein bißchen mehr ) Ziel bleibt, die Freude am essen zu erhalten (oder wieder zu gewinnen) und das Essen nicht zum Machtkampf werden zu lassen. Das bedeutet, die Wünsche zu akzeptieren und nicht abzuwerten, Ausnahmen zuzulassen und die Regulierung zu übernehmen.
Ich hoffe, es gelingt Ihnen über mehr verstehen das System entzerren zu können. Gerade beim Essen ist das sehr wertvoll.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 29.01.2019