Lieber Dr. Nohr,
Unsere Tochter, 10 Monate alt, liebt ihren Papa abgöttisch, bei niemandem sonst lacht sie so laut, freut sich so sehr wenn er kommt und mit niemandem sonst spielt sie lieber.
Aktuell darf aber nur mama sie ins Bett bringen oder trösten. Grundsätzlich kein Thema, ich mache es gern. Mein Mann ist aber wirklich papa durch und durch und möchte es einfach hin und wieder mal probieren, was ich auch verstehen kann.
Leider weint sie dann aber oft, sodass schlussendlich doch ich ins Zimmer komme und sie ins Bett bringe, weil ich einfach weiß was klappt. Dann beruhigt sie sich sofort und schläft.
Meine frage lautet aber: ist es überhaupt richtig, es hin und wieder mit papa zu probieren, obwohl wir wissen, dass sie dann weint? Wie lange darf ich ihn probieren lassen, bis ich einschreite? Ich habe nämlich Angst, dass es ihr schadet, wenn sie sich bei papa einfach nicht beruhigt. Andererseits ist er ja auch in allen anderen Situationen eine absolute Bezugsperson für sie.
Danke für ihren Rat!
von
Schaschi
am 05.10.2020, 21:04
Antwort auf:
Nur mama darf ins Bett bringen
Hallo,
wie Sie aus vielen Fragen in diesem Forum sehen können, taucht diese Situation immer wieder auf. Ich versuche dann deutlich zu machen, dass ein Kind schon seine Präferenz für bestimmte Situationen zeigen darf, und wenn möglich, sollte man dem auch entsprechen. Das spricht nicht für oder gegen Vater/Mutter, sondern bedeutet, dass (wie Erwachsenen auch) das Kind in Situationen innerlich entscheidet, wer dafür am besten passt. Diese Priorisierung wird es immer wieder in verschiedenen Momenten geben und man sollte es nicht als Ablehnung oder grundsätzliche Bevorzugung sehen.
Natürlich würde ich als Vater mich auch immer wieder anbieten, aber auf dem o.g. Hintergrund sollte man das nein gelassen akzeptieren. Ich würde das schon für mich selbst nicht lange ausdehnen, sondern früh annehmen, denn erzwingen/überzeugen lässt sich das nicht, so lange die "passendere" Alternative da ist.
Mit der Zeit merken die Eltern, wer von beiden in welchen Situationen geeigneter ist, was Ausdruck einer unterschiedlichen (nicht besser/schlechter) Beziehung ist.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 06.10.2020